Internationaler Markt
Nachdem die Ölpreise zwei Monate lang von 93 bis auf 77 Dollar je Barrel geschrumpft waren, ging es seit der der letzten Woche wieder aufwärts. Die OPEC-Entscheidungen, die verzögerte Zinswende und die schwache europäische Konjunktur – alles war bereits eingepreist. Neue Überraschungen blieben in den letzten Tagen zunächst aus.
Die Rohölpreise waren gestern schon auf dem Weg Richtung 84 Dollar je Barrel, als der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt einige überoptimistische Spekulanten auf dem falschen Fuß erwischte und den Preisanstieg stoppte. Einige Trader lösten ihre Wetten auf steigende Ölpreise vorsichtshalber auf. Die moderate Verkaufwelle reichte aus, um Brent wieder Richtung 82 Dollar zu schicken. Dort steht Rohöl auch heute am frühen Morgen.
Der Wochenbericht aus den USA meldete steigende Rohölbestände. Auch die Benzinvorräte legten kräftig zu. Gleichzeitig blieb die geschätzte Ölnachfrage in den USA erneut unter den Werten des Vorjahres. Hier die aktuellen Zahlen aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Vorabschätzungen des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: +3,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,0 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,5 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,2 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,8 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. unter Vorjahreswert)
Später am Tag lief die Verkaufswelle jedoch aus. Neue, eher moderate Inflationsdaten, so schien es, sollten der US-Notenbank etwas mehr Spielraum in der Zinspolitik geben. Doch diese Hoffnung währte nur einige Stunden. Am Abend machte die Fed klar, dass es in diesem Jahr voraussichtlich bei einem einzigen Zinsschritt bleiben wird. Die Leitzinsen sollen also noch eine Zeitlang über fünf Prozent bleiben.
Das nahm den Ölpreisen zusätzlichen Wind aus den Segeln. Auch der aktuelle Monatsbericht der Internationalen Energieagentur (IEA), der ebenfalls gestern veröffentlicht wurde, war keine große Hilfe für die Ölpreisoptimisten. Nach dem schwachen ersten Halbjahr rechnet die IEA zwar ab Juli mit einem stabilen Ölmarkt, aber die Ölnachfrage soll in diesem Jahr nur um knapp ein Prozent zulegen.
Das wäre angesichts des steigenden Ölangebots zu wenig, um die Rohölpreise Richtung 100 Dollar je Barrel, also dem Preisziel der OPEC-Kartellstaaten, zu heben. Die IEA hält es daher auch für unwahrscheinlich, dass die OPEC wie angekündigt ab dem Herbst mehr Öl in den Markt geben wird.
Heute Morgen treten die Ölpreise erst einmal auf der Stelle. Aktuell kostet Brent-Rohöl 82,31 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 78,22 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 749,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9254 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0804 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl ist am Morgen ähnlich teuer wie gestern. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Vormittag einen kaum veränderten landesweiten Durchschnittspreis von knapp 98 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Dabei sind die Vorgaben eigentlich günstig: Die internationalen Rohölpreise schwächeln, der Euro legt zu und die Hochwasserpegel auf dem Rhein fallen. Die schnelle Preisrallye der letzten Tage, die Heizöl um etwa fünf Prozent verteuert hat, könnte also schon wieder enden.
An der Zahl der Bestellungen liegt es zumindest nicht. Das Kaufinteresse im deutschen Heizölmarkt ist im Vergleich zur Vorwoche stark gefallen und liegt im Moment sogar unter dem Durchschnitt. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nur noch auf einer neutralen, mittleren Stufe. Die Verbraucher halten sich also zurück.
Ähnlich verhalten sind die Zahlen der täglich erhobenen Lesereinschätzung. Der überbordende Preisoptimismus der letzten Wochen ist verfolgen. Nur noch eine knappe Mehrheit kann sich für die nächsten Tage fallende Heizölpreise vorstellen.
Auch wenn die Stimmung etwas gedreht hat, gibt es dennoch keinen Grund, den Preisen hinterherzulaufen. Wer demnächst ordern muss, kann sich in aller Ruhe nach einem attraktiven Angebot umsehen. Die derzeit geringe Zahl der Bestellungen sollte die Suche erleichtern.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil