Internationaler Markt

Der Iran hat sein offizielles Statement über den von der EU erarbeiteten Vertragstext für ein neues Atomabkommen gestern Abend abgegeben. Es fällt grundsätzlich positiv aus, stellt aber klar, dass noch drei offene Punkte existieren, zu deren Klärung die USA beitragen müssten. Um welche Punkte es sich handelt, bleibt der Öffentlichkeit vorenthalten. Aus EU-Kreisen sickerte allerdings durch, dass es um bestehende Sanktionen gehe und den Schutz vor einer erneuten einseitigen Kündigung durch die USA, solange sich der Iran vertragskonform verhalte.

Nach einer ebenfalls positiven ersten Einschätzung des Vertragstextes durch das Weiße Haus liegt der Ball nun wieder dort und wartet darauf, getreten zu werden. In Warteposition befindet sich auch der Ölmarkt. Deren Akteure hoffen mehrheitlich auf die Unterzeichnung eines Abkommens. Sie würde mittelfristig zur Entspannung der Angebotslage beitragen.

Die Öl- und Gasproduktion in den USA hat sich dank der Fracking-Technologie bereits wieder zu einer Stütze der Angebotsseite entwickelt. Der durch die Corona-Pandemie verursachte Einbruch der Industrie mit zahlreichen Firmenpleiten ist Geschichte. Nun werden neue Produktionsrekorde gejagt. Auf den Schieferölfelder werden jeden Monat weit über 4.000 neue Löcher gebohrt, die nachfolgend als Ölquellen aufgerüstet werden. Die Anzahl dieser aufzurüstenden Bohrlöcher sinkt inzwischen, weil die Fertigstellung als Quelle noch schneller vorangeht als deren Niederbringung. Der Vertrieb der Frackingprodukte ist aufgrund des Zerwürfnisses zwischen Russland und der EU zum Selbstläufer geworden. Öl und Flüssiggas werden den amerikanischen Verkäufern zu hohen Preisen förmlich aus den Händen gerissen.

Im Sinne eines Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage darf die schwache chinesische Wirtschaftsentwicklung ebenfalls als ein positiver Umstand beurteilt werden. Sie ist Folge der Zero-Covid-Politik des Landes, die immer noch zahlreiche Lockdowns hervorruft und damit den Ölkonsum einschränkt, mehr noch, sie hat die Volkswirtschaft mit einem Negativwachstum im zweiten Quartal sogar in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht.

Die nicht verbrauchten chinesischen Ölprodukte sollen nun in den Export gehen. Auch das kann als bedingt positive Meldung gewürdigt werden, da das geliefert wird, was der Markt dringend benötigt, Diesel und Benzin. Insgesamt liegen die Exporte allerdings deutlich unter dem Vorjahresniveau, was nennenswert zur globalen Produktenknappheit beträgt. Insbesondere in Europa sind die Bestände an Heizöl und Diesel auf extrem niedrigem Niveau. Die bei Raffinerien lagernden Mengen befinden sich weit unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Die Lage wird sich weiter zuspitzen, da in Kürze die Wartungssaison an den Anlagen beginnt, in der gar nichts produziert wird. Die Konsequenz findet man in steigenden Preisen, beim Diesel auch im Vergleich zu Benzin.

Nach einem Preisniedergang gestern dümpeln die Notierungen heute Morgen seitwärts dahin. Angesichts der dürftigen Perspektiven für eine auskömmliche Heizölversorgung in Europa im Winter liegt es nahe, dass die Notierungen bald wieder steigen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 88,84 Dollar und das Barrel Brent zu 94,23 gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1028,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9857 Euro. Damit kostet der Euro 1,0142 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Vom Weltmarkt sind sie inzwischen weitgehend abgekoppelt. Hierzulande steht einer hohen Nachfrage ein zu geringes Angebot gegenüber, dessen Ungleichgewicht sich in den kommenden Monaten verstärken wird. Es entstammt der Verbraucherneigung, Krisenvorräte anzulegen, und der historisch schlechten Situation auf den Wasserstraßen. Die Umstände sind nicht typ deutsch. In den Nachbarländern ist die Lage ähnlich.

Der Zustrom von Öl ist aufgrund der globalen Angebotslage alles andere als üppig. Im Winter wird er mit dem EU-Boykott gegen russisches Öl zusätzlich dezimiert. Das knappe Öl gelangt darüber hinaus immer schwieriger an die weiteren Verteilzentren, die Tanklager, weil Flüsse und Kanäle, auf denen es transportiert wird, kaum noch schiffbar sind. Es handelt sich um ein ähnliches Trockenheitsproblem wie im Herbst und Winter 2018/19 mit dem Unterschied, dass es viel früher als damals begann. Üblicherweise sinken die Pegelstände erst spät im Jahr. Wenn dem aktuellen Kleinwasser die übliche Saisonalität folgen sollte, wären temporäre Versorgungsstillstände die unweigerliche Konsequenz.

Die Gemengelage kann die Heizölpreise in unbekannte Höhen führen. An der Entwicklung der Frachtkosten für Heizöl, Diesel und Benzin wird das verstörende Potenzial deutlich. Mit zunehmender Entfernung von den Küsten sind diese Kosten bereits heute so hoch wie nie zuvor. 2015 führte Kleinwasser zeitweilig zu 3,6-fach höheren Frachtraten, 2018 betrug der Kleinwasser-Faktor bereits 5,4 und heute liegt er bei 6,2. Es handelt sich hierbei nicht um ein Reibach-Phänomen nimmersatter Kaufleute, wie von aufgebrachten Ölheizern bisweilen orakelt wird, sondern um die preisgewordene Folge einer naturbedingten Infrastrukturstörung, die höchstwahrscheinlich unser allem Ressourcenverbrauch als Folge bedingungsloser Konsumtreue geschuldet ist.

Die Heizölbestellungen gehen trotz oder wegen der genannten Probleme recht rege ein. Jeder nachgebende Preis beflügelt den allgemeinen Drang zur Wintereindeckung. Die Hoffnung auf noch günstigeres Heizöl ist übersichtlich. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil