Internationaler Markt

Die Rohölpreise schwankten auch gestern wild auf und ab. Am Vormittag kletterte Brent-Rohöl bis auf knapp 90 Dollar je Barrel, am Abend waren es nur noch 84 Dollar. Heute Morgen sind es 85 Dollar.

Noch immer drückt China auf die globalen Rohstoffpreise. Mit über 31.000 offiziell gemeldeten Neuinfektionen sprangen die Corona-Zahlen gestern auf ein Allzeithoch. Peking will die Wirtschaft mit Konjunktur- und Finanzspritzen in Schwung bringen, aber bei einem Lockdown hilft das nur wenig. Im Moment werden nur noch 2-3 Prozent Wachstum in diesem Jahr erwartet.

Gleichzeitig stehen in dieser Woche die Entscheidungen darüber an, wie hoch und in welcher Form der sogenannte Preisdeckel (Price Cap) für russisches Öl ausfallen soll. Verkaufspreise über diesem Limit wollen die USA und die EU sanktionieren.

Anscheinend wird über einen Preisdeckel von 65-70 Dollar je Barrel diskutiert. Dann wäre die Wirkung jedoch sehr gering, da russisches Öl ohnehin schon seit dem Frühjahr mit erheblichen Abschlägen verkauft wird. Marktbeobachter schätzen, dass die russischen Exporteure seither einen Rabatt von 20-25 Dollar gewähren müssen. Beim aktuellen Brent-Preis von 85 Dollar wären das also 60-65 Dollar je Barrel.

Daher überrascht es nicht, dass der Ölmarkt kaum auf die anstehende Einführung des Preisdeckels reagiert. Zwar verhindern die EU-Sanktionen die Einfuhr von russischem Öl in den EU-Raum ab Dezember, aber in alle anderen Weltregionen kann Russland problemlos exportieren. Davon profitieren derzeit vor allem Indien, die Türkei und China.

Auch der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) fiel gestern glimpflicher aus, als die Vorabschätzungen vermuten ließen. Die gewerblichen Rohölbestände fielen zwar um 3,7 Mio. Barrel, nicht zuletzt weil aus der nationalen Ölreserve nur 1,6 Mio. Barrel in den Markt flossen. Aber bei den Produkten sah es besser aus: Die Heizöl/Diesel-Vorräte stiegen landesweit um 1,1 Mio. Barrel, die Benzinlager legten sogar um 3,1 Mio. Barrel zu.

Sogar im kalten New England (nördliche Ostküste der USA) wuchsen die Heizöl/Diesel-Vorräte, blieben aber mit insgesamt knapp 4 Mio. Barrel bei der Hälfte der Vorjahreswerte. Diesel und Heizöl schöpfen hier aus denselben Lagern, da der Schwefelanteil ähnlich niedrig sein muss. In Deutschland sind selbst im “schwefelarmen Heizöl” drei Mal höhere Schwefelanteile erlaubt.

Da auch die Ölnachfrage in den USA in der Berichtswoche schwach ausfiel, verstärkten die US-Daten den Druck auf die Ölpreise. Hier die aktuellen Zahlen aus den Wochenberichten des DOE und des Branchenverbandes API sowie die Veränderungen gegenüber der Vorwoche:

Rohöl: -3,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,8 Mio. Barrel (API)

Heizöl und Diesel: +1,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,1 Mio. Barrel (API)

Benzin: +3,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,4 Mio. Barrel (API)

Ölproduktion in den USA: 12,1 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. über Vorjahreswert)

Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,7 Mio. Barrel pro Tag (unverändert zum Vorjahreswert)

Am Morgen bleiben die Ölpreise vorerst auf dem niedrigen Niveau des Vortages. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 85,05 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 77,68 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 919,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9591 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0423 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben angesichts der schwachen internationalen Vorgaben weiter nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 123 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt fast 50 Euro unter den Spitzenpreisen von Anfang Oktober.

Die Zahl der Bestellungen bleibt weiterhin auf einem mittleren Niveau. Die sinkenden Preise locken immer wieder neue Käufer in den Markt. Der Preisoptimismus ist ungebrochen. Aktuell setzen 85 Prozent der Voten in der täglichen Lesereinschätzung auf weiter sinkende Heizölpreise.

Auch das mathematische Tiefpreis-System rät zum Kauf. Die Begeisterung hält sich dennoch in Grenzen: Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der mittleren Stufe. Auch das zeigt, dass die Nachfrage nicht von knappen Vorräten, sondern von den niedrigeren Preisen motiviert wird.

Was tun? Das aktuelle Preisniveau bietet eine unerwartet günstige Gelegenheit, die Wintervorräte aufzustocken. Im Jahresvergleich sind die Heizölpreise noch immer hoch, aber es ist riskant, auf einen Preiseinbruch in den kommenden Wochen zu setzen.

Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr aktuelles Heizverhalten. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.

Quelle: esyoil