Internationaler Markt
Nur mit Mühe halten sich die Ölpreise über der Marke von 70 Dollar je Barrel. Brent-Rohöl kostet am Morgen 70,2 Dollar je Barrel.
Das politische Umfeld lädt im Moment nicht dazu ein, auf höhere Ölpreise zu wetten. Präsident Trump ändert täglich seinen handelspolitischen Kurs. „Letzte Fristen“ werden immer wieder im letzten Moment verschoben. Die unklaren handelspolitischen Risiken stören jetzt schon seit vier Monaten die Weltwirtschaft und damit den Ölverbrauch.
Für den Ölmarkt wichtiger ist jedoch der Kurs des Ölkartells OPEC-Plus. Noch immer wirkt die Ankündigung vom Wochenende nach, den Ölhahn schneller als geplant zu öffnen und den Markt mit zusätzlichem Öl zu versorgen. Das wird vor allem im Herbst stark auf die Preise drücken.
Im Moment steuert der Ölmarkt allerdings auf den alljährlichen Höhepunkt im Verbrauch zu. In den Sommermonaten steigt wie üblich der ferienbedingte Benzinverbrauch, während gleichzeitig die Ölkraftwerke und Dieselgeneratoren die unzähligen Klimaanlagen weltweit mit zusätzlichem Strom versorgen müssen.
Preistreibend wirkt dagegen die Lage im Dieselmarkt. Seit Wochen steigen die Margen für Gasoil, also das Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl. Während die Rohölpreise nur leicht zugelegt haben, klettern die Preise für Diesel ungehindert nach oben.
Die Gründe dafür sind nicht völlig klar. Die Lagerbestände sind zwar relativ niedrig. Auch gibt es einige technische Probleme bei Raffinerien auf beiden Seiten des Atlantiks. Aber viele Trader sind überrascht, dass die Margen aktuelll höher sind als auf dem Höhepunkt des Israel/USA-Iran Konflikts vor wenigen Wochen.
Ähnliche Werte gab es zuletzt in den ersten Monaten des russischen Überfalls auf die Ukraine. Damals lag ein Ausfall der russischen Rohöl- und Dieselexporte in der Luft. Im Vergleich dazu ist die aktuelle Lage geradezu entspannt. Die OPEC hat sogar höhere Exporte ihrer mittelschweren Rohölsorten angekündigt, aus denen große Mengen an Diesel/Heizöl hergestellt werden können. Das Rätselraten geht also weiter.
Klar preisdämpfend sind dagegen die neuen Zahlen zum amerikanischen Ölmarkt, die gestern Nachmittag über den Ticker liefen. Sie zeigen einen sehr starken Lageraufbau bei Rohöl um 7,1 Mio. Barrel. Die Bestände von Diesel/Heizöl haben sich kaum verändert, während die Benzinlager schrumpften, nicht zuletzt wegen der starken Nachfrage in den Sommerferien.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen im Vergleich zur Vorwoche:
• Rohöl: +7,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +7,1 Mio. Barrel (API)
• Heizöl und Diesel: -0,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,8 Mio. Barrel (API)
• Benzin: -2,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,2 Mio. Barrel (API)
• Rohölförderung (4-Wochen-Durchschnitt): 13,4 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. über Vorjahresniveau)
• Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,6 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. unter Vorjahresniveau)
In dieser Gemengelage von preisstützenden und preisdämpfenden Nachrichten halten sich die meisten Händler heute Morgen erst einmal zurück. Die Preise bewegen sich nur wenig. Brent-Rohöl kostet aktuell 70,21 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 68,35 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 776,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8521 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1732 Dollar.
Nationaler Markt
Der ungewöhnlich starke Anstieg der Preise für Gasoil, das Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl, zieht seit zwei Wochen die Heizölpreise nach oben. Am Morgen zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von 93,2 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter).
Während die Raffinerien der Ölmultis in dieser Situation prächtig verdienen, kämpft der Heizölhandel mit Absatzproblemen und kann die höheren Einkaufspreise nur mit Mühe an die Verbraucher weitergeben. Die Zahl der Bestellungen liegt seit Wochen weit unter dem Durchschnitt. Sommerliche Temperaturen, Urlaubszeit, steigende Preise – im Moment denkt kaum jemand an den Öltank im Keller.
Das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Bestellungen nach Preisanfragen erfasst, verharrt dazu passend auf der neutralen Stufe. In der täglichen Lesereinschätzung zeigt sich ein relativ starker Preispessimismus.
Fazit: Im Moment werden die Heizölpreise durch die Probleme im Gasoilmarkt verzerrt. Das wird jedoch nicht lange andauern. Der starke Euro, die geringe Heizölnachfrage und die Überversorgung im Rohölmarkt könnten rasch wieder für attraktive Heizölpreise sorgen.
Dennoch gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil