Internationaler Markt

Die OPEC+ und Saudi-Arabien sendeten gestern ein unerwartet starkes Signal. Es folgte eine deutliche Reaktion am Ölmarkt: Die Ölpreise schnellten in die Höhe. Die Referenzsorten Brent und WTI sind so teuer wie seit Februar 2020 nicht mehr. WTI knackte die 50-Dollar-Marke. Auslöser: Die OPEC+ konnte sich nach intensiven Verhandlungen auf das Aussetzen ihrer geplanten Produktionsanhebung für Februar und – was zuvor keiner erwartet hatte – für März einigen. Es geht dabei jeweils um 0,5 Millionen Barrel pro Tag (B/T). Zudem erklärte sich Saudi-Arabien bereit, die eigenen Produktionsmengen im selben Zeitraum um 1 Millionen B/T zu reduzieren. Damit liegt die Förderung der Allianz aus OPEC, Russland und weiteren wichtigen Ölförderländern unter der von Dezember und Januar.

Die Entscheidung der OPEC+ und das „Kürzungsgeschenk“ Saudi-Arabiens helfen, den Angebotsüberschuss auf dem Ölmarkt zu senken. Das wirkt sich stark preisstützend aus und dominiert aktuell die Preisentwicklung. Preisdämpfende Impulse haben es schwer, dagegen anzukommen. Zu ihnen zählt die Provokation des Irans, die für Spannungen am Persischen Golf sorgt, von den Tradern jedoch derzeit noch ignoriert wird. Der Iran hat in dieser Woche seine Urananreicherung hochgefahren und bricht damit die Regeln des Atomabkommens. Zudem setzte er ein südkoreanisches Schiff fest, woraufhin Südkorea einen Zerstörer in die Region schickte. Auch die vorläufigen US-Ölbestandsdaten sind preisdämpfender Natur. Das American Petroleum Institute (API) berichtete gestern in den späten Abendstunden über gestiegene Reserven bei Destillaten und Benzin, was auf eine schlechte Nachfragesituation in den USA hinweisen würde.

Die Nachfrageerholung steht wegen der Corona-Pandemie weiterhin auf wackligen Beinen. Erneute und verschärfte Lockdowns in zahlreichen Ländern machen deutlich, dass es noch ein langer Weg bis zur Normalisierung ist. Die Entscheidung der OPEC+ und die Förderkürzungen Saudi-Arabiens verschaffen zwar etwas Luft, doch nach der ersten Euphorie dürfte das Aufwärtspotenzial der Ölpreise begrenzt bleiben. Die erste Jahreshälfte 2021 sehen Analysten noch unter einem schlechten Stern für höhere Ölpreise. Für die zweite Jahreshälfte hingegen sagen sie einen Anstieg voraus. Bei der Investmentbank Goldman Sachs erwartet man, dass Brent dann bei 65 Dollar steht.

Die Notierungen haben ihre deutlichen Aufschläge von Dienstag heute am frühen Morgen leicht ausgebaut und bewegen sich zur Stunde in enger Spanne auf erhöhtem Niveau.

Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) kostet zurzeit 50,17 Dollar. Die Nordseesorte Brent steht bei 54,02 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 436,75 Dollar gehandelt. Der US-Dollar ist heute Morgen für 0,8113 Euro zu haben. Der Euro ist auf den höchsten Stand seit April 2018 geklettert und kostet 1,2323 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen wieder. In der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zeigt sich die Kehrtwende nach dem jüngsten Beschluss der OPEC+.

Im Binnenland kosten 100 Liter Heizöl rund 53 Euro bei einer Standardlieferung von 3000 Litern. Heizölkunden bleiben verhalten. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine niedrige Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der Lesereinschätzung erwarten 80 Prozent künftig sinkende Preise. Mit den heute anziehenden Heizölpreisen dürfte dieser Optimismus wieder zurückgehen.

Die Heizölpreistrends für den kurz- und mittelfristigen Zeitraum (3-Monats- und 6-Monatsansicht) bieten derzeit keine klare Aussage, weil sie sich nach Einführung des CO2-Aufschlags und der Rückkehr zum Steuersatz von 19 Prozent zum 1. Januar wieder neu finden müssen. Diese Trendkanäle sind daher seitwärtsgerichtet. Auf längere Sicht jedoch zeigen sich die Trends definitiv freundlich.

Der Rat an alle Unentschlossenen lautet: Wer genug Heizöl im Tank hat, der sollte die Preisentwicklung dieser Tage beobachten und noch etwas abwarten. Die traditionell nachfrageschwache Zeit zu Jahresbeginn kann in Kombination mit Unsicherheiten rund um die Corona-Pandemie auch weiterhin für Abwärtsbewegung sorgen.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Quelle: esyoil