Internationaler Markt

Mit dem monatlichen Treffen der OPEC-Allianz kommenden Mittwoch endet das Kürzungsregime, das während des Nachfrageeinbruchs am Beginn der Corona-Pandemie zur Stabilisierung der Ölpreise eingeführt wurde. In Zukunft kann jedes Land wieder selbst über seine Produktionsmengen im Rahmen der allgemeinen Quotierung entscheiden. Theoretisch könnte sich die Gruppe, die aus den 13 Mitgliedsstaaten der OPEC und zehn weiteren Förderländern mit Russland an der Spitze besteht, damit auflösen. Die Tatsache, dass ein so bedeutender Partner wie Russland aufgrund von Sanktionen nicht frei agieren kann, legt das nahe. Die Alliierten scheinen aber trotz der widrigen Umstände einhellig vom Wert der Zusammenarbeit überzeugt zu sein.

Die Leistung des Bündnisses besteht darin, die im Frühjahr 2020 kollabierenden Ölpreise durch eine drastische kollektive Förderkürzung stabilisiert zu haben. Der initiale Umfang betrug rund zehn Prozent der globalen Produktionsmenge. Ab Sommer 2020 wurde die Förderung in monatlich kontrollierten Schritten wieder hochgefahren. Nominell wird die ursprüngliche Förderleistung mit dem in diesem Monat fälligen Anstiegsbeschluss wiederhergestellt. De facto hängt die Förderung allerdings deutlich hinter den formulierten Zielen fest. Viele Mitgliedsstaaten der Allianz sind nicht mehr in der Lage, die alten Leistungen abzuliefern. Ihre Förderanlagen wurden unzureichend gewartet und leiden mittleiweile an einem immensen Investitionsstau.

Nach Meinung des neuen Generalsekretärs der OPEC, Haitham al-Ghais, ist dieser Stau weit mehr für die Ölpreissteigerung verantwortlich als das blockierte russische Öl. Er begründet das mit dem Umstand, dass die Preise bereits vor dem russischen Überfall auf die Ukraine deutlich anstiegen. Über Angebotsknappheit wurde bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 geredet.

In der Tat zeigt die Jahresansicht des Preischarts für Rohöl der Sorte Brent einen steilen Anstieg seit Anfang Dezember 2021, der Mitte April dieses Jahres das aktuelle Niveau erreichte. Die Kriegswirren und die Boykottmaßnahmen der EU gegen russisches Öl haben zwar für erhebliche Preisbewegung mit hohen Spitzen gesorgt, sie geben dem Preisauftrieb im Mittel bis heute aber keine neue Dimension. Das ist sicher nicht allein dem Geschehen am Ölmarkt geschuldet. Es hat auch sehr viel mit den weiterhin restriktiven Corona-Maßnahmen in China und der konjunkturbremsenden Geldpolitik der Notenbanken allen voran der amerikanischen Fed zu tun.

Während die Fed mit ihren Leitzinsanhebungen in den letzten Wochen die vorherrschende Instanz für eine moderate Ölpreisdämpfung war, kommen nun mit enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus China erneut die Corona-Umstände auf die Agenda. Beide Aspekte sind Rezessionstreiber. Sie beeindrucken die Stimmung unter Analysten so sehr, dass die ihre Prognosen für das Ölnachfragewachstum in diesem Jahr binnen eines Monats halbierten. Das geht aus einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters hervor.

Ein wenig Preislockerung mag auch Libyen in diesen Tagen mit der Wiederherstellung der alten Exportkapazität zur Preisdämpfung beitragen. Die neue Führung der National Oil Corporation (NOC) hat ein kleines Wunder bewirkt. An eine dauerhafte Stabilisierung der Lage mag aber niemand glauben, da im Land zwei Regierungen existieren, die um die Vormacht ringen. Ein gewalttätiger Ausbruch des Konflikts liegt ständig in der Luft. Er würde kaum spurlos an der Ölindustrie vorbeigehen.

An den Börsen geben die Ölnotierungen heute Morgen weiter nach. Die große Bewegung fand bereits Freitag am späten Nachmittag statt. Die Preisrichtung kann nun durchaus noch fortgesetzt werden.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 97,61 Dollar und das Barrel Brent zu 103,58 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.063,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9774 Euro. Damit kostet der Euro 1,0229 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise neigen sich moderat nach unten, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz bei genauer Betrachtung zu entnehmen ist. Der Impuls dafür kommt vom Weltmarkt in Form neuer Rezessionssorgen. Er wird hierzulande aber nur gemäßigt ausgespielt. Die Kleinwasserprobleme auf Flüssen und Kanälen machen den Transport von Ölprodukten immer schwieriger und teurer. Darüber hinaus kommen neue Großabnehmer in Folge der Gaskrise auf den Markt, die ebenfalls nach dem Brennstoff greifen. Versorgungsstörungen sind daher allgegenwärtig.

Im Binnenmarkt kommen Heizölbestellungen im Urlaubsmodus herein. Das Preisniveau scheint den allgemeinen Drang zur Wintereindeckung zu relativieren. Die Hoffnung auf sinkende Preise ist ebenfalls übersichtlich. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng, um bei kurzfristigen Vergünstigungen handeln zu können.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil