Internationaler Markt
In der vergangenen Woche tagte das World Energy Council (WEC) in Rotterdam. Es handelt sich dabei um eine seit hundert Jahren bestehende Organisation, deren über 3.000 Mitglieder Energieproduzenten und -händler, Regierungsorgane sowie Forschungs- und Energieverbraucherorganisationen in über 90 Ländern sind. Anlässlich der Veranstaltung stellte das WEC zwei Szenarien vor, die eine detaillierte Vorschau auf die potenziellen Entwicklungen im globalen Energiesystem bis zum Jahr 2050 bieten. Die Modellrechnungen beinhalten neben den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie aus der jüngsten Vergangenheit die aktuellen globalen Herausforderungen einschließlich geopolitischer Spannungen, technologischer Entwicklungen und der Klimakrise.
Eins dieser Szenarien ist geprägt von nationalen Eigeninteressen, die die Umsetzung der globalen Klimaziele gefährden. Dabei bleibt die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bestehen, da viele Länder ihre Pläne zum Ausstieg verzögern oder verwässern. Die Nutzung fossiler Brennstoffe ist mit einem Anteil von 57 Prozent am globalen Primärenergieverbrauch im Jahr 2050 immer noch hoch. Dies führt rechnerisch zu einem Anstieg der globalen Temperaturen um etwa 2,5 Grad Celsius.
Das andere Szenario ist optimistischer. Es legt eine Welt zugrunde, in der digitale und technologische Fortschritte zu einer Transformation der Energiemärkte führen. Die Abkehr von fossilen Brennstoffen wird durch die zunehmende Nutzung von erneuerbaren Energiequellen und die Elektrifizierung vorangetrieben. Trotzdem verbleibt der Anteil fossiler Brennstoffe am globalen Primärenergieverbrauch bei etwa 46 Prozent bis 2050. Dieses Szenario sieht einen Anstieg der globalen Temperaturen um etwa 2 Grad Celsius voraus.
Gemeinsam ist beiden Szenarien, dass der globale Stromverbrauch signifikant um 100 bis 200 Prozent steigt. Die Anteile der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung würden bis 2050 auf 71 bis 78 Prozent wachsen. In beiden Szenarien ist die Reduktion des Einsatzes fossiler Brennstoffe ein zentrales Thema, unterstützt durch die Substitution mit Biokraftstoffen, Wasserstoffderivaten und synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels).
Eine Umfrage unter den Teilnehmern derselben Veranstaltung zeigt, dass 65 Prozent der Befragten die Energie-Versorgungssicherheit mittlerweile als vorrangiges Ziel betrachten, gefolgt von Energiebezahlbarkeit und umweltbezogener Nachhaltigkeit. Damit ist der lange aufgrund der Klimadebatte aus dem Lot geratene Dreiklang aus Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Klimaneutralität der Energieträger wiederhergestellt.
Diesem Gleichgewicht sieht sich auch der Chef der deutschen E.ON, Leonhard Birnbaum, beim Ausbau erneuerbarer Energien, bei Infrastrukturinvestitionen und bei der Entwicklung von Netzen, Speichern sowie Backup-Kraftwerken verpflichtet, wie er anlässlich der Tagung betont. Dabei weist er ausdrücklich auf unausweichliche Kostensteigerungen hin, die sich in den Netzentgelten und letztendlich im Verbraucherpreis für Energie widerspiegeln werden. Von der Diskussion über eine drastische Verschärfung der Klimaziele bis 2040, Reduktion um 90 Prozent, als Schritt zur Erreichung der Netto-Treibhausgasneutralität bis 2050 hält Birnbaum nichts. Für ihn ist die 55-Prozent-Reduktion bis 2030 ein konkretes Ziel, das es zu erreichen gilt. Jede darüber hinausgehende Zieldiskussion lenke vom notwendigen Handeln ab und sei ineffizient.
Langfristiger Erfolg hängt von Innovationen ab, wobei die Steuerung der Nachfrage zunehmend wichtiger wird. Auch neue Technologien wie Kernfusion können eine Rolle spielen. Diese werden aber bis 2050 keine Beiträge leisten. Entsprechende Entwicklungen finden auch dem Markt und nicht in der Politik statt. Sie müssen den Bedürfnissen der Marktteilnehmer und nicht einer detailreichen, politischen X-Jahres-Planung entsprechen.
Der Ölmarkt ist heute Morgen hinreichend mit den Börsenzahlen beschrieben, da er nichts substanziell Neues zu bieten hat. Die Notierungen für Rohöl und Gasöl dümpeln bewegt und ohne nennenswerte Netto-Gewinne oder Verluste vor sich hin.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 82,70 Dollar und das Barrel Brent zu 88,52 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 780,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9339 Euro. Damit kostet der Euro 1,0708 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie laufen damit den Vorgaben der internationalen Börsen hinterher. Es ist gut möglich, dass in den kommenden Tagen wieder etwas Preisrückgang realisiert wird. Auf Großes sollte man sich dabei allerdings nicht einstellen. Vermutlich wird die Angelegenheit auf seitwärts ziehen Preise hinauslaufen. Trotz der vor Kurzem noch erfreulichen Entwicklung ist Heizöl aktuell rund elf Prozent teurer als vor einem Jahr. Darin enthalten sind die zwischenzeitlich angefallenen Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut. Vor zwölf Monaten befanden sich die Heizölpreise in einer deutlich stärkeren Abwärtsbewegung als in diesen Tagen.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist nach einem kräftigen Zwischenhoch wieder sehr moderat. Anders steht es um die Hoffnung auf günstigeres Heizöl. Sie ist kraftvoll. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil