Internationaler Markt

Neue Woche, altes Lied. Dem Markt steht zu wenig Öl zur Verfügung. Die Nachfrage ist nicht durch die aktuelle Produktion gedeckt. Sie muss zusätzlich aus den Lagerbeständen bedient werden. Die gehen langsam weltweit zur Neige.

Die Preissituation ist strikt bullisch. Sie treibt die Ölnotierungen stetig aufwärts. Das trifft besonders auf Kontrakte für zeitnahe Andienung zu. Während die Futures für April-Lieferungen der Sorte Brent derzeit um 93 Dollar pro Barrel notieren, werden die Futures für November-Lieferungen um 85 Dollar pro Barrel gehandelt. In einem gut versorgten Markt ist die zeitliche Preisordnung umgekehrt. Futures für spätere Lieferungen sind teurer, weil ihre Preise um die Lagerkosten erhöht sind.

Analysten zufolge wird der Aufwärtsdrang der Preise sogar noch steigen, da China gezwungen ist, seine Lagervorräte umgehend aufzustocken. Sie haben mittlerweile einen absoluten Tiefstand erreicht. Lange gelang es chinesischen Staatsunternehmen antizyklisch zu handeln. Sie kauften gern und gut in Paniksituationen ein, wenn niemand Öl haben wollte. Das verschaffte ihnen in der Vergangenheit häufig große Preisvorteile. Jetzt müssen sie komplett mit dem Markt gehen und werden seine Preisentwicklung sogar noch befeuern.

Ausdruck findet das in der letzten Freitag erschienen Preisliste Saudi Aramcos, in der die Aufschläge gegenüber den Börsenpreisen für alle Regionen der Welt erhöht wurden. China ist der größte Abnehmer saudischen Öls. Für die deutsche Ölversorgung spielt Saudi-Arabien kaum eine Rolle. Das Land liegt weit abgeschlagen hinter den Hauptlieferanten Russland (34,1%), USA (12,5%), Kasachstan (9,8%), Norwegen (9,5%) und Großbritannien (9,2%), die zusammen 75 Prozent unserer Öleinfuhren auf sich vereinen. In Klammern sind die aktuellen Einzelanteile der Länder genannt.

Der einzige Lichtblick, mit dem sich Marktteilnehmer derzeit beschäftigen können, ist ein Fortschritt in den Atomverhandlungen mit dem Iran. Die USA sind bereit, ein paar Sanktionen gegen das zivile Atomprogramm des Landes umgehend fallen zu lassen. Das sorgt in einer ersten Stellungnahme Teherans für ein positives Echo. Sanktionen gegen die Ölindustrie, deren Lockerung für alle Seiten von großer Bedeutung ist, bleiben indes bestehen, bis ein Abkommen zustande kommt. Angesichts der Tatsache, dass man bereits seit einem Jahr ohne Annäherung verhandelte, lässt die Nachricht nur bedingte Zuversicht für einen Erfolg der Mission zu.

Aber möglicherweise ist es diese Meldung, die das neue Preishoch, das heute früh an den Börsen erreicht wurde, nun annulliert. Andererseits handelt es sich dabei um ein seit Wochen zu beobachtendes Phänomen. Die ersten Notierungen der neuen Woche setzen eine neue Höchstmarkte, der alsbald ein Preisabgang folgt. Im Wochenverlauf übertreffen die Notierungen dann erneut den Wochenstartwert. So wird es wohl auch diese Woche wieder kommen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 91,26 Dollar und das Barrel Brent zu 92,67 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 853,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8742 Euro. Damit kostet der Euro 1,1437 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise nähern sich einem Zehnjahreshoch, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. An seinem bevorstehenden Überschreiten gibt es keine Zweifel mehr. Mit Entwicklungen im Inland hat die rollende Preiswelle wenig zu tun. Sie wird vom Weltmarkt befeuert und wird sich noch einige Zeit fortsetzen. Dass damit die langfristige Zukunft der Heizölpreise vorherbestimmt ist, sollte man allerdings nicht annehmen. Extreme Entwicklungen in einem börsengetriebenen Umfeld wurden in der Geschichte immer wieder annulliert.

Der Binnenmarkt für Heizöl ist trotz der Preisentwickung einigermaßen belebt. Bestellt wird aus einer Vorratsnot heraus oder aus Sorge vor stetiger Teuerung. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist eingebrochen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem bemerkenswerten Minderheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen keine Preiszuversicht zu. Sie weisen allesamt aufwärts. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Günstiger wird Heizöl in naher Zukunft kaum werden.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil