Internationaler Markt
Die Rohölpreise konnten gestern leicht zulegen. Zwei Ereignisse zogen Brent & Co. in unterschiedliche Richtungen, aber am Ende konnten sich die Preisoptimisten durchsetzen.
Das Ölkartell OPEC und seine Alliierten, also das „OPEC+“-Kartell, beschlossen gestern, die drastischen Förderkürzungen ab August abzumildern. Bisher nahmen die Ölstaaten 9,7 Mio. Barrel pro Tag vom Markt, was etwa 10% des globalen Ölangebots entspricht. Dadurch war es in den letzten Monaten gelungen, die Ölpreise zu stabilisieren und den Lageraufbau zu stoppen.
Bis Dezember sollen nur noch 7,7 Mio. Barrel vom Markt ferngehalten werden. Dieser Schritt kam nicht ganz überraschend, aber einige Trader stiegen dennoch aus und die Ölpreise fielen zunächst.
Am Nachmittag kam dann die zweite Meldung. Sie ließ die Ölpreise wieder steigen. Die Daten des offiziellen Wochenberichts zu den US-Ölvorräten toppten die bereits hohen Erwartungen. Der Abbau der Rohölbestände war nach dem API-Bericht vom Vortag zwar nicht mehr überraschend. Das DOE bestätigte -7,5 Mio. Barrel, vor allem wegen der geringeren Nettoimporte. Allerdings blieben die Lagerbestände für Heizöl/Diesel wider Erwarten konstant. Beim Benzin gab es einen kräftigen Abbau von -3,1 Mio. Barrel, obwohl die Raffinerien ihre Produktion erhöhten.
Die Erklärung dafür liegt bei der amerikanischen Nachfrage, die sich stärker als erwartet erholt und aktuell nur noch 10 Prozent unter dem Vorjahreswert liegt. Ebenfalls positiv wirkte die Meldung, dass die US-Fördermengen stabil blieben. Viele Beobachter hatten einen Anstieg beim Schieferöl befürchtet.
Hier die Wochenzahlen des US-Energieministeriums (DOE) und des US-Branchenverbandes (API) im Überblick:
Rohöl: -8,3 Mio. Barrel (API) bzw. -7,5 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: +3,0 Mio. Barrel (API) bzw. -0,5 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -3,6 Mio. Barrel (API) bzw. -3,1 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,0 Mio. Barrel pro Tag (1,0 Mio. unter Vorjahr)
Nachfrage: 18,5 Mio. Barrel pro Tag (1,8 Mio. unter Vorjahr)
Auch wenn die Ölpreise derzeit stabil bleiben, gibt es dennoch einige dunkle Wolken im weiteren Umfeld. Kalifornien, Texas und Florida melden immer wieder Rekordwerte bei den Neuinfektionen. In jedem dieser Bundesstaaten liegen die Werte doppelt so hoch wie in der gesamten EU. Auch die Zahl der Toten steigt in den USA wieder an. Im Moment sterben 1000 Menschen täglich. Zahlreiche lokale Lockdowns sind die Folge. Das wird die Ölnachfrage bremsen.
Washington versucht immer wieder, von der Corona-Misere ablenken. In dieser Woche wird der Konflikt mit China neu angefacht. Sollte sich diese Auseinandersetzung wie im letzten Jahr hochschaukeln, wird das die wirtschaftliche Erholung erst einmal stoppen. Auch das könnte die Ölnachfrage belasten.
Die Händler bleiben daher in ihrer abwartenden Stimmung, die schon seit Juni das Marktgeschehen prägt. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht heute Morgen bei 40,83 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 43,52 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 371,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8767 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1401 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise verharren heute den dritten Tag in Folge in der Nähe des Jahrestiefs. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt fast unverändert landesweite Durchschnittspreise von 41-42 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die sommerliche Entspannung im Heizölmarkt ist vom starken Euro und den normalisierten Händlermargen geprägt. Davon profitiert vor allem Süddeutschland, denn der Preisaufschlag zum Westen und zum Norden hat sich in den letzten Wochen stark verringert.
Dennoch wirkt der Markt nicht völlig eingeschlafen. Die niedrigen Preise sorgen für ein stabiles Grundrauschen bei den Bestellungen. Die Kaufbereitschaft der verbliebenen Interessentenschar bleibt hoch. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen ins Verhältnis setzt, steht nach wie vor auf der zweithöchsten Stufe.
Der Preisoptimismus hält sich ebenfalls auf hohem Niveau. Aktuell setzen 86% der Voten auf einen weiteren Preisverfall. Das deckt sich mit der Aussage der Preischarts, die in allen zeitlichen Perspektiven recht eindeutig nach unten weisen.
Was tun? Wer in diesen Tagen ordern muss, kann die niedrigsten Heizölpreise der letzten vier Jahre nutzen. Wer abwarten will, muss auf die anhaltende Schwäche im Rohölmarkt und einen fallenden Dollar setzen. Allerdings ist das Abwärtspotenzial begrenzt. Sehr viel weiter können die Händlermargen nicht mehr fallen.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Übrigens: Es gibt immer wieder Missverständnisse darüber, was das Klimapaket der Bundesregierung für Ölheizungen bedeutet. Die Folgen sind weniger einschneidend als oft dargestellt: Bestehende Ölheizungen können ohne Einschränkungen weiterlaufen. Ab dem Jahr 2026 sollen lediglich neue Ölheizungen (auch Ersatzgeräte) regenerativ ergänzt werden, also etwa mit Solarwärme für Brauchwasser. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, wenn z.B. kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden ist oder wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.
Quelle: esyoil