Internationaler Markt
Der Entwicklung der Ölpreise kann man entnehmen, dass die reale Versorgungslage aktuell etwas angespannt ist. Die Rohölnotierungen kommen nach dem rasanten Rückgang infolge der Waffenruhe im Iran nicht mehr vom Fleck. Die Gasölnotierungen, die hierzulande den Heizöl- und Dieselpreisen zugrunde liegen, sind nach dem Rückgang sogar deutlich angestiegen. Sie befinden sich derzeit in der oberen Hälfte der diesjährigen Handelsspanne, während sich Rohöl gerade noch in der unteren Hälfte halten kann.
Zum Handelsstart in die neue Woche muss eine faustdicke Überraschung eingepreist werden. Statt die Fördermengen erneut um 411.000 Barrel pro Tag zu erhöhen, hat die OPEC-Plus am Wochenende beschlossen, dem Markt ab August täglich 548.00 Barrel zusätzlich zur Verfügung zu stellen. Die Produktionsausweitung wird von den acht Mitgliedsländern getragen, die seit 2023 freiwillige Zusatzkürzungen in Höhe von 2,2 Mio. Barrel pro Tag vorgenommen hatten. Das zunehmende Tempo der Rücknahme dieser freiwilligen Kürzungen lässt vermuten, dass das Kartell den ständigen Verlust von Marktanteilen, der sich daraus ergibt, so schnell wie möglich beenden will. Dieser treibt die Allianz in eine veritable Existenzkrise.
Es durchaus möglich, dass die Ölpreise am langen Ende nun wieder deutlich fallen werden. Genau das sollte durch die Förderkürzungen vermieden werden. Jetzt will man indes vermeiden, dass die US-Ölförderung noch weiter wächst. Dagegen hilft in der Tat nur ein geringerer Ölpreis, der das US-typische Fracking-Verfahren unwirtschaftlich machen würde. Offiziell wird diese Motivlage nicht mitgeteilt. Die OPEC-Plus begründet ihren Schritt diplomatisch mit einer stabilen Weltkonjunktur, niedrigen Lagerbeständen und gesunden Marktbedingungen. Mittlerweile gehen Marktteilnehmer davon aus, dass die freiwilligen Kürzungen zumindest auf dem Papier bereits im kommenden Monat beendet sein werden. Wieweit die Beschlüsse dann durch reale Maßnahmen umsetzbar sind, muss sich noch zeigen.
Trotz der vollkommen offenen Angebotsausweitung begrenzt Goldman Sachs die Erwartung an den Preisrückgang der Rohölsorte Brent auf 59 Dollar pro Barrel Ende 2025 und 56 Dollar in 2026. Die Gründe dafür seien mögliche Förderausfälle, unter anderem aus Russland, und schrumpfende Reservekapazitäten.
Derweil setzt Donald Trump neue Akzente in seiner umstrittenen Handelspolitik. Sollte es bis zum 9. Juli keine Einigung mit wichtigen Handelspartnern geben, sollen zum 1. August erneut Zölle in Kraft treten. Dem Vernehmen nach wird der Präsident Drohbriefe an 18 Länder senden, die für 95 Prozent des US-Handelsdefizits verantwortlich seien. Die Zollandrohungen sind taktisch geschickt platziert. Die Verzögerung bis zum 1. August verschafft den Verhandlungspartnern etwas Zeit und erhöht gleichzeitig den Ergebnisdruck. Am Ölmarkt könnte ein Misserfolg aufgrund der damit verbundenen Nachfragebefürchtungen für weiteren Druck auf die Preise sorgen.
Trump wäre nicht Trump, wenn er auf zusätzliches Öl im Feuer der Unsicherheiten verzichten würde. Das facht er mit der Androhung eines zehnprozentigen Zolls auf alle Importe aus Ländern der BRICS-Gruppe mit antiamerikanischer Einstellung an. Dem Bündnis, dessen Kürzel für Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika steht, schließen sich viele Länder an, die sich von den USA dominiert oder gar unterdrückt fühlen.
Die zu verarbeitende Überraschung scheint heute Morgen an den Ölbörsen als Nullnummer zu verpuffen. Von einem ersten Einbruch haben sich die Notierungen inzwischen wieder erholt. Insbesondere Gasöl setzt seinen Weg nach oben fort. Solange Rohöl diesen Weg nicht mitgeht, sind ihm aber Grenzen gesetzt.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 66,57 Dollar und das Barrel Brent zu 68,29 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 755,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8519 Euro. Damit kostet der Euro 1,1734 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen den Vorgaben des internationalen Markts. Aus der 6-Monats-Ansicht geht hervor, dass sich die Heizölpreise verbraucherfreundlicher entwickelt haben als in Dollar notiertes Gasöl. Das liegt an dem kräftigen Wertverfall der US-Währung. Kurzfristig sollte mit anziehenden Heizölpreisen kalkuliert werden. Längerfristig dürften die Preise aber wieder zurückkommen.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist außerordentlich zurückhaltend, während die Hoffnung auf tiefere Preise positiv ist. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf niedrigem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ziemlich starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Die Preise sind durchaus kaufbar. Tiefere Preise innerhalb der kommenden Monate sind aber ziemlich wahrscheinlich.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil