Internationaler Markt

Der entspannte Umgang der Öl-Trader mit den Scharmützeln im Roten Meer hält der Realität nicht stand. Weiterhin bedrohte Handelsschiffe, ein getöteter Hamas-Führer und ein opferreicher Bombenanschlag während einer Gedenkfeier am Grab des populären iranischen Generals Soleimani flößen den Börsianern Angst vor einer Eskalation der Gewalt ein. Denn Israels Widersacher wähnen Zionisten als Drahtzieher der Anschläge und kündigen Vergeltung an.

Als die Nachricht über eine Abschaltung des libyschen Ölfelds Sharara auf Grund von lokalen Protesten hereinschneite, hatten die Trader schließlich einen fundamentalen Grund für steigende Preise gefunden. Er ist zwar nicht stichhaltig, aber für den Moment dienlich. In Libyen hat das betroffene Ölfeld zwar ein bedeutendes Volumen. Für die globale Ölversorgung ist die blockierte Tagesleistung von 0,3 Millionen Barrel derzeit aber nicht relevant. Der Markt kann sie aufgrund der guten Angebotslage verkraften. Die Börse missbraucht sie indes als Ventil zum Druckablassen. Dabei kam ein Preisanstieg von vier bis fünf Prozent heraus.

Wenn die Schifffahrtswege aufgrund der Probleme im Roten Meer umgelenkt werden und Passagen um das Kap der guten Hoffnung führen, ist ein Anstieg von rund drei Prozent fundamental plausibel. Er entspricht der Teuerung, die sich rechnerisch für den längeren Weg ergibt.

Die erste Veröffentlichung zu den US-Bestandsdaten dieser Woche unterstreicht das Bild einer guten Versorgungslage. Im Tagesverlauf werden weitere Daten zum Thema veröffentlicht, von denen man Börseneinfluss erwarten darf.

An den Ölbörsen hat sich die Aufregung heute Morgen gelegt. Die Notierungen ziehen auf erhöhtem Niveau seitwärts. Ob der Haltungswechsel der Finanzjongleure mit dem gestrigen Preisanstieg abgearbeitet ist, muss sich in der zweiten Tageshälfte zeigen, wenn die Trader der Wall Street in das Geschehen eingreifen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 73,74 Dollar und das Barrel Brent zu 79,18 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 773,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9126 Euro. Damit kostet der Euro 1,0953 Dollar.

Nationaler Markt

Wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt, ist der gestrige Preisanstieg am internationalen Markt noch nicht vollständig in die Heizölpreise eingeflossen. Sie bewegten sich im Vergleich zum Vortag kaum. Damit bleiben die abwärts gerichteten Trendkanäle unangefochten intakt. Von den Wasserstraßen kommen trotz des Dauerregens ebenfalls positive Signale. Die Frachtraten sinken derzeit.

Im Binnenmarkt boomte das Bestellaufkommen kurz vor Jahresschluss gewaltig auf. Nun ist hier Ruhe eingekehrt. Die Hoffnung auf günstigere Preise zeugt von Unsicherheit. Sie ist sehr wechselhaft. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Das mathematische Tiefpreis-System wirft in wenigen Regionen der Republik Kaufsignale aus.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Sie könnte günstigere Kaufmomente zu Tage bringen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil