Internationaler Markt

Die Börse ist immer für Überraschungen gut. Allen Kürzungsorgien der OPEC-Plus zum Trotz geben die Ölnotierungen einfach nach. Das Zählbare ist mit -1,9 Prozent bei Rohöl der Sorte Brent und -4,7 Prozent bei Gasöl zwar noch übersichtlich, aber die Richtung der Preise weckt positive Verbraucherhoffnungen.

Über das Warum der Bewegung kann nun genauso spekuliert werden wie über die Preise selbst. Sollte der Zenit des Anstiegs tatsächlich bei 86 Dollar für das Barrel Brent liegen, so wie von Goldman Sachs prognostiziert wurde? Das spräche im weiteren Verlauf für eine schwingende Seitwärtsbewegung mit noch zu definierenden Preistiefen. Liegt dem bereits erreichten Maximalwert ein fundamentales Marktphänomen zugrunde oder handelt es sich um eine charttechnisch motivierte Erscheinung aus der Feder von Finanzjongleuren?

Die Charttechnik legt simpel formuliert zwei gerade Linien an einen eine Preisschwingung darstellenden Graphen, führt sie in die Zukunft fort und erklärt diese zu Schwingungsgrenzen, bis sie eines nahen oder fernen Tages überschritten werden. Der Technik liegt die Behauptung zugrunde, dass in den zu Papier gebrachten Preisen alle Marktinformationen subsummiert seien. Daran kann man glauben, man muss es aber nicht.

Die fundamentale Marktbetrachtung argumentiert mit realen Daten über Angebot und Nachfrage, Lagerbestände, Transportstrukturen, Raffinerieverfügbarkeiten und vieles mehr. Es ist schon schwierig alle Daten der Gegenwart korrekt zu erfassen. Noch schwieriger ist es, Daten der Zukunft vorherzusagen. Hier mutiert Wissen zu Glauben.

Auf der Suche nach dem aktuellen Marktphänomen haben wir es mit sichtbaren und erwarteten Daten zu tun. Zu den sichtbaren Daten zählen die Produktionskürzungen der OPEC-Plus aber auch Zahlen über die Lagerbestände. Sie zeugen von einer knappen Versorgungslage. Hinzu kommt das Allzeithoch der globalen Ölnachfrage von fast 103 Mio. Barrel pro Tag.

Zu den erwarteten Daten zählen statistische Angaben zur Konjunktur in all ihren Facetten. In dieser Angelegenheit jagt eine Überraschung die nächste. Außerdem sind Zweifel und Hoffnungen im Spiel. Nach der pessimistischen ersten Jahreshälfte sollte nun der Optimismus dominieren. Er tat es im Juli. Gestern tat er es nicht und ob er es weiterhin tun wird, steht in den Sternen, so wie der Ölpreis an einem Tag der Zukunft.

Optimistisch wurde beispielsweise die Benzinnachfrage während der US-Fahrsaison eingeschätzt. Bisher blieb sie hinter den Erwartungen zurück. Die Juli-Nachfrage war die schwächste seit über zehn Jahren, wenn man das verunglückte Corona-Jahr 2020 außer Betracht lässt. Optimismus bestimmte die Konjunkturerwartung Chinas zu Jahresbeginn. Gestern wurde ein Rückgang des Außenhandels gemeldet. Bei den Importen beträgt er 12,4 Prozent, bei den Exporten 14,5 Prozent. Derartige Erkenntnisse schüren den Pessimismus und dämpfen die Ölpreise.

Zur Stunde geben sie an den Börsen immer noch nach. Nun nehmen auch die Rohölnotierungen Fahrt auf. Sie stehen aktuell 2,5 Prozent unter dem letzten Hoch. Im Gegensatz zu gestern deutet gar nichts auf steigende Preise hin.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 81,34 Dollar und das Barrel Brent zu 84,71 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 874,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9106 Euro. Damit kostet der Euro 1,0979 Dollar.

Nationaler Markt

Nachdem sie sich gestern noch zierten, geben die Heizölpreise nun spürbar nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Ob es der Startschuss zu einer Preisumkehr ist, kann noch nicht festgestellt werden. Der Weltmarkt ließ eigentlich etwas anderes erwarten, denn am Umstand einer knappen Versorgungslage bestehen keine Zweifel. Finanzjongleure neigen aktuell lediglich dazu, die Folgen der Knappheit herunterzuspielen.

Das Bestellaufkommen im Binnenmarkt ist angesichts der hohen Preise übersichtlich. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise steigt indes wieder. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie fallende Preisentwicklung eng. Sie kann jeden Moment wieder aufwärts drehen.

Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessen würdigt.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil