Internationaler Markt

Der Aufstieg der globalen Wirtschaft aus dem Corona-Tief überfordert die Energiemärkte. Das Angebot kann der Nachfrageentwicklung nicht hinreichend schnell folgen. Eine solche Unausgewogenheit regelt die Marktwirtschaft mit der dämpfenden Wirkung des Preisanstiegs. Noch ist Energie nicht teuer genug, um die Nachfrage in eine veritable Krise zu zwingen. Sie liegt aber bereits in Sichtweite.

Für die schlechte Verfassung des Energieangebots gibt es unterschiedliche Gründe. Investitionen in den notwendigen Ersatz altersschwacher Infrastruktur werden unterlassen. Es gibt Fehleinschätzungen über den Umgang mit Ölquellen. Energie wird als Instrument zur Durchsetzung von politischen Zielen eingesetzt. Das sind derzeit die wesentlichen Erscheinungsformen, die zur Knappheit führen. Sie alle sind keine Naturkonstanten, sondern von Menschen gemacht. Naturkonstanten sind die Menge in der Erde vorhandener fossiler Energieressourcen und die tägliche Einstrahlung solarer Energie, aus der die Natur unterschiedliche Sekundärformen macht, beispielsweise Wind und Biomasse.

Die irdischen Energieressourcen sind definitiv endlich. Ihr Ende ist aber lange noch nicht erreicht. Aus dieser Perspektive ist die aktuelle Energiepreissteigerung nur eine Phase in dem Schweinezyklus von Unter- und Überversorgung, der für kapitalistisches Wirtschaften typisch ist. In anderen Worten, die Preise werden wieder fallen, nicht heute und nicht morgen aber in einer noch unbestimmten Zukunft. Ein Indiz für diese These ist der Wiederaufbau der US-Schieferölindustrie. Er schreitet mittlerweile kräftiger voran als angesichts der Firmenpleiten zu erwarten war, weil der Ölpreis absehbar ausreichend hoch sein wird.

Der Ersatz fossiler Energien durch Solarenergie ist quantitativ mit naturwissenschaftlicher Gewissheit möglich. Er verlangt den Menschen allerdings eine fundamentale Verhaltensänderung ab. Sie müssen in ihrem Lebensablauf wieder mit der Natur gehen. Das betrifft Tages- und Jahresabläufe sowie Wetter- und Umweltabhängigkeiten. Ursächlich für den Paradigmenwechsel ist das Speicherproblem. Im Gegensatz zu fossilen Energieträgern verfügen die Regenerativen allenfalls in einigen sekundären Ausprägungen über Speicherfähigkeit. Aus heutiger Sicht wird gespeicherte regenerative Energie immer knapp bleiben. Dieser Umstand wird einen globalen Verzicht auf fossile Energie noch lange verhindern.

Der Fluss fossiler Energie kann auch nicht nach menschlichem Belieben hoch- und runtergefahren werden. Ein Beispiel hierfür ist die Unfähigkeit einiger OPEC-Mitglieder, ihre Ölförderung nach dem zu Preisregulierungszwecken durchgeführten partiellen Lockdown wieder hochzufahren. Die Struktur der Ölfelder lässt das nicht ohne Weiteres zu. Es sind technische Maßnahmen zur Ertüchtigung erforderlich, mit denen man nicht gerechnet hat und deren Einsatz nun Zeit und Geld kostet. Hierbei handelt es sich um ein Problem mit hochaktueller Knappheitsfolge.

In die politische Kategorie gehören schließlich die durch westliche Länder blockierten Öl- sowie Gaslieferungen aus dem Iran und aus Russland. Iranisches Öl wird wegsanktioniert, weil sich das Land atomwaffenfähig macht. Erst wenn es dazu ein internationales Agreement gibt, soll der Iran wieder liefern dürfen. Die laufenden Verhandlungen darüber sind zäh und nur bedingt hoffnungsvoll. Eine ähnliche Entwicklung droht nun in Bezug auf russische Energielieferungen. Der aggressiven Umklammerung der Ukraine durch Russland wollen dieselben Länder wie in der Atom-Causa die gleichen Mittel entgegensetzen. Den Unterschied macht die Größe des Lieferanten. Während der Ausfall iranischen Öls verkraftbar ist, trifft nicht geliefertes Öl und Gas aus Russland Europa ins Mark. Die bereits aufgewühlten Preise werden im Moment einer russischen Invasion noch deutlicher aufwärtsschnellen.

Einen Vorgeschmack auf so ein Ereignis brachte die Preisentwicklung am Freitag zutage. Die Notierungen legten um vier Prozent zu. Heute Morgen zeigen die Ölbörsen das gleiche Muster wie in den Vorwochen. Die Notierungen geben einen Teil der letzten Gewinne ab.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 93,02 Dollar und das Barrel Brent zu 94,21 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 840,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8839 Euro. Damit kostet der Euro 1,1313 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen erneut kräftig, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie haben ein Zehnjahreshoch überschritten. Ursächlich für den jüngsten Sprung ist die sich andeutende Okkupation der Ukraine durch Russland. Es bedürfte einer friedvollen Überraschung nicht für möglich gehaltenen Ausmaßes, um die Preise zu besänftigen. Die ist momentan nicht denkbar.

Der Binnenmarkt für Heizöl ist trotz der hohen Preise einigermaßen belebt. Bestellt wird aus einer Vorratsnot heraus oder aus Sorge vor stetiger Teuerung. Die zwischenzeitlich aufgekommene Hoffnung auf tiefere Preise ist wieder auf dem Rückmarsch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem Patt für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen keine Preiszuversicht zu. Sie weisen allesamt aufwärts. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Nennenswert günstiger wird Heizöl in naher Zukunft kaum werden.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil