Internationaler Markt

Eine Zeitlang irrten die internationalen Ölpreise orientierungslos umher. Doch dann gab Trump die Richtung vor: Nach dem üblichen Selbstlob bei der Bekämpfung der Coronaepidemie kündigte er überraschend einen Einreisestopp für alle Europäer an. Sofort gingen die Aktienmärkte in den freien Fall und zogen auch die Ölpreise um über fünf Prozent nach unten.

Die Ölnachfrage wird durch diese Maßnahme noch schwächer werden, da der Flugverkehr zwischen den beiden Kontinenten stark reduziert wird. Nur die Luftfracht bleibt ungestört. Weltweit verbrauchen Flugzeuge etwa fünf Prozent des täglichen Ölangebots.

Aber auch auf der Angebotsseite gibt es schlechte Nachrichten: Nach Saudi-Arabien wollen nun auch die Emirate (VAE) ihr Ölangebot schlagartig erhöhen. Bis zu einer 1 Million Barrel pro Tag könnten ab April zusätzlich auf den Markt strömen.

Eine Einigung zwischen Russland und den Saudis scheint nicht in Sicht. Gestern war zwar von ersten Vermittlungsversuchen zwischen den beiden Streithähnen die Rede, aber kurz darauf bekräftigte der stellvertretende Energieminister noch einmal den russischen Standpunkt. Moskau lehnt eine Spirale von Förderkürzungen ab, die letztlich nur dazu führe, dass Anbieter mit hohen Kosten die Marktanteile des Kartells übernehmen.

Schwache Nachfrage, steigendes Angebot: Die zunächst belächelte Prognose von Goldman Sachs, dass die Ölpreise Richtung 20 Dollar je Barrel unterwegs seien, wird allmählich salonfähig.

Der wöchentliche Lagerbericht aus den USA fiel gestern interessanter aus als sonst, fand aber nur wenig Beachtung. Auf den ersten Blick bestätigte der Aufbau der Rohölbestände um 7,7 Mio. Barrel lediglich den düsteren Zustand des Ölmarktes.

Doch auf den zweiten Blick war er ungewöhnlich bullisch, denn die Importe legten ebenfalls um 7 Mio. Barrel zu. Gleichzeitig schrumpften die Lagerbestände bei den Hauptprodukten (Benzin, Diesel, Heizöl) um enorme 11,4 Mio. Barrel. Hier fand also ein starker Lagerabbau statt. Und die geschätzte Ölproduktion der USA schrumpfte ebenfalls leicht von 13,1 auf 13,0 Mio. Barrel pro Tag.

Unter dem Strich passte der Bericht also in das erhoffte Szenario des OPEC+ Kartells. Mit Niedrigpreisen wollen sie die US-Produzenten schrittweise aus dem Markt drängen. Allerdings macht eine Schwalbe noch keinen Frühling. Erst die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Rechnung der Kartellmitglieder aufgeht.

Hier die Bestandsveränderungen in der Übersicht:
Rohöl: +6,4 Mio. Barrel (API) bzw. +7,7 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -4,7 Mio. Barrel (API) bzw. -6,4 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -3,1 Mio. Barrel (API) bzw. -5,0 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 13,0 Mio. Barrel pro Tag (8 Prozent höher als vor einem Jahr)

Heute Morgen starten die europäischen Ölbörsen wie erwartet sehr schwach. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht im Moment bei 31,58 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 34,39 US-Dollar je Barrel. Gasöl notiert bei 348,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8842 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1305 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben heute merklich nach, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Der durchschnittliche Preis liegt im Moment knapp unter 53 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist nur noch leicht über dem Jahrestief vom Montag.

Fallende Preise und starke Preisschwankungen lösten in den letzten Tagen eine enorme Bestellwelle aus. Der Heizölmarkt ist in einigen Regionen noch für Wochen überlastet. Die Preise driften dadurch stärker auseinander als sonst. Regionale Verknappungen lassen die Heizölpreise mancherorts über das Niveau hinaus steigen, das die niedrigen Rohölpreise im Weltmarkt rechnerisch nahelegen.

Das Gesetz von Angebot und Nachfrage macht sich besonders in Bayern bemerkbar. Die Hauptversorgung erfolgt über den Hafen Triest (Italien) und die TAL-Pipeline sowie die Raffinerien in Ingolstadt, Vohburg, Neustadt und Burghausen. Zusätzliches Heizöl nach Bayern zu bringen, ist aufwendiger als in anderen Regionen Deutschlands. Deshalb reagieren die Preise dort stärker, wenn die Nachfrage das Angebot überfordert. Die Versorgungsmöglichkeiten sind im Moment zusätzlich eingeschränkt, da die Raffinerie Vohburg Instandhaltungsarbeiten durchführt.

Über kurz oder lang wird der Heizölmarkt aber wieder zur Ruhe kommen. Das deutet auch das Schwarm-O-Meter für Heizöl an, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen vergleicht. Es steht jetzt nur noch auf der mittleren Stufe.

Die tagesaktuelle Umfrage zeigt eine immer vorsichtigere Kundschaft. Nur noch 57% der Voten setzen auf fallende Heizölpreise. Das ist ein vergleichsweise niedriger Wert. Viele fürchten, dass die Preisschwäche nicht von Dauer ist und haben deshalb ihre Bestellungen vorgezogen.

Die Preischarts verbreiten dagegen weiterhin Optimismus: Der kurzfristige Preistrend ist wieder in seinen steil fallenden Preiskorridor zurückgekehrt. Mittel- und langfristig zeigen die Trends ohnehin schon seit längerem gen Süden.

Was tun? Die Preise sind attraktiv und die Lieferzeiten lang. Wer demnächst ordern muss, sollte nicht zu lange warten. Wer spekulieren will, kann wie schon in den letzten Wochen auf die schwache Verfassung im Rohölmarkt setzen. Sobald sich die Überlastung im deutschen Heizölmarkt verflüchtigt, werden auch die Heizölpreise stärker als bisher auf diesen Trend reagieren können.

Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.

Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.

Übrigens: Es gibt immer wieder Missverständnisse darüber, was das Klimapaket der Bundesregierung für Ölheizungen bedeutet. Die Folgen sind weniger einschneidend als oft dargestellt: Bestehende Ölheizungen können ohne Einschränkungen weiterlaufen. Ab dem Jahr 2026 sollen lediglich neue Ölheizungen (auch Ersatzgeräte) regenerativ ergänzt werden, also etwa mit Solarwärme für Brauchwasser. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, wenn z.B. kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden ist oder wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.

Quelle: esyoil