Internationaler Markt

Brent-Rohöl rutscht erneut unter die psychologisch wichtige 75-Dollar-Marke. Zweifel an der globalen Konjunkturerholung und Rezessionsängste setzen die Ölpreise seit Wochen immer wieder unter Druck. Bullische Faktoren sind vorhanden, haben es aktuell jedoch schwer, dagegen anzukommen.

Bei den Marktteilnehmern hält sich die bärische Stimmung hartnäckig. Zwischenzeitliche Erholungsphasen an ICE und NYMEX konnten die Ölpreise immer nur etwas anheben, insgesamt sind sie seit Wochen gesunken. Und das Muster scheint sich fortzusetzen, obwohl es im Marktgeschehen genügend preisstützende Meldungen gibt:

Der gestern veröffentlichte IEA-Monatsbericht gehört dazu, er geht von einem deutlichen Angebotsdefizit in der zweiten Jahreshälfte aus. Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet, dass die globale Nachfrage 2 Millionen Barrel pro Tag (B/T) höher ausfallen wird als das Angebot. Chinas steigender Ölbedarf soll nahezu 60 Prozent des weltweiten Ölnachfragewachstums ausmachen.

China und die USA stellen sich zudem mit einer Anhebung ihrer Raffinerieauslastung auf die traditionell nachfragestarken Sommermonate ein. Das signalisiert eine optimistische Erwartung der beiden größten Volkswirtschaften. China meldete gestern überraschend robuste Daten zur Nachfrage im April. Um 18,9 Prozent sollen die Raffinerien ihren Durchsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat gesteigert haben. Mit 14,87 Millionen B/T liegt er auf dem zweithöchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen.

Auch die US-Raffinerien steigern mit Beginn der Fahr- und Reisesaison derzeit ihre Verarbeitungskapazität. Experten erwarten, dass die Raffinerieauslastung in diesem Quartal bis auf 94 Prozent zulegen dürfte. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatte die Auslastung im 2. Quartal rund 91,3 Prozent betragen. Einige Raffineriebetreiber haben ihre Anlagen sogar erweitert, um die erwartete Nachfrage bedienen zu können. Zu ihnen gehört Exxon Mobil, der seine Raffinerie in Beaumont, Texas um 250.000 B/T aufgestockt hat.

Neben diesen frischen bullischen Impulsen könnten auch die anhaltenden Angebotsausfälle u. a. im Irak und in Kanada sowie der angekündigte Rückkauf von strategischen US-Ölreserven preisstützend wirken. Doch die Marktteilnehmer legen ihr Augenmerk verstärkt auf Konjunkturindikatoren, die zuletzt enttäuschten und auf die unsichere Lage in USA. Dort bereits Anfang Juni die Zahlungsunfähigkeit des Staates, sollten sich Demokraten und Republikaner nicht rechtzeitig auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen.

Der API-Wochenbericht zu den US-Ölbeständen fiel in der Nacht gemischt aus. Laut Branchenverband API sind die landesweiten Rohölbestände gestiegen, während die Vorräte an Benzin und Destillaten rückläufig waren. Die Trader warten für die weitere Markteinschätzung auf die offiziellen US-Ölbestandsdaten des Department of Energy (DOE) am Nachmittag, die mit Hintergrundinformationen eine größere Aussagekraft besitzen.

Die Notierungen an den Ölbörsen starten heute Morgen auf niedrigerem Niveau und rutschen nach einem kurzen Erholungsversuch unter die gestrigen Tagestiefs. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 70,44 Dollar. Die Nordseesorte Brent kostet 74,51 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 681,50 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9225 Euro. Damit ist der Euro 1,0838 Dollar wert.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise bewegen sich zum Start in die Wochenmitte kaum. Ihr Aufwärtsdrang ließ gestern schnell nach. Die nach unten gerichteten Trendkanäle bleiben in Takt.

Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt heute Morgen im Binnenland einen Durchschnittspreis von rund 89 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3000 Liter).

Nach dem jüngsten Preisanstieg blicken Heizölkunden weniger optimistisch auf mögliche Preisrücksetzer in naher Zukunft. Die Bestellaktivitäten liegen auf durchschnittlichem Niveau.

Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 71 Prozent künftig sinkende Preise. Das ist ein vergleichsweise zurückhaltender Wert.

Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer keine Eile hat, sollte die Preisentwicklung beobachten, um bei einem etwaigen Preisnachlass zuzugreifen. Wer jetzt Heizöl braucht, findet aber noch immer eine vergleichsweise gute Preissituation vor.

Im Übrigen sind wir mehr den je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil