Internationaler Markt
Die Rohölpreise pendeln sich in dieser Woche bei knapp unter 90 Dollar je Barrel ein. Der Hamas-Israel-Krieg verhindert ein weiteres Abrutschen der Preise, auch wenn sich die Trader mit einer Einschätzung aus Sicht des Ölmarkts schwertun. Noch immer liegt eine Ausweitung der Kämpfe in Regionen in der Luft, die für den Ölmarkt relevant sind, also v.a. Richtung Iran und Irak, aber bisher gibt es dafür keine konkreten Anzeichen.
Die israelische Regierung zögert bisher, die Bodeninvasion in den Gazastreifen anzuordnen. Viele Beobachter rechnen dennoch mit einem Start in den nächsten Tagen, selbst wenn die humanitären, militärischen und politischen Risiken eines Häuserkampfes unabsehbar sind.
Während die geopolitischen Risiken also eher für höhere Ölpreise sprechen, wirkt der Zustand der Weltwirtschaft eher preisdämpfend. Die Aktienmärkte tendieren weltweit in diesem Monat eher nach unten. Die Konjunkturdaten bleiben uneinheitlich und die Marktzinsen steigen weiter an. Während die US-Wirtschaft einen stabilen Eindruck macht, kämpft China nach wie vor mit einer umfassenden Krise in der Bau- und Immobilienwirtschaft.
Der hochverschuldete chinesische Immobilienriese Country Garden hat in dieser Woche erstmals ausstehende Schulden nicht beglichen und ist damit offiziell in einer Zahlungskrise. Die Stimmung im Land ist schlecht. Peking muss die Wirtschaft massiv unterstützen, um ein weiteres Abgleiten zu verhindern. Zur selben Zeit verschwinden immer wieder führende Politiker oder Wirtschaftsbosse aus der Öffentlichkeit. In ganz Südostasien trifft Peking mit seinem imperialen Gehabe und Gebietsansprüchen auf immer mehr Widerstand. In der Summe schreckt das die Investoren ab. Die Kapitalflucht aus China nähert sich neuen Rekordwerten.
Auch im Ölmarkt selbst spricht zumindest in dieser Woche wenig für höhere Ölpreise. Der Wochenbericht der amerikanischen Energiebehörde (EIA) zeigt einen unerwarteten, wenn auch leichten Anstieg der Lagerbestände bei Rohöl. Noch schwerer wiegt jedoch die erneut schwache Ölnachfrage. Sie liegt nun überraschend sogar unter den Vorjahreswerten. Unterdessen bleibt die heimische Ölproduktion auf ihrem Rekordhoch.
Hier die gestern gemeldeten Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API):
Rohöl: +1,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,7 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,3 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,2 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,2 Mio. Barrel pro Tag (1,2 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,2 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. unter Vorjahresniveau)
In dieser Gemengelage halten sich die Trader am heutigen Handelstag erst einmal zurück. Brent-Rohöl kostet am Morgen 89,93 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 85,07 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 883,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9483 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0542 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise starten heute wenig verändert gegenüber gestern. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 112 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Anders als erwartet sind auch die Preise für Gasoil, also das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel, bisher relativ entspannt. Hier wird im Spätherbst und Winter mit einer knappen Versorgung gerechnet, die auch Druck auf die Heizölpreise ausüben könnte. Doch davon ist bisher wenig zu sehen. Auch auf dem Rhein hat sich die Lage nach den Niederschlägen der letzten Tage verbessert. Die Pegelstände steigen.
Die Zahl der Bestellungen bleibt in dieser Woche auf einem durchschnittlichen Niveau. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt ebenfalls auf der mittleren Stufe. Die Käufer halten sich also zurück und warten auf günstigere Gelegenheiten. Dazu passt, dass mittlerweile über 80 Prozent der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung mit niedrigeren Heizölpreisen rechnen. Der Preisoptimismus hat im Vergleich zur Vorwoche also stark zugelegt.
Diese Zuversicht könnte jedoch enttäuscht werden. Die Lage in Nahost bleibt voller Risiken. Auch das globale Ölangebot ist nach den Förderkürzungen des Ölkartells OPEC+ eher knapp. Wer nur noch wenig im Tank hat, sollte daher rechtzeitig vorsorgen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil