Internationaler Markt

Die Rohölpreise legten gestern deutlich zu. Der Schwächeanfall vom Mittwoch scheint schon wieder vorüber zu sein. Mit knapp 87 Dollar je Barrel bewegt sich der Preis für Brent-Rohöl erneut Richtung Jahreshöchststand.

Die Preiserholung kam überraschend, denn der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) bestätigte die Vorabschätzungen. Die Rohölbestände wuchsen um über 8 Mio. Barrel, obwohl in dieser Woche kein Öl aus der nationalen Ölreserve in den Markt kam und die Exporte kräftig zulegten. Auch bei den Benzinlagern ging es kräftig nach oben, während die Mitteldestillate (Heizöl/Diesel) leicht schrumpften.

Die ähnlichen Trends in der Woche davor waren also kein einmaliger Ausreißer. Zwar wäre es noch immer möglich, dass die Schneestürme zur Jahreswende die Zahlen verzerren, doch das ändert nichts daran, dass der Trend sinkender Lagerbestände für den Moment erst einmal vorbei ist und ins Gegenteil umschlägt.

Hier die Veränderungen der Ölvorräte in den USA gegenüber der Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:

Rohöl: +8,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +7,6 Mio. Barrel (API)

Heizöl und Diesel: -1,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,8 Mio. Barrel (API)

Benzin: +3,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,8 Mio. Barrel (API)

Ölproduktion in den USA: 12,2 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahreswert)

Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,7 Mio. Barrel pro Tag (1,4 Mio. unter Vorjahreswert)

Dennoch zogen die Ölpreise am Nachmittag nach einer kurzen Denkpause weiter an. Die Händler verwiesen darauf, dass trotz der steigenden Bestände das Lagerniveau noch immer sehr niedrig sei.

Auch der am Mittwoch noch dominierende Konjunkturpessimismus verflog, als am Donnerstag stärkere Daten über den Ticker liefen. Insgesamt wird mit einer stärkeren Ölnachfrage in diesem Jahr gerechnet, was zusammen mit den EU-Sanktionen gegen russisches Öl und einem schwächeren Dollar in den Augen vieler Händler eher für steigende Ölpreise spricht. So meldete z.B. China gestern die Zahlen für den Ölverbrauch im letzten November. Sie lagen auf dem höchsten Niveau seit Februar. Die IEA rechnet für 2023 sogar mit neuen Rekordwerten beim globalen Ölverbrauch.

Das Gespenst hoher Zinsen hat ebenfalls an Schrecken verloren. Der Markt setzt darauf, dass die Zentralbanken die Leitzinsen nur noch geringfügig erhöhen müssen. Die Inflationsraten scheinen allmählich zu sinken. Eine Entspannung in den globalen Lieferketten nach dem Ende der Lockdowns in China trägt ebenso dazu bei wie der steile Rückgang der Gaspreise in Europa.

Damit steuert Öl auf eine zweite Woche mit steigenden Preisen zu. Aktuell kostet die Nordseesorte Brent 86,73 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 81,07 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 970,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9221 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0841 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen leicht an, bleiben aber in einer engen Preisspanne. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am heutigen Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 114 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist nur ein Euro mehr als gestern. Der Preisanstieg bei Rohöl und vor allem bei Gasoil, dem Vorprodukt von Heizöl, prallt bisher am Heizölmarkt ab.

Die Zahl der Bestellungen liegt nur auf einem mittleren Niveau. Nichts treibt zur Eile an: Die Preise bewegen sich nur wenig; das Wetter ist winterlich, aber nicht sehr kalt.

Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich noch auf der zweithöchsten Stufe. Andererseits steigt der Preisoptimismus an. Im Moment setzen 85 Prozent der Stimmen auf einen Rückgang der Heizölpreise in den nächsten Tagen.

Was tun? Der Winter ist noch nicht vorbei. Wer nur noch geringe Reserven hat, sollte nicht zu lange spekulieren. Wenn sich das Konjunkturbild weiter aufhellen sollte, könnten die Rohölpreise und damit auch die Heizölpreise schon bald wieder anziehen.

Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.

Quelle: esyoil