Internationaler Markt
Die Ölpreise gerieten gestern in den weltweiten Abwärtsstrudel der Finanzmärkte. Schwache Aktienmärkte, Inflationsdebatten und der plötzliche Kollaps von Kryptowährungen wie Bitcoin sorgten weltweit für Unruhe. Statt einen erneuten Anlauf Richtung 70 Dollar zu nehmen, fiel Brent-Rohöl um fast drei Dollar auf unter 66 Dollar je Barrel.
Auch der Ölmarkt selbst sorgte für Preisdruck. Nach Meldungen aus Russland und dem Iran stehen die Verhandlungen zwischen dem Westen und Teheran unmittelbar vor dem Durchbruch. Das könnte angeblich schon heute, am Donnerstag, verkündet werden. Zusätzliche 1-2 Mio. Barrel pro Tag würden dann zusätzlich in einigen Wochen auf den Markt strömen.
Die aktuellen Zahlen zeigen allerdings den umgekehrten Trend. In den letzten Wochen sanken die iranischen Exporte, da China weniger abnimmt. Offenbar verlangt der Iran jetzt wieder Marktpreise von seinen Kunden. China profitierte bisher von erheblichen Rabatten, da Teheran angesichts der Sanktionen nur wenige Großkunden hatte, die bereit waren, den US-Sanktionen zu trotzen.
Das zweite Sorgenkind der Ölpreisoptimisten ist Indien. Die Lockdowns drückten den Absatz von Benzin und Diesel in der ersten Maihäfte um 20 Prozent gegenüber dem April. Im Vergleich zu 2019 wird sogar knapp 30 Prozent weniger verbraucht.
Selbst ein solider Wochenbericht des US-Energieministeriums konnte den Fall der Ölpreise vor diesem Hintergrund nicht mehr aufhalten. Die Lagerbestände an Rohöl legten wie erwartet leicht zu, aber die Produktlager schrumpften deutlich. Die Ölnachfrage war relativ stark.
Wie schon seit Monaten scheint die Rohölproduktion in den USA nicht zu wachsen. Die Behörden schätzen die Fördermenge weiterhin auf 11,0 Mio. Barrel pro Tag. Das liegt 2,1 Mio. Barrel unter dem Wert vom Februar 2020, also unmittelbar vor dem Beginn der Coronakrise.
Hier die Zahlen des DOE (Energieministerium) und des API (US-Branchenverband) im Überblick:
Rohöl: +0,6 Mio. Barrel (API) bzw. +1,3 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -2,6 Mio. Barrel (API) bzw. -2,3 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -2,0 Mio. Barrel (API) bzw. -2,8 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,0 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. unter Vorjahreswert; 2,1 Mio. unter Feb. 2020)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,2 Mio. Barrel pro Tag (3,1 Mio. über Vorjahreswert).
Heute warten die Trader vor allem auf neue Daten zur amerikanischen Konjunktur und neue Meldungen zu den Iranverhandlungen. Der morgendliche Handel startet vorsichtig optimistisch.
Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 63,70 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 66,85 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 550,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8202 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,2188 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise stehen aktuell nur noch knapp über 63 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter), wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Der gestrige Preisrutsch an den internationalen Ölbörsen hinterlässt auch im deutschen Heizölmarkt seine Spuren.
Das wilde Auf und Ab der Ölpreise hat den Markt stark belebt. Die Zahl der Bestellungen liegt in dieser Woche weit über dem Durchschnitt. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf der zweithöchsten Stufe.
Die Zahl der Preisoptimisten schwankt zwar, ist aber zuletzt wieder deutlich gewachsen. In der letzten Lesereinschätzung setzen 82 Prozent der Stimmen auf fallende Heizölpreise. Das ist ein relativ hoher Wert, der das Zögern einiger Verbraucher erklärt.
Die kurz- und mittelfristigen Preischarts geben allerdings wenig Anlass zur Hoffnung. Je nach Perspektive zeigen sich steigende oder bestenfalls seitwärts tendierende Preiskorridore.
Was also tun? Der aktuelle Preisrutsch stellt eine Kaufegelegenheit für alle dar, die ohnehin bald nachbestellen müssen. Die meisten Prognosen erwarten in den kommenen Monaten weiter steigende Ölpreise. Die Preisrisiken bleiben hoch.
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Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Klarstellung: Es gibt immer wieder Missverständnisse über die Zukunft der Ölheizung. Daher der Hinweis, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten wurde, auch nicht ab 2026. Ab diesem Stichjahr müssen neue Ölheizungen mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil