Internationaler Markt

Ein paar Monate Ölmarkt ist eine Achterbahnfahrt der Stimmungen. Hinter uns liegt gerade eine kurvige Abfahrt mit uneinsehbarem Verlauf, der die Fahrgäste lediglich unter Spannung setze, das obligatorische Juchzen und Kreischen aber nicht auszulösen vermochte. Die Fahrt ist nun schnell genug, um einen Anstieg bewältigen zu können. Der kommt in der realen Ölwelt in Form einer gebrochenen Pipeline und eines Politikwechsels daher.

Die Pipeline liegt in Nordamerika und befördert Rohöl von Alberta in Kanada zu den Raffinerien im Mittleren Westen und an der Südküste der USA. Sie heißt Key Stone Pipeline und ist ein Kernelement der nordamerikanischen Ölinfrastruktur. Durch ihre Rohre darf Rohöl ausnahmsweise schneller gepumpt werden als durch andere vergleichbare Einrichtungen. Das ging bereits in der jüngeren Vergangenheit nicht immer gut. Nach zwei größeren Unfällen ist ein Teil der Leitung in der letzten Woche zum dritten Mal gebrochen. Dabei ist das Äquivalent von fast 70 großen Tankwagen voll Rohöl ausgelaufen. Die Menge von 13 Tankaufliegern sei bereits unschädlich gemacht, lässt die Betreibergesellschaft verlauten. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Transportstrecke für unbestimmte Zeit außer Betrieb genommen werden musste.

Damit fehlen den USA täglich 0,6 Millionen Barrel Rohöl. Das entspricht etwa einem Drittel der bundesdeutschen Ölversorgung. Für einige Tage lässt sich so ein Ausfall ohne Probleme kompensieren. Über Wochen oder gar Monate führt das zu ernsthaften Schwierigkeiten. Die Lage im zentralen Tanklager der USA in Cushing, Oklahoma hatte sich gerade entspannt. Sollte keine schnelle Reparatur der Pipeline gelingen, wird sie nach Weihnachten bereits wieder kritisch werden. Gestern begann man, diese Gefahr an den Ölbörsen einzupreisen.

Ebenfalls eingepreist wurde der glaubhaft angekündigte Politikwechsel Chinas im Umgang mit der Corona-Pandemie. Die strengen Regeln sollen gelockert werden, so dass Reisen im und in das Land bald wieder möglich werden. Man darf davon ausgehen, dass dieser Schritt nun doch das Ende der Null-Covid-Doktrin einläutet. Er wurde nötig, um das aufgebrachte Volk zu besänftigen. Es formierte sich in seiner Verzweiflung in den letzten Wochen zu den schwersten Protesten, die China seit Jahrzehnten erlebte. Der Aufruhr begann zu einer ernsthaften Gefahr für die autokratische Regierung zu werden.

Mit den Lockerungen verbinden Finanzjongleure eine Zunahme der Ölnachfrage. Die liegt aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit derzeit rund eine Million Barrel pro Tag unter den Möglichkeiten Chinas. Einen bullischen Lauf wird der Politikwechsel aber vermutlich trotzdem nicht erzeugen, denn China ist tatsächlich von steigenden Corona-Fällen betroffen, gegen die außer den unsäglichen Lockdowns noch keine hinreichend massentauglichen Mittel verfügbar gemacht wurden.

Heute Morgen wird der massive bullische Impuls, den die Ölbörsen gestern erhielten, in moderaterer Form fortgesetzt. Bisher hievte er Rohöl um fünf und Gasöl um sieben Prozent in die Höhe. Ob darin eine veritable Trendwende steckt, kann noch nicht beurteilt werden.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 74,25 Dollar und das Barrel Brent zu 79,32 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 864,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9482 Euro. Damit kostet der Euro 1,0543 Dollar.

Nationaler Markt

Den Heizölpreisen sieht man den börslichen Stimmungswechsel bereits an. In den kürzeren Zeitbereichen der aktuellen Heizölpreis-Tendenz ist ein eindrucksvoll aufstrebendes Ende entstanden. Kurzfristig wird es sicher weitere Wirkung zeigen. Dass es den Abgesang für den Abwärtstrend darstellt, ist aber längst nicht ausgemacht. Der Markt ist voller Überraschungen, negativer wie positiver. Für spekulativ eingestellte Käufer ist es eine herausfordernde Situation. Wer die Spekulation nicht mag, wird nun eher den sicheren Hafen des Heizölkaufs suchen und die Einsparung der letzten zwei Monate einstreichen.

Auch wenn Ölheizer tendenziell geringer von Teuerung betroffen sind als Gas- und Stromheizer, ist die ungleiche staatliche Unterstützung für viele unter ihnen inakzeptabel und verlangt nach Gleichbehandlung. Angesichts der administrativen Schwierigkeiten, die in der Konstruktion von Gas- und Strompreisdeckel steckt, ist nicht davon auszugehen, dass die Politik eine weitere Deckel-Baustelle eröffnen wird. Es soll aber Härtefallregelungen geben, die auch für Ölheizer gelten.

Aufgrund der aktuellen Preisbewegung ist das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft sehr hoch. Anders sieht für die Hoffnungen auf günstigere Heizölpreise aus. Sie sinkt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere immer noch auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Zu diesen Preisen können Sie auf alle Fälle kaufen

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil