Internationaler Markt

Die Ölpreise erreichten vergangenen Dienstag ihren vorläufigen Höhepunkt mit Werten nahe 140 Dollar für das Barrel Brent und über 1.400 Dollar für die Tonne Gasöl, dem Vorprodukt für Heizöl und Diesel. Seitdem sind sie um über 20 Prozent zurückgekommen. Die erste Schockwelle des Ukraine-Kriegs ist damit aus Sicht des Ölmarkts abgearbeitet. Sie hinterlässt eine Idee zur Preisentwicklung für den Fall ausbleibender Energielieferungen aus Russland. Dabei wäre es unerheblich, ob diese vom Westen oder von Russland selbst initiiert werden würden.

Befürworter derartiger Maßnahmen verweisen auf die politische Entschlossenheit der USA, die ihre russischen Ölimporte bereits in der letzten Woche stoppten. Die EU und insbesondere Deutschland stehen seither unter dem öffentlichen Druck, sich der Sanktionsmaßnahme anzuschließen. Dabei wird übersehen, dass die USA mit acht Prozent ihrer Ölimporte eine vergleichsweise geringe Menge aus Russland beziehen, die durch selbst gefördertes oder durch kanadisches Öl leicht ersetzt werden kann. Eine derartige Handlungsfreiheit haben europäische Länder derzeit nicht.

Kurzfristig können sie sich nur zwischen Pest und Cholera entscheiden. Das heißt, entweder russisches Öl zu verweigern und den daraus folgenden tiefen Einbruch ihrer Wirtschaft als Solidaritätsmaßnahme für die Ukraine zu heroisieren oder den Ölfluss aus Russland soweit es in ihrer Macht steht aufrecht zu erhalten und die Ukraine Kraft der europäischen Wirtschaft zu unterstützen. Unabhängig von den Alternativen versteht sich nach der politischen Zeitenwende deutscher Politik vom 27.02.2022 von selbst, dass die Abhängigkeit von russischem Öl ab sofort reduziert wird.

Ein Stopp nennenswerter russischer Ölflüsse würde die Preisexplosion der letzten Tage mit Sicherheit toppen. Damit würde die Maßnahme kurzfristig nur Russland dienen, denn ausbleibende Erlöse aus Europa wären durch eine exorbitante Preiserhöhung teilweise oder vollständig ausgeglichen. Die Gefahr, dass Putin diese für ihn scheinbar attraktive Keule selbst zieht, liegt natürlich auf der Hand. Sie trifft die EU allerdings nur mittelfristig, denn man verfügt in allen Mitgliedsstaaten über strategische Reserven, die eine 90-tägige Vollversorgung erlauben. Für Deutschland mit seiner 35-prozentigen Ölabhängigkeit von Russland hieße das, etwa 250 Tage ohne einen Tropfen Öl aus Russland bestehen zu können. Das ist ein angemessener Zeitraum, anderweitig Öl zu beschaffen, dann allerdings zu einem immens hohen Preis.

Beim Importstopp aus Russland geht es derzeit um hypothetisches Handeln. Real sind dagegen Gespräche zwischen der Ukraine und Russland über eine Beilegung des Konflikts sowie Gespräche über die Rückkehr Irans zum Atomabkommen und zur Wiederteilnahme am Ölmarkt. Real ist auch die Rückkehr der Corona-Pandemie-Sorgen aufgrund steigender Inzidenzen. Alle drei Aspekte haben das Potenzial, Preisentspannung hervorzurufen.

Die kann man heute Morgen nur erahnen. Konkret geben die Ölbörsen kein entsprechendes Signal. Die Notierungen dümpeln zur Stunde eher seitwärts dahin, wobei die Schwingungsbreite mit annähernd zwei Dollar für Rohöl Brent recht hoch und gleichwohl zeitgemäß ist.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 106,11 Dollar und das Barrel Brent zu 109,98 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1017,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9124 Euro. Damit kostet der Euro 1,0955 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise sind in den letzten Tagen etwas günstiger geworden, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. De facto ist Heizöl aber nach wie vor extrem teuer. Der jüngste Preisrückgang des Weltmarkts zeigt sich in den heimischen Preisen noch nicht. Der Handel hält seine Margen sehr hoch, um sich gegen die Unwägbarkeiten der Zeit abzusichern. Aus Verbrauchersicht hat sich mittlerweile viel Luft nach unten aufgebaut. Partiell gibt es allerdings auch Knappheit im deutschen Markt. Einige Tanklager haben nicht die Heizölmengen zur Verfügung, die zuletzt von Kunden abgerufen wurden.

Im Binnenmarkt für Heizöl ist das Bestellaufkommen aufgrund der explodierten Preise zum Erliegen gekommen. Stattdessen ist die Hoffnung auf tiefere Preise zurückgekehrt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf niedrigem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem bemerkenswerten Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: In den Heizölpreisen steckt erhebliches Abwärtspotenzial. Warten Sie mit einem Kauf, bis es zu Tage tritt.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil