Internationaler Markt

Das konzertierte Boostern des Ölmarkts durch die Freigabe von strategischen Reserven verfehlte Mitte letzter Woche seine Wirkung. Der Allianz aus einigen großen Verbraucherländern unter Führung der USA gelang es nicht, die Ölpreise tiefer zu legen. Dazu war die dargebotene Ölmenge zu gering. Wie man die sogenannten Märkte wirklich beeindruckt, zeigte uns indes die Omikron-Mutation des Corona-Virus am Freitag. Sie, beziehungsweise die Angst vor ihr, ließ es an den Öl- und Aktienbörsen richtig krachen. Binnen eines Tages verloren die Ölnotierungen gut zwölf Prozent an Wert.

Das war natürlich eine übertriebene Reaktion. Darin ist sich die Fachwelt einig. Und so wurde mit Eröffnung der neuen Handelswoche um Mitternacht bereits ein Teil des Preisabgangs annulliert. Die Corona-Pandemie bleibt uns aber facettenreich und unsicherheitsstiftend erhalten. Sie blockiert weiterhin unser Leben und unsere Wirtschaft und bewegt die Börsen. Die Sorge vor einem Abschwung im Wirtschaftsaufschwung ist wieder auf der Agenda. Während sie in westlichen Ländern vergessen schien oder weggetanzt wurde, waren entsprechende Bedenken aus Kreisen der OPEC-Allianz ständig zu hören. Die Gruppe begründete damit ihre Zurückhaltung bei der Erhöhung der Ölproduktion.

Durch den Freigabe-Boost der Verbraucher-Allianz sehen sich die Protagonisten der OPEC-Allianz brüskiert. Über eine Gegenreaktion würde sich kein Kenner der Szene wundern. Nun darf man gespannt sein, ob die Omikron-Nummer brandbeschleunigend oder brandberuhigend wirken wird. Die alliierten Ölproduzenten haben erstmal verlauten lassen, dass sie mehr Zeit benötigen, um zu einer Lageeinschätzung zu kommen. Plangemäß würde die Gruppe Mitte der Woche eine Fördererhöhung von 0,4 Mio. Barrel pro Tag für Januar durchwinken.

Neben den aktuellen Verwerfungen kann die OPEC-Allianz auf die seit geraumer Zeit von ihr prognostizierte Überversorgung des Ölmarkts ab dem ersten oder zweiten Quartal des kommenden Jahres verweisen. Da die Umstände der Gruppe recht zu geben scheinen, gewinnt sie an Deutungs- und damit an Handlungshoheit. Die wird sie in ihrem Interesse einsetzen. Die Fördererhöhung wird dabei vermutlich auf der Strecke bleiben.

Wasser auf die Mühlen einer Produktionszurückhaltung dürfte nicht zuletzt die heutige Wiederaufnahme der Verhandlungen über das iranische Atomprogramm und die Aufhebung der Sanktionen gegen das Land sein. Zwar rechnet kaum jemand mit einem Erfolg der Gespräche. Sollte der aber kommen, würde der Iran das globale Ölangebot um einen nennenswerten Beitrag bereichern.

Nach dem Crash am Freitag befinden sich die Ölbörsen heute Morgen im Reparaturmodus. Die Notierungen streben aufwärts. Bisher haben sie ungefähr ein Drittel des Verlusts annulliert.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 71,56 Dollar und das Barrel Brent zu 75,91 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 631,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8869 Euro. Damit kostet der Euro 1,1269 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise warten mit einer überraschenden Verbilligung auf, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie ist der aufgefrischten Corona-Aufregung zu verdanken. Ob es sich dabei um eine Eintagsfliege handelt oder die Anbahnung eines umfassenden Abwärtstrends, lässt sich noch nicht feststellen. Kurzfristig werden die Heizölpreise wohl wieder steigen. Längerfristig sind aber durchaus nachhaltige Abwärtskräfte denkbar. Die fundamentalen Voraussetzungen dafür bekommen immer mehr Kontur. Auf dem Weg zu einer möglichen Besserung liegt allerdings noch die Erhöhung der CO2-Steuer als unumstößliches Neujahrsereignis.

Im Binnenmarkt kommen die Heizölbestellungen aktuell rasant herein. Der Preisabgang macht das möglich. Beobachter und Kunden festigen zudem ihre positive Sicht auf die zukünftigen Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem fast sozialistischen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen Preiszuversicht aufkeimen, denn die 3-Monats-Ansicht weist einen klaren Abwärtstrend aus. In den vier weiteren Zeitbereichen liegen noch Aufwärtstrends vor. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos.

Das mathematische Tiefpreis-System zeigt für alle Regionen Deutschlands Kaufsignale an.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Man kann wieder auf bessere Preise spekulieren, aber nur wenn der Vorrat das erlaubt.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil