Internationaler Markt

Im Zuge der Ölpreisbewegungen seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine gewannen Heizöl, Diesel und Benzin stärker an Wert als Rohöl. Die Beobachtung wird durch das Aufkommen ungewöhnlich hoher Raffineriemargen untermauert. Sie sind nur möglich, weil die Verarbeitungskapazitäten knapp sind. Nach Einschätzung des saudischen Energieministers Prinz Abdulaziz bin Salman wurden in den letzten Jahren zu viele alte Raffinerien stillgelegt. Steigende Ölpreise seien nach seiner Ansicht weit weniger durch ungenügende Rohölförderung als durch die Verarbeitungslücke zu begründen.

Während die installierten Kapazitäten der Förderung und der Verarbeitung langjährigen Schweinezyklen folgen, die längerfristig steigende und fallende Preise hervorrufen, bewirkt der Abruf dieser Kapazitäten kurzfristige Preiseffekte. In China wurde aufgrund der vielen Lockdowns weit weniger Produkte produziert als üblich. Im April dieses Jahres lag die Menge sogar unter der von März 2020. Das war der Monat mit den ersten sehr harten Corona-Konsequenzen. Der staatliche Raffineriebetreiber Sinopec drosselte die Produktion um 6,5 Prozent, um die Lager vor Überflutung zu bewahren. Die Maßnahme hinderte die Preise daran, einen ausgeprägten Lockdown-Effekt an den Tag zu legen, also zu sinken.

Auf dem europäischen Heizölmarkt kommt ein weiterer Umstand hinzu, der die Preise hochhält. Die schnelle Reaktion internationaler Handelshäuser, russisches Öl und seine Produkte aus dem Programm zu nehmen, führt zur Umlenkung der Warenströme. In dem Zuge landen nun große Heizölmengen in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt in europäischen Heizölkellern.

Knappheit bei Ölprodukten herrscht auch in den USA. Das führt dazu, dass die Benzinpreise kurz vor Beginn der nachfragestarken Fahrsaison am letzten Wochenende im Mai auf ein neues Rekordhoch getrieben wurden. Ein solcher Umstand ist für jede US-Regierung ein großer anzunehmender Unfall mit politischen Konsequenzen beim nächsten Wahlgang.

Bei einer der schlimmsten Dysfunktionalitäten der globalen Wirtschaft, der chinesischen Zero-Covid-Strategie mit ihren unermesslichen Lockdowns, deutet sich mittlerweile Erleichterung an. In der 26-Millionen-Metropole Shanghai sollen die Hausarreste ab dem 1. Juni beendet werden. Das bietet die Chance, zerstörte Lieferketten zu flickten und die dezimierte Industrieproduktion zurück auf Wachstumskurs zu bringen. Es birgt aber auch die Gefahr zügig steigender Nachfrage von Ölprodukten mit der Konsequenz weiter steigender Preise.

Die einzig greifbare Gegenindikation zum vorherrschend bullischen Umfeld stellt nach wie vor die Wiederbelebung des 2015 in Kraft getretenen und 2018 von den USA gekündigten Atomabkommens mit dem Iran dar. Wiederbelebt wurden aktuell allerdings nur die Gespräche darüber. Ein Vertragsabschluss ist noch nicht in Sicht. Er würde Iran den Verkauf und seinen Kunden das Angebot von zusätzlich rund 1,25 Mio. Barrel Öl pro Tag bringen.

An den Ölbörsen geht es heute Morgen uninspiriert zu. Nach einem starken Anstieg am Freitag verliert Rohöl ein wenig an Wert. Gasöl machte den Freitags-Anstieg nicht. Dafür legt es aktuell etwas zu. Die Preisbewegungen befinden sich im Rahmen des Üblichen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 109,72 Dollar und das Barrel Brent zu 110,39 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.087,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9594 Euro. Damit kostet der Euro 1,0418 Dollar.

Nationaler Markt

Die Bewegung der Heizölpreise geht momentan gegen Null, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die beiden sich widersprechenden Trendkanäle in der 3- und der 6-Monats-Ansicht spiegeln die unklare Marktlage recht gut wider. Auf Langfristigkeit sollte man bei dieser Trendkonstellation nicht setzen. Früher oder später werden die Richtungen durch Umstände angeglichen. Wohin die Reise dann führen wird, ist vollkommen offen.

Das aktuelle Bestellaufkommen für Heizöl ist übersichtlich. Es ist sehr vom Auf und Ab der Preise und den damit verbundenen Hoffnungen auf günstige Kaufmomente geprägt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng, um bei kleinen Vergünstigungen handeln zu können.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil