Internationaler Markt

Die Preise für Rohöl und Gasöl sind im Januar gestiegen. Von einem veritablen Aufwärtstrend kann man gleichwohl nicht sprechen. Noch verläuft die Preisbewegung ähnlich wie im Dezember. Sie ist nach oben gedeckelt. Das könnte sich in den nächsten Wochen allerdings ändern, wenn China die erwartete Konjunkturerholung erleben sollte und wenn EU-Boykott und G7-Preisdeckel auf russische Ölprodukte wie Heizöl, Diesel und Benzin in Kraft treten.

Einen ersten Eindruck über die Auswirkung der neuen chinesische Freiheit nach den epischen Corona-Lockdowns gibt das stark gestiegene Reiseaufkommen zum Neujahrsfest, das in dieser Woche begangen wird. Es sollte die Ölnachfrage beflügeln. Genaue Daten dazu sind erst nach dem Fest verfügbar, wenn alle Institutionen wiedereröffnet sind. Ein weiteres Indiz für einen Anstieg der Ölnachfrage vermittelt eine Analystenerhebung, nach der das Stauaufkommen in 15 Metropolregionen im Januar um 22 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr gestiegen sein soll.

EU-Boykott und G7-Preisdeckel werden ab 5. Februar auch auf die bisher nicht betroffenen Ölprodukte aus Russland angewendet. Zur Höhe des Deckels liegt noch keine Einigung der Betreiber vor. Es wird wahrscheinlich mehrere Grenzpreise geben, einen für höherpreisig gehandelte Produkte auf Basis von Gasöl und einen für niederpreisig gehandelte Produkte wie Schweröl oder Rohbenzin.

Der bestehende Preisdeckel auf Rohöl wird von seinen Initiatoren bisher als Erfolg verbucht. Mit dem Instrument ist es gelungen, den Verkaufspreis für russische Ware rund 40 Dollar pro Barrel unter das Marktpreisniveau der Referenzsorte Brent zu drücken. Moskau verkauft sein Öl aber immer noch mit Gewinn. Das würden einige europäische Länder gern ändern. Sie fordern eine Absenkung des Grenzpreises von gegenwärtig 60 Dollar pro Barrel. Dem wollen die USA aktuell nicht zustimmen, um das funktionierende Sanktionssystem und das globale Ölangebot nicht zu gefährden. Ohne die USA und ihre Dollar-Hoheit gäbe es gar keinen Preisdeckel. Daher werden sich die Falken der Allianz bis März gedulden müssen. Dann steht die reguläre Überprüfung des Grenzpreises auf der Agenda.

Um die Angebotsseite ist es in den letzten Wochen recht ruhig geworden. Schwerwiegende Ausfälle waren kein Thema. Nun gibt es aber wieder einmal Probleme in französischen Raffinerien, die die Heizöl-, Diesel- und Benzin-Produktion einzuschränken droht. Sie kommt aufgrund der zeitlichen Nähe zum Inkrafttreten des Produktenboykotts gegen Russland zur Unzeit. Hintergrund der Angelegenheit ist ein gewerkschaftlicher Protest gegen die geplante Rentenreform in Frankreich.

Der größte Einfluss auf die Ölpreisebewegung der letzten zwei Monate wurden erneut an der Zinsfront der Notenbanken verursacht. Die außergewöhnlich harten Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation dämpfen naturgemäß die Konjunktur. Dieser Umstand bringt die Emotionen von Finanzjongleuren in Wallung. Sie halten an ihrem kaum gezügelten Wechselspiel aus Angst und Euphorie hinsichtlich der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung fest.

Nachdem die Ölnotierungen zum Handelsschluss vor dem Wochenende einen letzten Preisschub erhielten, deuten die Börsen heute Morgen auf gesättigte Finanzjongleure hin. Die Notierungen halten das Niveau.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 81,42 Dollar und das Barrel Brent zu 87,38 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 993,25 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9174 Euro. Damit kostet der Euro 1,0904 Dollar.

Nationaler Markt

In den relevanten Zeitintervallen folgen die Heizölpreise weiterhin ihren Abwärtstrends, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Tiefpunkt der Bewegung liegt bereits mehr als eineinhalb Monate in der Vergangenheit. Heute ist Heizöl weniger als ein Euro und weniger als ein Prozent teurer als damals. Die Bewegung verläuft deutlich gedämpfter als am internationalen Ölmarkt. Ursächlich ist die Kaufzurückhaltung der Kunden und die damit einhergehende Entlastung des Heizölhandels. Das führt zur Rückkehr des Käufermarkts. Mit anderen Worten, die Händler stehen wieder im Preiswettbewerb.

Das Bestellaufkommen im Binnenmarkt ist alles andere als üppig und selbst die Hoffnung auf günstigere Preise ist rückläufig. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Da Heizöl in den kommenden Wochen wahrscheinlich teurer wird, ist ein Kauf ratsam, wenn der Tank hinreichend leer ist.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil