Internationaler Markt

Die Ölpreise setzten ihren Abwärtstrend gestern fort. Mit 92 Dollar je Barrel fielen sie auf den tiefsten Stand seit einer Woche. Das wird in den Ölexportstaaten für lange Gesichter sorgen, denn die Förderkürzungen der letzten Woche haben offenbar noch nicht den gewünschten Effekt. Auch politisch läuft es für die OPEC nicht rund. Nach dem Irak hat nun auch Kasachstan verkündet, seine Fördermengen nicht ändern zu wollen.

In der UN-Hauptversammlung zeigte sich am Abend der politische Spagat der Golfmonarchien. Sie stimmten erstmals gegen Russland, halten aber an ihrem ölpolitischen Bündnis mit Moskau eisern fest. Nur fünf Länder unterstützten in der UN-Versammlung offen die russische Annexion der ukrainischen Regionen: Neben Russland waren das Belarus, Nordkorea, Syrien und Nicaragua. Tiefer kann man bündnispolitisch nicht mehr sinken. China und Indien enthielten sich.

Für Aufregung sorgt seit gestern ein Leck in einem der beiden Rohre der Druschba-Pipeline, also der Hauptader für die Versorgung Ostdeutschlands. Noch ist unklar, ob es sich um technisches Versagen oder Sabotage handelt. Die Rohrleitung bleibt für Deutschland wichtig, auch wenn sie ab dem 5. Dezember nicht mehr russisches Öl, sondern Weltmarktöl befördern soll, das zunächst in Polen anlandet und von dort weiterbefördert wird. Zusätzlich wird Ostdeutschland über den Hafen Rostock versorgt.

Viele neue Zahlen und Prognosen prasselten gestern auf den Ölmarkt ein. Der OPEC-Monatsbericht kürzte seine Nachfrageprognose für 2022 um knapp 20% auf ein Wachstum von nur noch 2,64 Millionen Barrel pro Tag. Auch im nächsten Jahr soll es langsamer als erwartet nach oben gehen. Die amerikanische Energiebehörde EIA sieht das in ihrem Monatsbericht ähnlich. Sie erwartet für 2023 nur noch ein Nachfragewachstum von 1,5 Prozent.

Gleichzeitig erwartet die EIA allerdings auch ein geringeres Wachstum der Ölförderung in den USA. Die Schieferölbranche hält sich bei den Investitionen nach wie vor zurück und erzielt daher Rekordgewinne. Die Branche ist so profitabel, dass in nur zwei Jahren alle Verluste der vergangenen zehn Jahre wettmacht.

Der Branchenverband API veröffentlichte dann am Abend seine wöchentlichen Schätzungen zu den Lagerbeständen in den USA. Anders als erwartet sprangen demnach die Rohölbestände deutlich um 7,1 Mio. Barrel nach oben. Die Benzinvorräte wurden um 2 Mio. Barrel größer, während die Diesel/Heizölbestände (Mitteldestillate) um knapp 5 Mio. Barrel schrumpften. Heute Nachmittag folgt der offizielle Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums.

Der Handel startet am Morgen erst einmal vorsichtig. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 92,31 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 87,00 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 1090,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 1,0309 Euro wert. Damit steht der Euro bei 0,9699 Dollar.

Nationaler Markt

Der Heizölmarkt gibt die seit Tagen fallenden Kosten nicht weiter. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen fast unveränderten landesweiten Durchschnittspreis von über 163 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).

Die Zahl der Bestellungen bleibt auf einem niedrigen Niveau. Sehr hohe Preise, milde Temperaturen und lange Lieferzeiten bremsen die Kauflust. In ganz Westeuropa gibt es derzeit Lieferprobleme. Das betrifft neben Deutschland die großen Heizölregionen in der Schweiz, Österreich, Belgien und in Nordfrankreich, wo immer noch gestreikt wird.

Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht seit vielen Tagen nur noch auf der mittleren Stufe. Auch der Preispessimismus schwankt nur wenig. Um die 60 Prozent der Voten erwarten in der täglichen Lesereinschätzung fallende Heizölpreise – ein eher unauffälliger Wert.

Die aktuell fallenden Preise im internationalen Ölmarkt könnten täuschen. Die Versorgungskrise ist in vollem Gang und könnte bei einem Ausfall russischer Öllieferungen sogar mehrere Jahre andauern. Vorsorge und ein Überdenken der bisherigen Heizlösung sollten an erster Stelle stehen.

Nach wie vor gilt: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.

Quelle: esyoil