Internationaler Markt
Die Rohölpreise legten gestern zunächst kräftig zu. Doch dann liefen neue Daten zur US-Konjunktur über den Ticker. Sie fielen stärker aus als erwartet. Das ist zwar gut für die Wirtschaft und damit den Ölverbrauch. Aber die Trader starren derzeit auf die Zinsdebatte wie das Kaninchen auf die Schlange. Und in diesem Kontext bedeuten gute Konjunkturdaten eine erneute Verzögerung für die Zinswende. Prompt gaben die Ölpreise weltweit wieder nach. Heute Morgen steht Brent-Rohöl mit 81,4 Dollar je Barrel auf demselben Niveau wie vor einem Tag.
Daran konnten auch zwei beunruhigende News nichts ändern. Die Langfristprognose der amerikanischen Energiebehörde EIA erwartet in diesem Sommer die stärkste Hurrikan-Saison aller Zeiten. Der Klimawandel erhitzt in diesem Jahr Luft und Wasser über dem Südatlantik stärker als je zuvor. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit von Wirbelstürmen, die auf dem Weg in die Karibik und bis zur Golfküste der USA weiter an Kraft gewinnen können. Sogar ein Hurrikan der Stufe 6 könnte entstehen, der alle bisherigen Maßstäbe sprengt. Bisher geht die Skala nur bis zur Stufe 5.
Allerdings ist die Entstehung von Hurrikans genauso schwer zu prognostizieren wie ihre Wirkung auf die Ölpreise. Einerseits behindern sie die Ölproduktion und die Rohölimporte im Golf von Mexiko. Andererseits sinkt in den betroffenen Regionen der Ölverbrauch, vor allem im Straßeverkehr. Es ist unklar, welcher Effekt letztlich höher bewertet wird.
Eine reale Schrecksekunde gab es hingegen im Bosporus, der türkischen Meerenge zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer. Wieder einmal hatte ein Tanker der „Shadow Fleet“ mit russischem Rohöl einen Maschinenschaden. Der Verkehr musste gestoppt werden. Erst nach mehreren Stunden gelang eine Rettungsaktion. Der Tanker liegt jetzt vor Anker.
Vor einigen Wochen hatte ein Tanker der „Shadow Fleet“ eine Havarie vor der Küste Dänemarks verursacht. Die Schiffe, die z.T. bereits von den USA sanktioniert sind, fahren häufig ohne Versicherungsschutz und sind technisch in einem schlechten Zustand. Oftmals ist unklar, wer die Eigentümer der schwimmenden Rostlauben sind.
Am frühen Morgen kostet Brent-Rohöl 81,43 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 76,89 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 738,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9247 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0811 Dollar.
Nationaler Markt
Es geht noch tiefer: Nach dem gestrigen Jahrestief geht es heute noch einmal einige Cent bergab. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 95,3 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Da die Einkaufspreise der Heizölhändler praktisch unverändert sind und die Bestellmengen noch immer weit über dem Durchschnitt liegen, kann das nur bedeuten, dass der Heizöl- und Dieselmarkt überversorgt ist. Die Branche kann offenbar nur mit Mühe ihre vollen Tanklager leeren.
Das ist natürlich genau nach dem Geschmack der Verbraucher. Sie decken sich jetzt zu unerwartet niedrigen Preisen für den Rest des Jahres ein, vielleicht sogar darüber hinaus. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, stieg gestern zeitweise sogar auf die zweithöchste Stufe, liegt jetzt aber wieder im Mittelfeld. Der Preisoptimismus ist noch immer stark ausgeprägt, wie die tägliche Lesereinschätzung zeigt. Auch das mathematische Tiefpreis-System rät zum Kauf.
Fallende Preise bei starker Nachfrage. Das gibt es im Heizölmarkt nur selten. Die Verbraucher finden derzeit ideale Bedingungen vor und sollten sie nutzen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil