Internationaler Markt

Während die Ölnachfrage in China fast das Vor-Corona-Niveau erreicht, ist sie in den USA noch am Boden. Die Pandemie hat das Land schwer getroffen. 100.000 Tote und 40 Mio. Arbeitslose werden in Kürze gezählt. Die Lage lässt weder Konsumlaune noch Fahrfreude aufkommen. Das sollte sich an diesem Wochenende mit dem Beginn der Fahrsaison ändern. Es ist die Zeit, in der Ausflugs- und Urlaubsfahrten die Benzinnachfrage alljährlich in die Höhe treiben. Dass sie in diesem Jahr die Erwartungen der Ölindustrie erfüllt, ist höchst unwahrscheinlich.

Die Ölpreisrallye der letzten Wochen wurde von Hoffnung auf eine schnelle Normalisierung der Wirtschaft getragen. Partiell wird sie stattfinden, allgemein sicher nicht. Deshalb bleibt die Ölnachfrage in diesem Jahr deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Nach aktuellen Schätzungen wird der globale Ölverbrauch auch im kommenden Jahr geringer ausfallen als 2019. Es dämmert den Börsenprotagonisten, dass das erreichte Preisniveau angesichts der Nachfrageerwartung üppig ist.

Für die rasante Preiserholung gibt es einen zweiten Grund, die Tanklagerkapazitäten. Sie werden entgegen zwischenzeitlicher Sorgen nach heutiger Schätzung nicht überlaufen. Das heißt, dass überschüssig produziertes Öl weiterhin zu einem Preis größer Null verkauft und gelagert werden kann. Die Gefahr von Lagerschließungen ist aber noch nicht gebannt. In den USA bleibt sie virulent, weil schon wieder zu viele Ölproduzenten aktiv sind. Damit versuchen sie die Insolvenz abzuwenden. Das geht nur solange gut, wie ihre Ware verkaufbar ist. Sie können nur hoffen und gegebenenfalls beten, dass der Start der Fahrsaison erfolgreich verlaufen wird.

Ausdruck findet die Situation in den US-Lagerdaten der letzten Woche. Sie weisen zwar einen überraschenden Rückgang in den Rohöllagern aus. Bei den Produkten wurde der erhoffte Abfluss aber nicht erreicht. Ihr Verbrauch liegt knapp 20 Prozent unter dem Vorjahr. Die Veränderungen zur Vorwoche geben die zuständigen Institutionen DOE (Department of Energy) und API (American Petroleum Institute) wie folgt an:

Rohöl: -5,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,8 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +3,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. +5,1 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,7 Mio. Barrel (API)

In Summe ergibt sich ein Aufbau von 1,6 (DOE) bzw. ein Abbau von 0,4 (API) Mio. Barrel. Die Auslastung der Raffinerien liegt bei krisenhaft schwachen 69 Prozent.

Derzeit kürzen OPEC und ihre Alliierten im Gegensatz zu US-Firmen sehr konsequent. Dieser Umstand stützt die Ölpreise. Da die Nachfrage aber weiterhin geringer als das Angebot ist, handelt es sich nicht um einen fundamentalen, sondern um einen psychologischen Effekt. Der kann schnell kippen. Die Preise würden in dem Fall wieder nachgeben.

An den Ölbörsen geht es heute Morgen in der Tat abwärts. Ein Minus zwischen vier und fünf Prozent gegenüber gestern Früh ist zur Stunde aufgelaufen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 31,83 Dollar und das Barrel Brent zu 34,28 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 283,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9160 Euro. Damit kostet der Euro 1,0914 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben nach, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie folgen damit den Vorgaben des internationalen Markts und sie folgen weiterhin ihren abwärts weisenden Trendkanälen. Wir haben derzeit keinen Anlass, diese Kanäle infrage zu stellen.

Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist mittlerweile deutlich geringer als im April. Sie ist aber immer noch bemerkenswert lebendig. Die Logistik ist deshalb längerfristig gestresst. Es gibt noch sehr viel bestelltes Heizöl auszufahren. Beobachter sehen wieder hoffnungsvoller einem möglichen Preisrückgang entgegen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem klaren Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.

Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In fast allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Einzig in der kurzfristigen Ansicht zeigt der Einfluss des knappen Angebots im Binnenmarkt einen wechselbereiten Trend.

Das Tiefpreis-System zeigt in vielen Regionen Deutschlands Kaufsignale.

Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die Heizölpreise sind klare Kaufpreise. Für spekulativ eingestellte Käufer ist es aber auch eine reizvolle Situation, auf einen noch besseren Moment zu setzen.

Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil