Internationaler Markt

Die Ölpreise sind gestern bis in den späten Abend hinein gestiegen, obwohl der US-Schuldenstreit noch immer ungeklärt ist. Den entscheidenden Anschub lieferte die Meldung über einen massiven Rückgang der US-Ölbestände, der auf eine knappe Versorgungslage hindeutet. Der Branchenverband API geht in seiner jüngsten Schätzung davon aus, dass die landesweiten Rohölvorräte in der abgelaufenen Berichtswoche um 6,8 Millionen Barrel gesunken sind. Die Destillatbestände sollen um 1,8 Millionen Barrel zurückgegangen sein. In den Benzinlagern sollen die Vorräte um 6,4 Millionen Barrel geschrumpft sein.

Die Marktteilnehmer sehen ihre Erwartung an eine starke saisonale US-Nachfrage vor allem in den rückläufigen Rohöl- und Benzinbeständen bestätigt. In den USA gilt das lange Wochenende mit dem Memorial Day am kommenden Montag traditionell als Beginn der Sommer-Fahrsaison mit erhöhtem Benzinbedarf. Bestätigen die offiziellen Zahlen des Energieministeriums DOE heute Nachmittag die API-Einschätzung, dann dürfte das die Preise an ICE und NYMEX weiter stützen.

Die russische Regierung plant offenbar, Benzinexporte zu verbieten. Das wäre eine weitere Verknappung, die auf die preisstützende Seite einzahlen dürfte. Hintergrund: Um wieder mehr Geld in die leeren Staatskassen zu bekommen, will man ab Juli die Subventionen für Ölraffinerien halbieren. Das Exportverbot soll somit helfen, die Versorgung mit Ölprodukten im eigenen Land sicherzustellen. Allerdings sind die Mengen, die zuletzt aus Russland auf den Weltmarkt gelangten, bereits deutlich gesunken. Im April und Mai lagen die Exportmengen jeweils bei 200.000 Tonnen. Durch das EU-Embargo waren sie in den vergangenen Monaten stark zurückgegangen, pro Monat um 400.000 bis 500.000 Tonnen.

Drohende Worte des saudischen Energieministers an Ölpreisspekulanten wirken derzeit ebenfalls preisstützend. Seine Äußerungen heizten gestern Vermutungen an, die Allianz der OPEC+ könne ihre Ölproduktion weiter kürzen, um die Preise stabil zu halten. Das nächste Treffen der OPEC+, auf dem die Förderländer eine solche Entscheidung fällen könnten, findet bereits am 4. Juni statt.

Ob die US-Regierung die Schuldengrenze rechtzeitig anheben kann, bleibt weiterhin eine bedeutende Frage für die Trader an ICE und NYMEX. Auch wenn bullische Faktoren gestern die Regie führten, so sind die preisdämpfenden Sorgen dennoch in den Hinterköpfen präsent und jedwedes Signal aus Washington kann die Ölpreise bewegen. Kommt es zum befürchteten Zahlungsausfall und sollte dieser länger anhalten, dürfte die Angst vor einem Konjunkturzusammenbruch in den USA real werden und die Finanzmärkte weltweit in Mitleidenschaft ziehen. Nun hat es in den letzten Tagen zwar Bewegung zwischen Regierung und Republikanern gegeben, was auf eine Einigung in letzter Sekunde hoffen läßt, doch einen Durchbruch gibt es noch nicht.

Die Notierungen an den Ölbörsen starten in etwa auf dem Niveau der gestrigen Tageshochs und suchen ihre Richtung. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 73,85 Dollar. Die Nordseesorte Brent kostet 77,68 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 691,00 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9267 Euro. Damit ist der Euro für 1,0789 Dollar zu haben.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen heute Morgen. Sie befinden sich im Schlepptau des internationalen Ölmarkts, der gestern auf preistreibende Meldungen über eine knappere Angebotslage reagierte. Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt zur Stunde im Binnenland einen Durchschnittspreis von rund 89 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).

Heizölkunden zeigen inzwischen ein höheres Kaufinteresse als in den vergangenen Tagen. Das Schwarm-O-Meterfür Heizöl steht auf zweithöchster Stufe für die Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 78 Prozent künftig sinkende Preise.

Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer jetzt Heizöl braucht, sollte kaufen. Die Preise stehen noch immer nahe am Jahrestief, das sie Anfang Mai markiert hatten.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil