Internationaler Markt
Die US-Energieinformationsbehörde (EIA) prognostiziert, dass die Rohölpreise in der zweiten Jahreshälfte 2023 und bis ins Jahr 2024 leicht steigen werden. Ursächlich seien moderate, aber anhaltende Bestandsabbauten aufgrund einer unausgeglichenen Marktlage. Die Nachfrage werde das Angebot aufgrund von Produktionskürzungen der OPEC längerfristig übertreffen. Dadurch würden die Vorräte täglich um 0,4 Mio. Barrel reduziert.
Die OPEC-Plus hat sich am 4. Juni darauf geeinigt, die Produktionskürzungen bis Ende 2024 fortzuschreiben. Saudi-Arabien kündigte zusätzlich eine freiwillige Reduktion der Ölförderung von 1,0 Mio. Barrel pro Tag für Juli und August 2023 an. Im Juni 2023 betrug die tägliche Ausbringung Saudi-Arabiens nach Schätzung der EIA noch 10,1 Mio. Barrel Rohöl und ähnliche flüssige Energieträger, was etwa 10 Prozent der weltweiten Ölproduktion entspricht. Demnach werden aktuell täglich 9,1 Mio. Barrel aus der Erde gepumpt. Anderen Quellen zufolge ist die Produktion Saudi-Arabiens derzeit noch geringer.
In 2024 werde die OPEC-Produktion durchschnittlich 33,9 Mio. Barrel pro Tag betragen. Sie liegt damit 1,2 Mio. Barrel unter dem Höchstwert des letzten Jahres. Damals wurden 35,1 Mio. Barrel pro Tag gefördert. Die Gesamtproduktion der OPEC werde unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt vor der Pandemie bleiben. Ihr Anteil an der Weltproduktion wird 2024 somit auf 33 Prozent sinken, verglichen mit 37 Prozent vor der Pandemie.
Die EIA geht davon aus, dass der Verbrauch von fossilem Öl und ähnlichen flüssigen Energieträgern außerhalb der OECD-Länder im Jahr 2023 um 1,6 Mio. Barrel pro Tag auf durchschnittlich 55,1 Mio. Barrel pro Tag ansteigen wird und im Jahr 2024 weiter auf 56,5 Mio. Barrel pro Tag zunehmen wird. Die Haupttreiber dieses Wachstums sind China und Indien, wobei China im Jahr 2023 einen Anstieg von 0,8 Mio. Barrel pro Tag und im Jahr 2024 einen Anstieg von 0,4 Mio. Barrel pro Tag verzeichnen wird, während Indien in den Jahren 2023 und 2024 jeweils um 0,3 Mio. Barrel pro Tag zulegen wird. Anmerkung am Rande, auch diese Länder wissen um die klimaschädliche Wirkung der Verbrennung fossiler Energieträger.
Den Preis für Rohöl der Sorte Brent prognostiziert die EIA bis Ende 2024 auf etwa 85 Dollar pro Barrel. Die Behörde warnt aber auch davor, dass Änderungen in der weltweiten Produktion und im weltweiten Verbrauch zu deutlichen Abweichungen von dieser Prognose führen können.
Im Juni 2023 lag der durchschnittliche Brent-Preis bei 75 Dollar pro Barrel. Die vorhergesagte Steigerung wirkt also recht moderat. Der angekündigte Zielwert ist nicht mehr fern der Tagesaktualität. Daher liegt es nahe, die Warnung der Behörde ernster zu nehmen als ihre Preisprognose.
Nach einem wilden Ritt der Ölnotierungen gestern, der Rohöl verteuerte und Gasöl geringfügig günstiger stellte, zeigt sich die Börse heute Morgen zögerlich mit einem unterschwelligen Aufwärtsdrang. Das ist vermutlich der spannungsgeladenen Tatsache geschuldet, dass die US-Notenbank heute Abend über die weitere Zinsentwicklung informieren wird.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 79,30 Dollar und das Barrel Brent zu 83,34 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 811,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9038 Euro. Damit kostet der Euro 1,1064 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise kommen nach heftiger Steigerung ein wenig zurück, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Trendkanäle in den 3- und 6-Monats-Ansichten weisen mittlerweile aufwärts. Man sollte also nicht davon ausgehen, dass sich ein kleiner Preisrückgang zu einer zählbaren Verbesserung der Kaufbedingungen entwickeln wird. Der Preisanstieg ist die logische Folge der aktuellen Bedingungen am Weltmarkt. Etwas Hoffnung macht indes der Wasserstand am Rhein. Er steigt wieder. Wenn das so weitergeht, entfällt der Preistreiber des Binnenmarkts. Die Pegelstände der Wasserstraßen beeinflussen die Transportkosten des Heizöls.
Das Bestellaufkommen ist angesichts des Preistrends in die Höhe geschnellt. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl ist weitgehend verflogen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr schwachen Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie Heizöl kaufen, bevor es noch teurer wird.
Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessenen würdigt.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil