Internationaler Markt

Russland wird ab dem 5. Dezember von der EU mit einem Ölboykott und von den G7-Staaten mit einem Preisdeckel auf Öl konfrontiert. Daran scheint kein Weg mehr vorbeizuführen. Insbesondere die Wirksamkeit des Preisdeckels, dessen Grenzwert immer noch nicht fixiert ist, wird von Fachleuten angezweifelt. Es deuten sich mittlerweile aber Verhaltensweisen im Markt an, die nahe legen, dass der Mechanismus funktionieren könnte. Diesen Schluss lassen jüngste Einkaufsdaten aus China zu.

Während das Land die Importe russischen Öls, das ihnen nach Beginn des Ukraine-Kriegs sehr günstig angeboten wurde, erheblich steigerte, kommen sie nun fast zum Erliegen. Statt der üblichen 30 Schiffsladungen pro Monat wurden nach aktuellen Informationen im Dezember höchstens sieben Ladungen gebucht und das zu einem noch günstigeren Preis als bisher. Man vermutet, dass es sich dabei um ein vorauseilendes Eingehen auf die Bedingungen des Preisdeckels handelt. Offiziell nimmt China nicht an dem System teil. Es scheint sich aber nicht dem Risiko aussetzen zu wollen, in ein Sanktionsdickicht geraten zu können, das auf Dienstleister von Öltransporten niederprasselt, die den Preisdeckel ignorieren. Preislich würde keinem Marktteilnehmer außer Russland ein Nachteil durch den Deckel entstehen.

Die Drohung Moskaus, Käufer, die den Preisdeckel einfordern, gar nicht bedienen zu wollen, verfangen im Fall Chinas nicht. Das Land ist ein unverzichtbarer Kunde für Russland. Da es sich in den letzten Monaten mit russischem Öl vollgesogen hat, das es angesichts der neuen Lockdowns gar nicht verbrauchen kann, würde es die Übergangszeit, in der sich der Preisdeckel zur neuen Geschäftsnormalität entwickeln sollte, problemlos durchstehen. Die Verfügbarkeit von Öl ist in China momentan dermaßen komfortabel, dass Ölprodukte sogar exportiert werden können.

Trotz einer tendenziell knappen globalen Ölversorgung wird es für Lieferanten in naher Zukunft nicht leicht sein, die gewünschten Ölpreise einfahren zu können. Die Nachfrage ist nicht nur durch chinesische Lockdowns gestört, sondern auch durch vielfältige Versuche der Wirtschaftsabkühlung als Maßnahme gegen Inflation. Um in dieser Lage extreme Preiseinbrüche zu verhindern, drosselt die OPEC-Plus-Gruppe ihre Produktion. Darüber wird viel gesprochen. Aber ähnlich wie beim Preisdeckel fehlt noch der effektive Wert der Maßnahme, in diesem Fall die realisierte Kürzungsmenge.

Kürzer tritt man auch bei der Ölproduktion in den USA. Die nach der Corona-Krise wieder in Betrieb genommenen Ölschieferquellen könnten stärker und schneller ausgebaut werden, als es derzeit geschieht. Auch hier übt man sich lieber in maßvoller Zurückhaltung, anstatt durch wilde Produktionswut zu einer Preiszerstörung beizutragen.

Und dann ist da noch das angestrebte Atomabkommen mit dem Iran. Es sollte die seit Jahren sanktionierten Ölmengen des Landes wieder dem Markt zuführen. Brüssel, Teheran und Washington steckten viel Energie in das Ringen um ein solches Abkommen. Es gab mehrere Anläufe, die immer wieder kurz vor Vertragsabschluss scheiterten. Nun hat das Weiße Haus die Notbremse gezogen. Das Abkommen liegt nicht mehr in seinem Interesse. Stattdessen wird es weitere Sanktionen gegen den Iran geben. Begründet wird das unter anderem mit den aktuellen Auseinandersetzungen in dem Land. Am Ölmarkt ist die Angelegenheit kein preisbewegendes Thema mehr.

An den Ölbörsen verloren die Notierungen gestern erneut an Wert. Dieses Mal waren Rohöl- und Gasölkontrakte gleichermaßen betroffen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 85,17 Dollar und das Barrel Brent zu 92,65 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 977,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9610 Euro. Damit kostet der Euro 1,0409 Dollar.

Nationaler Markt

Der Abgang der Heizölpreise setzt sich fort, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Er folgt mittlerweile den internationalen Börsenvorgaben. Im Binnenmarkt werden gleichwohl noch Reste der hohen Margen abgebaut, die sich im letzten halben Jahr aufgrund der Überbeanspruchung des Heizölhandels entwickelt hatten. Der wesentliche Teil dieses Abbaus erfolgte in den letzten fünf Wochen aufgrund der Kaufzurückhaltung von privaten und gewerblichen Kunden. Letzte wandten sich mit dem Rückgang der Gaspreise vom Öl wieder ab.

Das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft brummt momentan. Unbenommen dessen bleibt die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem noch günstigeren Moment eindecken zu können.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil