Internationaler Markt

Des einen Freud, des andern Leid. Während der Bedarf an fossilen Energieträgern in Zeiten von Corona auf einen Stand gesunken ist, der beispielsweise in Deutschland die nicht mehr für möglich gehaltene Einhaltung der 2020er Klimaschutzziele erlaubt, leidet die Ölindustrie an diesem Nachfrageschwund wie ein Hund. Sie kann, will und muss mehr Öl absetzen, um zu leben.

Besonders schlimm hat es US-Unternehmen getroffen. Ausdruck findet das in einer Welle von Pleiten aber auch in der Zahl der Bohrgeräte in den Ölschieferfeldern. Sie ist auf den niedrigsten Stand der letzten 15 Jahre gesunken. Eine vollständige Erholung dieser Industrie erscheint aus heutiger Sicht unmöglich. Aber ohne eine starke Eigenversorgung ist die angestrebte Energieautarkie des Landes nicht zu erreichen und ohne die Autarkie wird die Politik der Entkopplung von ihren internationalen Partnern das Land weiter schwächen.

Andere Ölländer müssen auch kämpfen. Sie tun es scheinbar erfolgreicher. Russland und Saudi-Arabien erleben zumindest keinen so dramatischen Niedergang ihrer Ölindustrie wie die USA. Ihr Kampf besteht darin, die alliierten Wettbewerber, allen voran Irak, auf die abgestimmte Kürzung der Ölproduktion einzuschwören. Das klappt mehr schlecht als recht und stellt eine ständige Bedrohung für die Ölpreise dar.

Die Ölnachfrage ist nicht mehr weltweit am Boden. In weiten Teilen Asiens hat sie fast das Vor-Corona-Niveau erreicht. Große Ausnahme der Region ist Indien, der drittgrößte Ölverbraucher der Welt. Global gesehen fehlen immer noch zehn Prozent des ursprünglichen Ölbedarfs. Zusammen mit der entsprechenden Minderung der Gas- und Kohlenachfrage haben diese zehn Prozent mehr positive Wirkung auf den Zustand des Klimas als alle bisher getroffenen technischen Maßnahmen zusammen. Es ist eben doch die Nachfrageeinschränkung, die zählt, oder anders ausgedrückt, Wirtschaftswachstum und Klimaneutralität stehen im Zielkonflikt miteinander.

Der deutsche Energieverbrauch ist übrigens Corona-bedingt auf den niedrigsten Stand seit 1968 gesunken. Er wird von folgenden Primärenergieträgern und Anteilen gedeckt. Mineralöl 33,9 %, Erdgas 27,7 %, Erneuerbare 17,5 %, Steinkohle 7,4 %, Braunkohle 6,5 %, Atomenergie 5,8 %, Sonstige 1,2 %. Auch hierzulande leidet die Ölindustrie am Nachfragerückgang. Er traf besonders die Flug- und Autokraftstoffe. Heizöl war indes ein Wachstumselement in der Statistik. Anzumerken ist hier, dass Heizöl zwar in größerer Menge als üblich gekauft aber selbstverständlich noch nicht verbraucht wurde.

Bei der Preisentwicklung ist Öl in der letzten Woche höher gelaufen, als angesichts der Nachfrage zu erwarten war. Eine temporär starke Aktienbörse und der Bestandsrückgang in den USA machten das möglich. Wahrscheinlich wird der kleine Zugewinn in dieser Woche annulliert. Das deutet sich bereits seit Freitag an. Heute Morgen tanzen die Notierungen an den Börsen noch richtungslos umher.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 41,75 Dollar und das Barrel Brent zu 44,79 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 369,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8495 Euro. Damit kostet der Euro 1,1766 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben wieder nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Im Bundesdurchschnitt liegt der 3.000-Liter-Preis unter 40 Cent pro Liter. Günstiger konnte man zuletzt Anfang Februar 2016 und am 2. August dieses Jahres einkaufen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich die Heizölpreise in den kommenden Monaten deutlich vom aktuellen Niveau entfernen werden.

Im Binnenmarkt geht es erheblich ruhiger zu als zu Hochzeiten des Corona-Lockdowns. Es gibt zwar immer noch alte Aufträge, die ausgefahren werden müssen. Neue Aufträge kommen aber nun gemächlich hinzu. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wird von Kunden weiterhin sehr hoch gehalten. Das Interesse an Heizöl ist allgemein aber deutlich gesunken. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.

Die Heizölpreistrends geben sich weiterhin als Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt, allerdings mit deutlich reduziertem Gefälle.

Das Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen Deutschlands Kaufsignale.

Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Greifen Sie zu, die Heizölpreise sind klare Kaufpreise.

Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil