Internationaler Markt

Die Ölpreise konnten das gestrige Niveau nicht halten und gaben alle Gewinne dieser Woche in einem Rutsch wieder ab. Brent-Rohöl sank von 78 auf 75 Dollar je Barrel. Der starke Lagerabbau in den USA, der noch am Mittwoch die Preise stabilisiert hatte, ist schon wieder Schnee von gestern.

Beim amerikanischen Haushaltsstreit ist noch immer keine Lösung in Sicht. Am 1. Juni droht der Zahlungsausfall, wenn keine Lösung gefunden wird. Im Moment scheint es jedoch eine Annäherung zwischen den Positionen zu geben. Gleichzeitig sorgen jedoch robuste Zahlen aus dem Arbeitsmarkt dafür, dass die Zinssorgen eher wachsen als schrumpfen.

Doch gestern war es vor allem Moskau, das den Ölpreisen den Wind aus den Segeln nahm. Der russische Vizepremier Nowak, der frühere Energieminister, rechnet offenbar nicht mit weiteren Förderkürzungen des OPEC+ Kartells. Nur ein Tag davor gab es Statements aus Saudi-Arabien, die das Gegenteil vermuten ließen.

Da Russland sein Öl derzeit nur mit erheblichen Rabatten im Markt unterbringen kann, will der Kreml die Verluste durch möglichst hohe Mengen ausgleichen. Noch niedrigere Förderquoten im Kartell könnten daher für noch mehr Ärger sorgen, da Moskau wohl nicht bereit sein wird, sich daran zu halten.

Im Moment fällt die Bilanz für Saudi-Arabien gemischt aus. Sie verlieren zwar Marktanteile in Asien an Russland, aber sie kaufen andererseits russische Ölprodukte wie Diesel mit hohen Rabatten ein und exportieren dafür mehr Diesel aus eigener Produktion Richtung Europa. Anfang Juni findet das nächste Kartelltreffen statt. Je nachdem, wo der Ölpreis dann steht, könnten die Diskussionen mehr oder weniger hitzig verlaufen.

Immer mehr Beobachter fragen sich ohnehin, wie lange die Allianz zwischen Riad und Moskau noch halten wird. Die globale Ölnachfrage ist vermutlich auf einem Plateau angekommen. In den nächsten Jahren wird es bergab gehen, weil sich die Elektromobilität weltweit immer schneller durchsetzt. Ein globaler Verdrängungswettbewerb zwischen den Ölproduzenten wird folgen. Saudi-Arabien und Russland gehören zwar zu den Ländern mit den niedrigsten Förderkosten, aber ihre Staatshaushalte sind von hohen Ölexporten abhängig. Da sind Konflikte vorprogrammiert.

Heute zum Handelsstart machen die Ölpreise einen kleinen Teil ihrer gestrigen Verluste wett. Brent-Rohöl kostet derzeit 76,38 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 72,06 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 681,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9315 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0733 Dollar.

Nationaler Markt

Der deutsche Heizölmarkt folgt den internationalen Vorgaben nach unten. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 88-89 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das sind etwa 2 Prozent weniger als gestern zum Handelsstart.

Das Kaufinteresse bleibt dennoch gering. Anscheinend sind die aktuellen Preise noch nicht niedrig genug, um Käufer anzulocken. Das Jahrestief lag noch etwas niedriger bei 86 Euro je 100 Liter.

Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fällt auf die mittlere Stufe zurück, was zu den moderaten Umsätzen passt. Andererseits steigt der Preisoptimismus leicht an. Etwa drei Viertel der Voten in der täglichen Lesereinschätzung rechnen mit fallenden Heizölpreisen.

Das ist nicht weit hergeholt. Die ausgeprägte weltweite Konjunkturschwäche und das rasante Wachstum der Elektromobilität könnten die Ölnachfrage stärker als bisher erwartet schwächen. Auch im Gasmarkt geben die Preise seit einigen Monaten rasant nach. Es lohnt sich daher, auf geeignete Kaufgelegenheiten zu warten.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil