Internationaler Markt

Klagen über zu teure Ölprodukte werden häufig mit dem Verweis auf die Preisentwicklung von Rohöl begründet. Sie basieren auf der nicht zutreffenden Vorstellung konstanter Raffineriepreise für die Verarbeitung des Rohstoffs. Tatsächlich ist diese Verarbeitung ein eigenes Marktsegment im Ölkomplex. Sie unterliegt den gleichen Gesetzen von Angebot, Nachfrage und börsengetriebener Spekulation wie Rohöl selbst. Seit Jahren kommt es wiederholt zur Verknappung der Raffineriekapazitäten. Sie wachsen nicht im Gleichtakt mit dem Rohölangebot und der Ölnachfrage. Im letzten Jahr verlor der Markt sogar Raffineriekapazität. Ursächlich ist eine Melange aus den Folgen von Corona- und Klimapolitik. Beides zusammen führte zu Desinvestitionen in den westlich orientierten Wirtschaftsräumen.

In anderen Regionen werden in diesem und dem nächsten Jahr aber neue Raffineriekapazitäten hinzukommen. Nennenswerte Inbetriebnahmen erfolgen in China, Kuwait, Saudi-Arabien, Malaysia, Oman und Irak. Alle zusammen haben ein Volumen von knapp drei Prozent der globalen Raffineriekapazität. Der Wert wirkt recht gering. Auf die Preisentwicklung hat er gleichwohl einen großen Einfluss. An den Börsen führen bereits kleine Abweichungen des Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage zu heftigen Preisschwankungen. Die beklagte Diskrepanz von Rohöl- und Produktenpreisen sollte sich spätestens im Verlauf des kommenden Jahres auflösen. Das Thema würde sich natürlich schon viel früher erledigen, wenn die Welt in eine massive Rezession fallen sollte.

Danach sieht es aktuell nicht aus, auch wenn die Sorgen darüber sehr virulent sind und zu heftigen Preisschwankungen an den Börsen führen. Ausgelöst werden diese Sorgen hauptsächlich durch die wirtschaftliche Lage in China und der EU. Erste leidet unter einer bizarren Null-Covid-Politik, zweite unter einer moralisierenden Energie-Politik. In beiden Fällen gibt es allerdings Gegenanzeigen zum Status quo. China deckt sich wieder stärker mit Öl ein als im Vormonat. Einen nennenswerten Teil davon bezieht es relativ günstig aus Russland. Darüber hinaus sind die Exporte nach jüngsten Daten besser als erwartet. Die EU wird den heiß diskutierten Ölboykott gegen Russland zwar am 5. Dezember einführen, dass es dabei zu ernsthaften Strafmaßnahmen kommen wird, darf allerdings bezweifelt werden. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Gemeinschaft Verstöße gegen harte Vorgaben weitgehend ungestraft ließe.

Der rege Export russischen Öls nach China und Indien zahlt sich für Moskau mittlerweile aus. Die einst gewaltigen Abschläge, mit denen die Ware Abnehmern angedient wurde, werden immer geringer. Man weiß von zwei Schiffsladungen für September und Oktober die zum üblichen Referenzpreis für Dubai-Rohöl abgewickelt werden. Aufgrund der knappen Versorgungslage lassen sich Lieferungen aus der Golf-Region nun allerdings mit nennenswerten Aufschlägen verkaufen. Daher ist es weiterhin vorteilhaft, russisches Öl zu importieren, zumal die Zahlungsbeschränkungen darauf mittlerweile gelockert sind.

Trotz des weiterhin unzureichend verfügbaren Öls kommen die Preise von ihren Höhen zurück. Das gilt als Ausdruck der Rezessionsangst, die Finanzjongleure zunehmend erfasst. Aktuell ist Gasöl (Vorprodukt für Heizöl) davon sogar stärker betroffen als Rohöl.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 89,57 Dollar und das Barrel Brent zu 95,54 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 963,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9795 Euro. Damit kostet der Euro 1,0207 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben weiter nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Impuls dafür kommt vom Weltmarkt in Form heftiger Rezessionssorgen. Er kann hierzulande nicht vollumfänglich weitergegeben werden. Kleinwasserprobleme auf Flüssen und Kanälen machen den Transport von Ölprodukten immer schwieriger und erhöhen die Kosten. Darüber hinaus kommen neue Großabnehmer in Folge der Gaskrise auf den Markt, die ebenfalls nach dem im Vergleich zum Gas günstigen Brennstoff greifen. Kleine aber wiederkehrende Überforderungen der Versorgung sind daher allgegenwärtig.

Im Binnenmarkt gehen die Heizölbestellungen recht rege ein. Der nachgebende Preis beflügelt den allgemeinen Drang zur Wintereindeckung. Die Hoffnung auf noch günstigeres Heizöl ist allerdings ebenfalls hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen Deutschlands ein Kaufsignal an.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng, um bei kurzfristigen Vergünstigungen handeln zu können.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil