Internationaler Markt

Die Rohölpreise stiegen gestern im Tagesverlauf auf über 77 Dollar je Barrel. Erst am Abend stoppte die amerikanische Notenbank den bescheidenen Höhenflug. Der Chef der US-Notenbank deutete weitere Zinsanhebungen in den kommenden Monaten an und machte damit alle Hoffnungen auf eine baldige Zinswende zunichte. Damit bleibt Brent-Rohöl vorerst in der Seitwärtsbewegung, die Anfang Mai begonnen hatte.

Gestern zogen vor allem steil steigende Preise für Mais und Soja den Ölmarkt nach oben. Der Klimawandel verursacht in diesem Jahr weltweit extreme Wetterlagen mit Hitze und Dürre oder mit extremen Regenfällen. Das wird die Produktion von Pflanzenöl, Bioethanol und Biodiesel voraussichtlich so stark beeinträchtigen, dass die geplanten Beimischungsquoten entweder nicht mehr möglich sind oder zu teuer werden. Entsprechend steigt der Bedarf und damit der Preis für fossiles Rohöl.

In den letzten zwei Jahrzehnten wurde Biokraftstoffen aus Mais, Raps, Zuckerrohr und speziellen raschen wachsenden Energiepflanzen wie Jatropha oder sogar Algen eine glänzende Zukuft vorhergesagt. Auch die Ölindustrie rührte die Werbetrommel, denn ihr war klar, dass daraus nie eine relevante Konkurrenz entstehen konnte, während gleichzeitig die Technik des Verbrennermotors unangefochten blieb.

So geschah es dann auch. Abgesehen von Bioethanol aus Zuckerrohr in Brasilien und Maisethanol in den USA entstanden keine größeren Märkte. Die Debatte über „Teller oder Tank“ zeigte rasch die Grenzen auf. Immer mehr Studien zeigten zudem, dass der Nettonutzen für Umwelt und Klima gering war, denn der Energieinput und der Flächenbedarf für die Herstellung der Biokraftstoffe blieb sehr hoch.

Auch in Deutschland wird etwa ein Achtel der landwirtschaftlichen Nutzfläche für Energiepflanzen genutzt. Das ist eine ziemliche Verschwendung, denn würde man die Flächen stattdessen für Solarparks nutzen, wäre die Energieernte pro Hektar 30-50fach höher. Aufgeständerte Module (Agri-PV) ermöglichen sogar eine Doppelnutzung der Flächen. Doch mit der Agrarlobby will sich niemand anlegen.

Am Morgen startet der (fossile) Ölhandel zunächst mit leichten Abschlägen. Der Markt wartet auf die offiziellen Lagerbestandsdaten aus den USA, die wegen eines Feiertags in dieser Woche erst heute Nachmittag veröffentlicht werden. Vorabschätzungen (API) deuten auf wenig veränderte Rohölbestände und wachsende Benzinlager.

Brent-Rohöl kostet im Moment 76,92 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 72,37 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 740,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9107 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0982 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise starten heute wenig verändert. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 91 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die Preise bewegen sich in dieser Woche nur minimal.

Der Markt ist sehr ruhig. Stabile Preise lähmen wie üblich das Kaufinteresse. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, verharrt auf einer neutralen Stufe.

Knapp 80 Prozent der Stimmen rechnen in der täglichen Lesereinschätzung mit fallenden Heizölpreisen. Das ist ein durchschnittlich hoher Anteil, denn wer mit steigenden Preisen rechnet, hat vermutlich schon bestellt und kümmert sich vorläufig nicht mehr um den Heizölmarkt. Ein hoher Anteil von Preisoptimisten ist daher normal.

Die schwache Weltwirtschaft und steigende Zinsen sprechen für weiter fallende Ölpreise. Doch das Ölkartell OPEC+ hält dagegen. Hinzu kommen immer wieder Einflüsse des Klimawandels, die in der Bilanz eher für höhere als für niedrigere Ölpreise sorgen. Im Moment entsteht aus dieser Gemengelage ein relativ stabiler Ölpreis.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil