Internationaler Markt
Chinas Nachfrageentwicklung ist zu unsicher, um die Ölpreise nachhaltig aufwärts zu schicken. Das Damoklesschwert Rezession schwebt weiter über den Märkten, während sich die Anzeichen für ein größeres Ölangebot mehren. Die jüngste Preisrallye ist zunächst ausgebremst. Brent-Rohöl steht nach dem Aufwärtslauf immerhin deutlich über 76 Dollar je Barrel.
Die Marktteilnehmer trauen den Zinssenkungen in China doch weniger Kraft in Bezug auf die Wirtschaftsentwicklung zu, als es zunächst den Anschein hatte. Auch die Nachricht über höhere chinesische Rohölimportquoten hatte zu Wochenbeginn noch neuen Optimismus entflammt, doch inzwischen ist gerade noch ein Glimmen übrig.
Analysten zweifeln daran, dass Chinas Konjunkturmaßnahmen ausreichen werden, um nach den zuletzt enttäuschenden Wirtschaftsdaten eine Konjunkturerholung und stärkere Ölnachfrage auf den Weg zu bringen. Gleichzeitig sehen sie vielerorts Signale für ein künftig steigendes Ölangebot, was preisdämpfende Impulse liefert.
Die Ölexporte des Irans sind im Mai mit 1,5 Millionen Barrel pro Tag (B/T) auf den höchsten Stand seit 2018 gestiegen, obwohl das Land noch immer unter strengen US-Sanktionen steht. Auf längere Sicht scheint sogar wieder eine Vereinbarung zwischen den USA und dem Iran möglich, die mehr Ölausfuhren bei einer Einschränkung der iranischen Urananreicherung ermöglichen könnte. Die beiden Länder sollen indirekte Gespräche über das Atomabkommen aufgenommen haben. Auch aus dem Irak könnte bald wieder mehr Öl kommen, wenn die laufenden Verhandlungen über eine Wiederinbetriebnahme der Kirkuk-Ceyhan-Pipeline positiv ausgehen.
Das sehen auch die Analysten von JPMorgen so. Sie halten zudem die Kürzungen der OPEC+ für unzureichend, um Angebot und Nachfrage am globalen Markt auszugleichen und senkten ihre Preisprognosen für Brent von im Durchschnitt 90 auf 81 Dollar in diesem Jahr. Weiteres Potenzial für eine Angebotssteigerung könnte von russischer Seite kommen. Russland soll in der zweiten Juni-Woche trotz Förderkürzungen in seinen Raffinerien deutlich mehr Rohöl verarbeitet haben. Wenn im Juli die Wartungssaison in den Raffinerien ausläuft und der Trend weiter anhält, dürfte das Angebot an Ölprodukten zunehmen.
Bei eher pessimistischen Nachfrageaussichten halten die Prognosen über ein steigendes Ölangebot zwar preisdämpfende Faktoren bereit, doch in dieser Woche sind wegen der hohen Feiertagsdichte durchaus sprunghafte Preisentwicklungen in beide Richtungen möglich. Gestern sorgte ein US-Feiertag für geringeres Handelsinteresse, am Donnerstag und Freitag stehen in China Feiertage an. Durch das damit einhergehende niedrige Handelsvolumen können sich stärkere Preisbewegungen ergeben.
Die Notierungen an den Ölbörsen sind nahe der Tiefstwerte vom Dienstag gestartet und unternehmen zur Stunde einen Erholungsversuch. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 71,27 Dollar. Die Nordseesorte Brent kostet 76,49 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 725,25 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9139 Euro. Damit ist der Euro 1,0938 Dollar wert.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sinken am Morgen wieder, nachdem sie zuvor innerhalb einer Woche um rund 5 Prozent zugelegt hatten. Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt zur Stunde im Binnenland einen Durchschnittspreis von 91,30 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).
Heizölkunden hielten sich zuletzt im Zuge des jüngsten Preisanstiegs mit Bestellungen zurück und blickten zugleich pessimistisch auf mögliche Preisrücksetzer in naher Zukunft. Sollten die Preise heute über den Tag weiter abwärts laufen, dürfte sich die Stimmung wieder aufhellen. Die Preistrends in den kaufrelevanten Zeitbereichen sind nach wie vor abwärtsgerichtet.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt heute früh eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten lediglich 67 Prozent sinkende Preise. Das ist ein vergleichsweise zurückhaltender Wert.
Vom internationalen Ölmarkt könnten in dieser Woche schwankende Preiseinflüsse kommen.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer jetzt Heizöl braucht, findet noch immer eine vergleichsweise günstige Preissituation vor. Es lohnt sich aber, die Preisentwicklung eng zu beobachten, um etwaige Nachlässe mitzunehmen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil