Internationaler Markt
Seit Ende Juni wurde Rohöl der Sorte Brent Woche für Woche teurer. Letzen Freitag konnte endlich wieder ein Wochenverlust zu Protokoll gegeben werden. Eine veritable Entspannung liegt damit aber nicht in der Luft. Es reicht ein Blick auf den Gasölpreis, um bärische Phantasien zu bändigen. Die Wochenpreise sind zum achten Mal in Folge gestiegen.
Während die Lage am Rohölmarkt angesichts wieder aufflammender Zinssorgen in den USA und einer enttäuschenden Konjunkturentwicklung in China Zweifel am Befund vom knappen Angebot zulässt, verbietet sich das im Gasölhandel. Das zeigt die Preisdivergenz der beiden Börsenkontrakte, die aus Verbrauchersicht zu Ungunsten von Gasöl verläuft. In anderen Worten, das Vorprodukt für Heizöl wird stetig teurer.
Die Gasöllage ist heute ähnlich angespannt wie zur gleichen Zeit des Vorjahrs, als man sich um die ausreichende Winterversorgung Europas sorgte. Die blieb uns aufgrund eines milden Winters erfreulicherweise erhalten. Als das sichtbar wurde, gaben sowohl Gasöl- als auch Heizölpreise mehr als erwartet nach. Mit Glück sehen wir nun einer gleichen Entwicklung entgegen. Darauf zu spekulieren, ist aber sehr riskant. Ein harter Winter oder eine außerordentliche Angebotsstörung können die Preise noch rasanter in die Höhe treiben.
Jetzt ist noch die Zeit, in Käufer das Wintergeschehen antizipieren können. Später werden Bestellungen allein vom Tankinhalt diktiert. Das gilt nicht nur im privaten Umfeld, das gilt auch für die großen gewerblichen Einkäufe. Der Blick auf die Preisentwicklung im letzten Jahr macht die zu treffende Entscheidung alles andere als leicht.
Im ganz großen Stil hat China vermutlich eine sehr gute Entscheidung getroffen, indem es die Lager über längere Zeit aufgefüllt hat. Ende Juli zeigten sie einen historisch hohen Füllstand. Dem Land kam natürlich zugute, dass es auf billiges russisches Öl in großer Menge zugreifen konnte. Das machte die Kaufentscheidungen zu einer einfachen Angelegenheit. Nun können die Verantwortlichen entspannt auf die weitere Entwicklung blicken. Mit ihrem gewaltigen Ölvorrat können sie den ursprünglich geplanten Wachstumskurs genauso gut bedienen wie einen deutlich reduzierten. Gegebenenfalls verkaufen sie einfach einen Teil ihrer Ölbestände. Das würde in jedem Fall mit Gewinn geschehen.
Die knappe Gasölversorgung im Westen ist übrigens auch der Umlenkung von Rohölströmen geschuldet. Die schweren Öle aus Russland und Saudi-Arabien waren für die Raffinierung von Gasöl ergiebiger als deren leichterer Ersatz aus anderen Provenienzen.
Der jüngste Preisrückgang des Rohöls war den sekundären Einflüssen am Ölmarkt geschuldet. Chinas Wirtschaft und US-Zinssorgen. Da China kurzfristig einige Maßnahmen zur Belebung der Konjunktur erlassen hat, blicken Finanzjongleure nun weniger skeptisch auf die nahe Zukunft. Das sollte den Preisen wieder einen allgemeinen Auftrieb verschaffen.
Heute Morgen entspricht die Börseneröffnung genau dieser Annahme. Die Ölnotierungen steigen deutlich an, Rohöl wie Gasöl im Gleichtakt.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 82,03 Dollar und das Barrel Brent zu 85,53 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 923,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9184 Euro. Damit kostet der Euro 1,0886 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl wird wieder teurer, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Preisbewegung wird sich aller Voraussicht nach den oberen Grenzen der Aufwärtstrends in den kurzen Zeitbereichen annähern. Der Impuls dafür kommt vom internationalen Markt. Vom Binnenmarkt kommt indes wenig. Zwar sind die Pegel der Wasserstraßen niedrig. Die schwache Nachfrage führt trotzdem nicht zu erhöhten Frachtkosten.
Die zuletzt außerordentlich zurückhaltenden Heizölbestellungen werden von der Preisumkehr ein wenig belebt. Aus gleichem Grund erodiert die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise wieder. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie Heizöl kaufen, bevor es noch teurer wird.
Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessen würdigt.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil