Internationaler Markt
Am Freitag fielen die Rohölpreise zunächst bis auf knapp über 80 Dollar je Barrel. Aber dann zogen sich viele Trader auf eine neutrale Position zurück, denn es stand in den USA ein langes Wochenende an. Im Moment notiert Brent-Rohöl wieder knapp über 82 Dollar je Barrel.
Der heutige Memorial Day erinnert in den USA an die Gemetzel des amerikanischen Bürgerkriegs. Er gilt als der erste „moderne“ Krieg und forderte über 600.000 Opfer. Mittlerweile ist er vor allem ein Ausflugstag und markiert den Höhepunkt im saisonalen Benzinverbrauch.
Auch von „Flugscham“ ist weltweit keine Rede mehr. Der Kerosinverbrauch nähert sich nach den Coronajahren einem neuen Allzeithoch. Vor allem in den USA und in Asien wird wieder viel geflogen. Aus Sicht des Ölmarktes ist aber Benzin das wichtigere Produkt. Knapp 10 Prozent des globalen Ölangebots werden im Durchschnitt allein in amerikanischen Autos verbrannt.
Der US-Benzinverbrauch liegt in diesem Jahr bislang unter dem Vorjahr, was erheblich zur Schwäche der Ölpreise beigetragen hat. Das bereitet vor allem dem OPEC-Kartell Kopfzerbrechen. Es will am kommenden Wochenende über den weiteren Kurs beraten. Das Meeting soll nur als Videocall stattfinden. Das deutet darauf, dass keine größeren Veränderungen anstehen. Vermutlich werden die bisher vereinbarten Förderkürzungen von knapp 6 Prozent des Weltölangebots einfach verlängert.
Offiziell rechnet die OPEC mit einem starken Zuwachs der globalen Ölnachfrage in diesem Jahr. Sie erwartet ein Plus von 2,2 Prozent, liegt damit aber weit außerhalb des Konsensus. Die meisten Marktbeobachter tippen auf eine nur halb so große Steigerung. Offenbar trauen die OPEC-Minister ihren eigenen Zahlen nicht, denn dann könnten sie eine Lockerung der Förderpolitik beschließen.
Wichtiger könnten in dieser Woche neue Inflationsdaten aus den USA werden. Sie werden Hinweise auf den Zinskurs der amerikanischen Notenbank geben und damit maßgeblich die Stimmung auf den Finanzmärkten prägen.
Im deutschen Rohölmarkt ist derweil Entspannung angesagt. Die zahlungstechnischen Probleme zwischen Polen und dem russischen Pipelinemonopolisten Transneft konnten beigelegt werden. Deutschland bezieht zwar kein russischem Rohöl, aber dafür gelangt eine relativ geringe Rohölmenge aus Kasachstan über russische Pipelines bis zur ostdeutschen Raffinerie in Schwedt. Polen ist dabei Transitland und wollte aus sanktionsrechtlichen Gründen die Messung der Mengen nicht selbst übernehmen. Jetzt wird das von einem slowakischen Dienstleister übernommen.
Zum Wochenstart legen die Ölpreise leicht zu. Aktuelle kostet Brent-Rohöl 82,30 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 77,94 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 743,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9215 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0850 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl steht am frühen Morgen nur leicht über dem Jahrestief der letzten Woche. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt im Moment einen landesweiten Durchschnittspreis von 95,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der etwas stärkere Euro und nahezu stabile Preise für Rotterdamer Gasoil, das Vorprodukt für Heizöl und Diesel, gleichen den Anstieg der internationalen Rohölpreise zum Teil aus.
Das Kaufinteresse blieb am Freitag hoch, was angesichts der unerwartet niedrigen Preise und der guten Verfügbarkeit von Heizöl nicht überraschen kann. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, blieb dennoch auf der mittleren Stufe, was die interessierte, aber entspannte Haltung der Kaufinteressenten unterstreicht. Das mathematische Tiefpreis-System rät ebenfalls zum Kauf.
Der Preisoptimismus ist nach wie vor sehr ausgeprägt. Knapp neun von zehn Stimmen setzen in der täglich erhobenen Lesereinschätzung auf eine Fortsetzung des Preisverfalls.
Das war in der Tat bislang der richtige Kurs. Die Heizölpreise haben in diesem Monat etwa 4 Prozent nachgegeben. Solange die globale Ölnachfrage so schwach bleibt wie bisher, wird sich daran nicht viel ändern. Wer ordern will oder muss, findet im Moment sehr gute Bedingungen vor, kann aber in aller Ruhe nach einem passenden Angebot suchen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil