Internationaler Markt
Die US-Schieferölbohrer machen gerade einen etwas verschlafenen Eindruck. Ihre Tätigkeit sank seit Jahresbeginn stetig. Finanzjongleure interpretieren das als Schwäche der Branche und nutzen die Gelegenheit für ihre bulischen Interessen.
Blickt man über den Tag hinaus, stellt sich die Lage vollkommen anders da. Die US-Schieferölindustrie war noch nie so stark wie heute und sie gewinnt weiter an Kapazität. Genau genommen befindet sie sich in ihrer zweiten Boomphase mit einem Wachstum, das das der Jahre 2011 – 2014 übertrifft. Damals kollabierten schlussendlich die Ölpreise. Der aktuelle Boom soll nach Meinung der IEA (Internationale Energie Agentur) bis 2024 andauern. Dabei werden die Wachstumsraten mit den Jahren abnehmen. Die US-Rohölproduktion soll bis auf knapp 14 Mio. Barrel pro Tag steigen. Damit würden Russland und Saudi-Arabien als einst größte Ölproduzenten weit abgeschlagen zurückbleiben.
Saudi-Arabien im Speziellen und die OPEC im Allgemeinen werden in den nächsten Jahren Probleme haben, die Produktion am Weltmarkt zu platzieren. Dabei wird ihre Bedeutung für die globale Ölversorgung schrumpfen. Auch das ist ein Umstand, der so derzeit nicht wahrgenommen wird. Für viele Länder mit einseitiger wirtschaftlicher Ausrichtung auf die Ölförderung wird es bitter werden. Die Erlöse schmelzen dahin, sowohl aus Mengen- als auch aus Preisgründen. Die USA lernen indes immer günstiger zu produzieren. Laut ExxonMobil wird zukünftig bei einem Rohölpreis von 35 Dollar pro Barrel mit Schieferöl immer noch ein Gewinn herausspringen.
Den heute noch reichen Wüstenstaaten bietet sich eher die Gelegenheit, mit synthetischem Öl (E-Fuels), das einen geschlossenen CO2-Kreislauf ermöglicht, in einem zunehmend klimasensiblen Markt zu punkten als mit Mineralöl aus ihrem Boden. E-Fuels werden über Wasserstoffsynthese auf Solarstrombasis unter Anreicherung mit CO2 gewonnen. Sie sind ein vollwertiger, klimaneutraler Ersatz für mineralisches, klimaschädliches Öl und Gas.
Ähnlich unter Druck wie die OPEC geraten die Raffineriebetriebe in den alten Industrieländern. Weltweit werden neue Anlagen aufgebaut. Dabei wird es in Kürze zu Überkapazitäten und in der Folge zu Pleiten kommen. Eine steigende E-Fuel-Produktion würde die Lager verschärfen, denn klassische Raffinerien werden für ihre Verwendung nicht mehr benötigt.
Wenn der deutsche Markt beispielhaft für eine globale Entwicklung sein sollte, offenbart sich noch ein Problem für die Ölindusrie, der Nachfragerückgang. Er trat hierzulande trotz bester Konjunktur im letzten Jahr auf. Der Gesamtabsatz brach um über fünf Prozent ein. Er betraf alle gängigen Ölprodukte. Beim Heizöl betrug das Minus sogar 16 Prozent. Das lag kaum an einer Abwendung von der Ölheizung. Es lag im Wesentlichen an der Minimierung von Verbrauch, nicht zuletzt wegen mediterraner Temperaturen im Jahresverlauf.
Wie schon mehrfach skizziert, sind die Aussichten für Heizölverbraucher in den kommenden Jahren angenehm. Öl wird vermutlich nicht teuer, sondern eher günstiger werden. Dabei kann es selbstverständlich immer wieder zu zwischenzeitlichen Preiserhöhungen kommen. Eine solche wird beispielsweise für die kommenden drei bis fünf Monate erwartet.
Heute Morgen ist Rohöl einen Dollar teurer als gestern früh. Zur Stunde machen die Ölbörsen einen beruhigten Eindruck. Gleichwohl ist es angezeigt, auf steigende Notierungen vorbereitet zu sein.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 57,07 Dollar und das Barrel Brent zu 66,81 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 612,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8875 Euro. Damit kostet der Euro 1,1265 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legten zuletzt wieder zu, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie befinden sich in den kürzeren Zeitbetrachtungen aber immer noch in leicht abwärts gerichteten Trendkanälen. De facto folgen sie allerdings schon länger einer Seitwärtsbewegung. Man sollte damit rechnen, dass daraus alsbald ein zeitlich begrenzter Aufwärtstrend wird.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist einigermaßen ruhig. Kunden geben dem Handel mit ihren Bestellungen aber weiterhin Arbeit. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise ist wechselhaft. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Lage entsprechend an. Das eine steht bei reduziertem Gesamtinteresse an Heizöl auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends geben Verbrauchern nur wenig Hoffnung auf bessere Preise. In den verschiedenen Zeitstufen tritt dreimal ein schwacher Abwärtstrend auf, zweimal in den kurzen und einmal im langen Zeitbereich. Die 36- und die 60-Monats-Ansichten zeigen dagegen klare Aufwärtstrends.
Im Süden hat das mathematische Tiefpreis-System mal wieder angeschlagen. Es gibt für Bayern ein Kaufsignal.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Kaufen Sie, wenn Sie Heizöl benötigen, denn Preissteigerung ist in den kommenden Wochen zu erwarten.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil