Internationaler Markt

Die Rohölpreise dümpeln weiter vor sich hin, als wäre nichts geschehen. Um die 92 Dollar müssen im Moment für einen Barrel Brent gezahlt werden. Die aktuellen Marktturbulenzen prallen am beherrschenden Thema, nämlich den schwachen Nachfrageprognosen ab. Der Markt starrt gebannt auf die Zahl der Neuinfektionen in China, die gestern auf über 23.000 Fälle stieg und damit weitere Lockdowns wahrscheinlicher macht.

Alle anderen Ereignisse verblassten demgegenüber. So hat sich die Aufregung um den Raketeneinschlag in Polen zumindest im Ölmarkt rasch beruhigt. Alles deutet auf eine Fehlfunktion einer ukrainischen Luftabwehrrakete. Die russischen Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur haben alledings einen vorübergehenden Stopp der Druschba-Ölpipeline im südlichen Strang ausgelöst. Sie ist vor allem für die Versorgung Mittel- und Osteuropas von großer Bedeutung. Ungarische Behörden melden inzwischen, dass der Betrieb schrittweise wieder in Gang kommt.

Der gestrige Drohnenanschlag auf einen Öltanker im Persischen Golf ging ohnehin im allgemeinen Trubel fast unter. Das gilt auch für die Unterbrechung der wichtigen Keystone-Pipeline in den USA, die kanadisches Öl in die USA befördert. Auch hier war die Aufregung und die physische Unterbrechung nur von kurzer Dauer. Vor diesem Hintergrund scheinen sich die Risiken im Ölmarkt allmählich umzukehren. Bislang galten Tanker und Meerengen als die verwundbarsten Stelle in der Versorgungskette. Mittlerweile gibt das fast stärker für Ölpipelines.

Der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums bestätigte dann am Nachmittag die Vorabschätzungen des Branchenverbandes API. Die Rohölbestände sind im Vergleich zur Vorwoche kräftig um 5,4 Mio. Barrel gesunken, trotz der Freigabe nationaler Ölreserven. Dem steht ein nur magerer Aufbau der Produktvorräte bei Benzin und bei Diesel/Heizöl gegenüber.

Versorgung und Verbrauch entwickeln sich parallel. Die geschätzte Rohölproduktion in den USA steht bei 12,1 Mio. Barrel pro Tag. Das sind 0,7 Mio. mehr als vor einem Jahr. Das gilt auch für den Anstieg der Ölnachfrage, die zurzeit ebenfalls um diese Menge über dem Vorjahreswert liegt. Der Wochenbericht hatte nur kurz einen preistreibenden Einfluss auf die Ölpreise.

Hier die aktuellen Zahlen aus den Wochenberichten des DOE und des Branchenverbandes API sowie die Veränderungen gegenüber der Vorwoche:

Rohöl: +3,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +5,6 Mio. Barrel (API)

Heizöl und Diesel: -0,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,8 Mio. Barrel (API)

Benzin: -0,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,6 Mio. Barrel (API)

Ölproduktion in den USA: 12,1 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahreswert)

Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,9 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahreswert)

Auch am heutigen Morgen tendieren die Ölpreise wieder schwach. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 92,66 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 85,14 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 992,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9630 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0381 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben heute am Morgen erneut nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt eine Fortsetzung des Abwärtstrends und einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 130 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).

Der Heizölmarkt profitiert derzeit von mehreren preisdämpfenden Faktoren. Neben Rohöl sind vor allem die Preise für Gasoil, dem Vorprodukt von Diesel und Heizöl, unerwartet schwach. Hinzu kommt ein stärkerer Euro, der Ölimporte zusätzlich verbilligt. Im Binnenmarkt scheint die Konkurrenz durch die großen gewerblichen Gasverbraucher, die auf Heizöl ausweichen, geringer zu werden. Die Gasspeicher sind vollständig gefüllt und die Großhandelspreise für Gas wirken im Moment relativ stabil.

Die Zahl der privaten Heizölbestellungen ist im Moment wieder recht hoch. Der günstige Preistrend gibt offenbar zusätzlichen Schub. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht dazu passend auf der zweithöchsten Stufe. Auch das mathematische Tiefpreis-System rät zum Kauf. Der Preisoptimismus ist hingegen etwas geschrumpft. Allzu große Preisnachlässe werden anscheinend nicht mehr erwartet. Etwa drei Viertel der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf weiter sinkende Heizölpreise. In der letzten Woche waren es zeitweise über 90 Prozent.

Was tun? Die Preisrisiken sind noch immer hoch und die erste Kältewelle steht unmittelbar bevor. Die sinkenden Heizölpreise stellen vor diesem Hintergrund eine unerwartete Kaufgelegenheit für alle Nachzügler dar, die bisher mit der Bestellung abgewartet haben.

Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr aktuelles Heizverhalten. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.

Quelle: esyoil