Internationaler Markt

Einkaufsmanagerindizes gelten als Frühindikatoren für das Wirtschaftswachstum. Die gestern veröffentlichen Werte zum Thema lassen sowohl für Deutschland als auch für die EU nichts Gutes erahnen. Zwar liegen die Daten für den Dienstleistungssektor mit Werten von 52,0 und 51,1 Punkten noch oberhalb der Wachstumsgrenze von 50 Punkten. Sie bleiben aber hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück. Im Industriesektor tun sich indes Abgründe auf. Mit 38,8 Punkten für Deutschland und 42,7 Punkten für die EU liegen die Werte weit unterhalb der Wachstumsschwelle. Derartig schlechte Zahlen hat niemand vorhergesehen.

Die Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass sich das Wachstum, insbesondere in Europa, stärker abkühlen wird als erwartet. Dennoch sind Finanzjongleure nicht total frustriert. Sie hoffen nun darauf, dass die Notenbanken den Zyklus der Zinsanhebungen beenden. Von der US-Notenbank (Fed) erwarten sie es sogar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bisher eher auf die Inflation als auf die Wirtschaftsdaten reagiert.

Der Offenmarktausschuss der Fed trifft heute zusammen. Die EZB tagt übermorgen. Die Ergebnisse der Beratungen sollten morgen und übermorgen im späteren Tagesverlauf kundgegeben werden.

Trotz der enttäuschenden Wirtschaftsdaten steigt die Angst vor einem deutlichen Angebotsdefizit auf dem Ölmarkt. Die Kürzungen der OPEC-Plus spielen dabei eine entscheidende Rolle. Während sie in der ersten Jahreshälfte noch unzureichend ausfielen, um die Preise zu stabilisieren, werden die Nachbesserungen durch Saudi-Arabien und Russland die Angebotslage in der zweiten Jahreshälfte spürbar verknappen und die Preise steigen lassen. Etwaige Zweifel an der Ersthaftigkeit der angekündigten Kürzungen insbesondere im Fall Russlands werden mittlerweile durch sichtbare Maßnahmen zerstreut.

Ungeachtet der zitierten Wirtschaftsdaten erwarten Analysten im weiteren Jahresverlauf ein starkes Wachstum der Ölnachfrage. Das kann eine veritable Unterversorgung hervorrufen. Vor diesem Hintergrund hat Goldman Sachs seine Preisprognose für Brent auf 86 Dollar zum Jahresende erhöht, wobei der aktuelle Preis von knapp 83 Dollar bereits einen Teil des bullishen Potenzials widerspiegelt. Nach unserer Einschätzung wird die Preisspitze im Fall realer Engpässe zeitweise deutlich höher ausfallen.

Eine mögliche kurzfristige Preisentlastung könnte aus dem Irak kommen, falls die Ölexporte aus der halb-autonomen Region Kurdistan wieder aufgenommen werden.

Die Börsen sind aktuell bullisch. Bei den Ölnotierungen kam es, aus Verbrauchersicht erfreulicherweise, zu einem Führungswechsel. Während der Aufwärtstakt zuvor von den Gasölkontrakten vorgegeben wurde, übernahmen die Rohölkontrakte gestern das Zepter. Sie legten um rund drei Prozent zu. Gasöl verlor nach einem erneuten Höhenflug an Wert und gewann im Tagesverlauf weniger als zwei Prozent. Gasöl ist das Vorprodukt für Heizöl, Diesel und Kerosin. Heute Morgen suchen die Ölnotierungen noch ihre Richtung und dümpeln auf dem gestern erreichen Niveau dahin.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 78,79 Dollar und das Barrel Brent zu 82,74 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 814,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9022 Euro. Damit kostet der Euro 1,1081 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise haben Auftrieb und sie nehmen ordentlich Fahrt auf, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Trendkanal in der 3-Monats-Ansicht weist seit einigen Tagen aufwärts. Das gleiche Schicksal hat nun auch den Trendkanal in der 6-Monats-Ansicht getroffen. Aufgrund der internationalen Vorgaben war seit Tagen nichts anderes zu erwarten. Der Drang nach oben wird hierzulande durch erhöhte Transportkosten aufgrund eingeschränkt befahrbarer Wasserstraßen verstärkt. Die Pegelstände sind außerordentlich niedrig. Immerhin, der momentan ausgebremste Sommer hat heute zu einer geringfügigen Erhöhung der Wasserstände geführt.

Das Bestellaufkommen im Binnenmarkt ist angesichts der Preistrends in die Höhe geschnellt. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl ist weitgehend verflogen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr schwachen Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie Heizöl kaufen, bevor es noch teurer wird.

Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessenen würdigt.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil