Internationaler Markt

Aus preislicher Sicht ist der internationale Ölmarkt seit Wochen ein Langeweiler. Interessante Geschichten hat er dennoch zu bieten. Sie offenbaren eine Welt im Wandel, in dessen Zentrum USA und China stehen, zwei Supermächte mit augenscheinlich gegensätzlicher Entwicklung. Das eine zieht sich aus der Welt zurück und droht innerlich zu zerreißen. Seine Zukunft war gestern. Das andere wirkt stabil, stark und einnehmend. Es gestaltet das Morgen. Im Schatten dieser Darbietung herrscht keineswegs totale Finsternis wie EU, Russland und Türkei zeigen. Auch hier versteht man zu herrschen, auf unterschiedlichste Weise.

Die jüngere Ölgeschichte der USA ist sinnbildlich für die gesellschaftliche Entwicklung. Sie war über zehn Jahre erfolgreich. Das Land eroberte den ersten Platz in der Weltölliga zurück. Die aufgebaute Industrie ist das Produkt einer expansiven Dollarpolitik. Sie existiert nur auf Kredit. Mit dem Corona-bedingten Wegbrechen der Ölnachfrage kam die Pleitewelle. Heute gibt es viel mehr Erdöl auf der Welt als gebraucht wird. Andernorts lässt es sich billiger heben als in den USA. Darüber hinaus verlangt die Zukunft nicht nach fossilem Öl, sondern nach synthetischen Kraft- und Brennstoffen (e-Fuels), hergestellt aus Solar- und Windenergie. Lässt sich eine solche Entwicklung in den USA anstoßen? Aktuell wohl kaum. Jetzt wird Trümmerarbeit geleistet. Die Rede ist von ersten Wiederinbetriebnahmen der Ölschieferfelder. Es geht um nacktes Überleben, nicht um glanzvollen Neubau.

China ist längst kein Ölexporteur mehr. Das Land ist der weltgrößte Ölimporteur. In Zeiten der Krise ändert sich das. Während des Ölpreisverfalls im Frühjahr wurde noch mehr Öl eingekauft als sonst. Nun stellt sich heraus, dass man zu viel davon hat. Man verkauft es, mit erheblichem Gewinn. Offensichtlich setzen chinesische Ölmanager auf einen erneuten Preisrückgang. Die Ölindustrie ist in China Mittel zum Zweck. In den USA wirkt sie wie ein Selbstzweck.

Weltweit müssen Produzenten übrigens gegen einen gigantischen Bestand eingelagerten Öls agieren. Allein auf Schiffen liegt zweieinhalb Mal so viel davon wie vor einem Jahr.

Eine Ölgeschichte der EU, Russlands und der Türkei spielt seit geraumer Zeit in Libyen. Die Gegend kann man nicht mehr als Land bezeichnen, denn seine Ordnung ist von Bürger- und Stellvertreterkriegen zerstört. Das Gebiet beherbergt das größte Ölvorkommen Afrikas. Derzeit ist es nicht nutzbar und morgen wird es aus oben genannten Gründen vielleicht nicht mehr gebraucht. Russland und die Türkei werden dennoch an ihren Einflussplänen in der Region festhalten und den Menschen kein Heute und kein Morgen ermöglichen. Daran kann die EU kein Interesse haben. Libyen war einst ein wichtiger Öllieferant für Europa. Es ist zum unkontrollierbaren Tor afrikanischer Flüchtlingsströme verkommen.

In den Ölpreisen spiegeln sich die Geschichten nicht wieder. Die Langeweile bleibt auch heute an den Börsen erhalten. Trader müssen sich mit kleinen Bewegungen zufriedengeben. Sollten sie bis Handelsschluss zu einem Gewinn führen, wird dieser Effekt wahrscheinlich durch einen Dollarverlust für uns Nicht-Dollar-Zahler neutralisiert.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 41,66 Dollar und das Barrel Brent zu 43,66 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 378,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8522 Euro. Damit kostet der Euro 1,1731 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben ein wenig nach und haben im Bundesdurchschnitt schon wieder ein Langzeittief erreicht, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Zu erkennen ist das in der 3-Monats-Ansicht. Einerseits ist der aus Verbrauchersicht gute Preis die Frucht der Rückkehr des Käufermarkts in Deutschland. Entgegen anders lautender Meinungen gibt es hier einen harten Wettbewerb. Andererseits ist er dem starken Dollarrückgang zu verdanken. Eine Änderung der Bewegungsrichtung ist nicht in Sicht.

Im Binnenmarkt geht es heute viel ruhiger zu als zu Hochzeiten des Corona-Lockdowns. Es gibt zwar immer noch alte Aufträge, die ausgefahren werden müssen. Neue Aufträge kommen aber nun gemächlich hinzu. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wird von Kunden weiterhin hoch gehalten. Das Interesse an Heizöl ist allgemein gesunken. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.

Die Heizölpreistrends geben sich noch als Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt, kurzfristig allerdings mit deutlich reduziertem Gefälle.

Das Tiefpreis-System zeigt vielen Regionen Deutschlands Kaufsignale.

Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Greifen Sie zu, die Heizölpreise sind klare Kaufpreise.

Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil