Internationaler Markt
Am Ölmarkt hat man sich an die explosive Lage im Nahen Osten gewöhnt. Umstände und Unsicherheiten, die die Preise vor wenigen Tagen noch in die Höhe zu treiben vermochten, werden heute nicht einmal mehr diskutiert. Finanzjongleure interessieren sich in erster Linie für die Zinspolitik der US-Notenbank (Fed) und die globale Ölnachfrage. Diese Aspekte mögen ihre gewinnsüchtigen Wünsche bitte befriedigen.
Sorgen, dass die Fed längerfristig an einer Hochzinspolitik festhalten wird, sind durch einzelne Äußerungen ihrer Mitglieder am Freitag verschärft worden. Da war von signifikanten Inflationsrisiken und Unsicherheiten die Rede. Es wurde an die Geduld und Flexibilität der Marktteilnehmer appelliert. Nach den Worten wird die Aussicht auf Zinssenkungen mindestens kurzfristig kleingeredet. Ob die Fed die Zinsen vor der US-Präsidentschaftswahl im November senken wird, ist mittlerweile vollkommen ungewiss. Zuletzt gab es Hoffnungen auf eine Zinssenkung bereits im September. Aber die Hochzinsphase könnte bis Ende des Jahres oder sogar darüber hinaus andauern, was zunehmend Sorgen um die US-Konjunktur und die Nachfrageentwicklung weckt.
Hinsichtlich der Ölnachfrage steht China ebenfalls unter besonderer Beobachtung. Dort werden die Raffinerien im Juni weniger Rohöl von Saudi-Arabien abnehmen als im Vormonat. Das ist allerdings keine Frage der Konjunkturentwicklung, sondern eine Frage des Preises. Grund ist die Erhöhung des saudischen Ölkonzerns Aramco. Die weltgrößte Ölgesellschaft hatte die offiziellen Verkaufspreise zu Beginn des Monats für asiatische Kunden auf den höchsten Stand seit fünf Monaten heraufgesetzt. Deshalb wird die Menge des nach China zu liefernden Öls im Juni voraussichtlich um etwa 5,8 Mio. Barrel geringer ausfallen. Statt 45 Mio. Barrel wie im Mai wird Aramco wahrscheinlich nur 39,2 Mio. Barrel liefern dürfen. Dies schließt Lieferkürzungen an staatliche und private Raffinerien sowie eine geringfügige Erhöhung für eine private Raffinerie ein.
Einige dieser Kürzungen wurden von Aramco übrigens selbst initiiert, weil der Inlandsbedarf in Saudi-Arabien während der wärmeren Monate steigt. Schwache Raffineriemargen sind für chinesische Abnehmer ein weiterer Grund, die höheren Preise für saudisches Öl nicht zu akzeptieren.
Die prognostizierte Nachfrageschwäche ist für Analysten der Citi Group ein Grund, ihre Preisprognosen anzupassen. Ihrer Meinung nach dürfte der Preis für Rohöl Brent im laufenden zweiten Quartal seinen Höhepunkt erreichen, um danach zu fallen. Der Durchschnittspreis für Brent wird im zweiten Quartal auf etwa 86 Dollar geschätzt, bevor er im dritten Quartal auf 74 Dollar sinken werde. Derzeit liegt der Preis für Brent bei gut 83 Dollar. Die Prognose deutet darauf hin, dass der Preis auf diesem Niveau oder darunter bleiben wird.
Zusätzlich weisen neuere Berichte darauf hin, dass die bisherige knappe Versorgungslage sich wahrscheinlich nicht fortsetzen wird, insbesondere wegen der schwachen Nachfrage in Asien und China. Die Statistikbehörde des US-Energieministeriums (EIA) hat ihre Schätzungen im aktuellen Monatsbericht angepasst und prognostiziert für 2025 eine Überversorgung. Die Preisschätzung wurde daraufhin ebenfalls gesenkt. Sie liegt allerdings deutlich höher als die der Citi Group.
Unter der Voraussetzung einer partiellen Blindheit für geopolitische Störungen sind die Aussichten für den Ölpreis aus Sicht der Verbraucher freundlich. Das bildet sich auch im aktuellen Börsengeschehen ab. Vergangenen Freitag gaben die Notierungen zwischen 1,5 und 2 Prozent nach. Heute Morgen sanken sie zunächst noch tiefer, um danach einige Verluste zu annullieren.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 78,40 Dollar und das Barrel Brent zu 82,93 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 750,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9278 Euro. Damit kostet der Euro 1,0776 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich wieder abwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den Vorgaben der internationalen Börsen. Anders als diese Börsenpreise haben die Heizölpreise nun sogar einen Jahrestiefststand erreicht. Dem Dollar sei Dank. Trotz der erfreulichen Entwicklung ist Heizöl aktuell immer noch elf Prozent teurer als vor einem Jahr. Darin enthalten sind die zwischenzeitlich angefallenen Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut. Die Differenz zum Vorjahr sollte nun eigentlich geringer werden, denn damals durchliefen die Preise eine Seitwärtsbewegung, die im Juli sogar in einen steilen Aufstieg überging.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist lebhaft. Das gilt auch für die Hoffnung auf günstigeres Heizöl. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil