Internationaler Markt
Krieg in Europa: Russland führt seit der letzten Nacht einen großangelegten Angriff auf die Ukraine durch. Ziel ist offenbar nicht nur die militärische Annektierung der ohnehin russisch kontrollierten Separatistengebiete im Osten des Landes, sondern die Zerschlagung oder Eroberung der Ukraine.
Die Ölpreise hatten sich gestern nur wenig bewegt. Die Ukrainekrise und die möglicherweise nahe Einigung im Iran-Atomkonflikt hielten sich die Waage. Am späten Abend meldete der Branchenverband dann überraschend einen starken Aufbau der landesweiten amerikanischen Rohölvorräte um 6 Mio. Barrel. Ausgerechnet im Lagerzentrum Cushing fielen sie jedoch um 2 Mio. Barrel, so dass der Preiseffekt gering blieb.
Doch seit dieser Nacht reagieren die Ölpreise in erster Linie auf den Krieg in der Ukraine. Der Einmarsch russischer Truppen lässt Brent-Rohöl schon vor Börsenbeginn auf über 102 Dollar je Barrel steigen – den höchsten Stand seit 2014. Bei den Aktien wird hingegen ein Einbruch um etwa fünf Prozent erwartet.
Die Ölversorgung Europas läuft bislang ungestört. Eine Unterbrechung der Pipelineimporte hätte vor allem für Ostdeutschland gravierende Folgen, denn die Großraffinerien in Schwedt und Leuna werden über die Nördliche Druschba-Pipeline aus Russland versorgt, die durch Belarus und Polen verläuft, aber nicht durch die Ukraine. Die Südliche Druschba-Pipeline ist für deutsche Raffinerien weniger bedeutsam. Sie verläuft über Belarus und den Westen der Ukraine. Der größere Teil der Rohölexporte wird jedoch mit Tankern über russische Häfen abgewickelt, entweder über die Ostsee oder über das Schwarze Meer.
Neben Rohöl exportiert Russland auch große Mengen von Ölprodukten in die EU, insbesondere über die niederländischen Häfen, aber auch direkt nach Deutschland, Frankreich und Osteuropa. Das gilt insbesondere für Diesel und Gasoil, also das Vorprodukt für Heizöl und Diesel.
Da Moskau wenig Interesse daran haben dürfte, die eigenen Ölexporte oder Gasexporte zu stoppen, hängt es jetzt davon ab, welche Sanktionen die EU, Großbritannien und die USA beschließen werden. Wenn russische Banken vom internationalen Zahlungsverkehr ausgeschlossen werden sollten oder sogar ein Embargo für Öl oder Gas verhängt werden sollte, dann wäre der Betrieb wichtiger Raffinerien in Deutschland über kurz oder lang stark beeinträchtigt. Heizöl müsste dann rasch teurer werden, selbst wenn sich die Heizperiode ihrem Ende nähert.
Hier eine Momentaufnahme der Ölbörsen. Die Preise werden heute allerdings noch kräftig schwanken. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 97,43 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 102,84 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 873,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8885 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1249 Dollar.
Nationaler Markt
Auch die Heizölpreise springen nach oben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 98 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Dieser Wert kann sich aber minütlich in die eine oder andere Richtung ändern.
Der Krieg in der Ukraine löst allmählich auch im Heizölmarkt eine Panikstimmung aus. Die Zahl der Bestellungen schießt bereits seit vorgestern in die Höhe. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf der höchsten Stufe. Es wird also nicht lange abgewogen und recherchiert – wer kaufen will, kauft sofort.
Der Anteil der Preisoptimisten lag gestern nur noch bei ungewöhnlich niedrigen 47 Prozent. Dieser Wert könnte in der heutigen Lesereinschätzung noch weiter fallen. Dazu reicht schon ein kurzer Blick auf die Preischarts: Die Heizölpreise drohen im kurzfristigen Preiskorridor nach oben auszubrechen. Auch längerfristig gibt der Preistrend wenig Anlass zur Hoffnung.
Was tun? Der Krieg in der Ukraine wird noch lange andauern. Die Auswirkungen auf die Öl- und Gasmärkte werden gravierend sein, aber sie können im Moment nicht eingeschätzt werden. Die Heizölversorgung ist derzeit nicht beeinträchtigt. Wer keine Risiken eingehen will, sollte rechtzeitig bestellen, ohne jedoch in Panik zu verfallen. Preisvergleiche lohnen sich in turbulenten Krisenzeiten mehr denn je.
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Quelle: esyoil