Internationaler Markt

Die Erholung der Ölpreise geht in die zweite Runde. Gehandelt wird eine Melange aus gigantesker Geldpumpe a la Jerome Powell und realer Wirtschaftsbelebung in China. In anderen Worten, Fabelwelt trifft auf kapitalistischen Kommunismus.

Powell ist Chef der US-Notenbank. Als solcher lenkt er die Dollar-Schöpfung. Im Bündnis mit dem US-Finanzministerium kämpft er gegen eine drohende Wirtschaftsdepression seines Landes. Seine Wunderwaffe ist die Flut von 2,3 Billionen frischer US-Dollar, mit denen er den Markt überschwemmen lässt. Nun bewirken Wunderwaffen nicht unbedingt Wunder, wie man hierzulande weiß. Um ein Zeichen gegen die allgegenwärtigen Zweifler zu setzen, legte er am vergangenen Wochenende nach, indem er ankündigte, gegebenenfalls noch mehr Geld schöpfen zu lassen und zwar solange, wie die Umstände es erforderten. Man fühlt sich direkt in die Filmposse Kir Royal (1986) versetzt, in der dem Reporter Baby Schimmerlos aus Gründen angedroht wurde „Ich scheiß dich so was von zu mit meinem Geld“.

In Öl engagierte Finanzjongleure haben offensichtlich Gefallen an Powells Kampfansage. Sie ließen die Notierungen gestern ordentlich steigen. Geldschöpfung ohne Bezug zur realen Wirtschaftsleistung ist eine Art Drogenprogramm. Das erfahren wir seit einem Jahrzehnt. Der Ausstieg fällt schwer. Nun ist er bis auf Weiteres suspendiert. Wetten auf eine Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität stehen in dieser Lage nicht hoch im Kurs. Deshalb werden gerade jetzt Meldungen über den Wiederaufstieg der Ölnachfrage in China dankbar aufgenommen. Angeblich soll der Rohölbedarf bereits bei 97 Prozent des Vorjahresverbrauchs liegen. Er wird durch mehr private Autofahren als üblich begünstigt. Diese werden dem Transport in öffentlichen Einrichtungen zum Schutz vor Corona-Ansteckung vorgezogen.

Neben der Hoffnung auf Nachfragenormalisierung können sich Finanzjongleure an der Reduzierung des Ölangebots erfreuen. OPEC und ihre Alliierten sowie freie Unternehmen nehmen die Kürzungen mittlerweile sehr ernst. Sie liegen mit den Drosselungen im Plan. Es sieht so aus, als sei die Gefahr von überlaufenden Tanklagern gebannt. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass der Markt jetzt und in den nächsten Monaten weiterhin überversorgt sein wird. Der durch den Lockdown zerstörten Nachfrage ist mit den denkbaren Kürzungen einfach nicht beizukommen.

Insgesamt wird die Lage in diesen Tagen durch eine rosarote Brille gesehen. So positiv, wie sie zu sein vorgibt, ist sie nicht. Vermutlich wird es eine Gegenbewegung zum aktuellen Ölpreisanstieg geben. Der dürfte aber weit entfernt von den tiefsten Tiefen des letzten Monats bleiben. Der Blick auf die aktuelle Börsensituation passt zur Prognose. Heute Morgen werden die gestrigen Höhen an den Ölbörsen nicht mehr erreicht.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 33,03 Dollar und das Barrel Brent zu 35,35 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 302,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9140 Euro. Damit kostet der Euro 1,0935 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen innerhalb ihrer Abwärtskanäle, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Was darin nach üblichen Tagesverläufen aussieht, trägt de facto eine große Veränderung in sich. Das kann man erahnen, wenn man die konträren Preisverläufe am internationalen betrachtet. Dass wir die im Heizöl noch nicht erleben, liegt am zwischenzeitlichen Abbau der zuvor hohen Margen, die der Handel erzielen konnte. Jetzt werden Heizölpreise wieder knapp kalkuliert, weil die Nachfrage zurückgeht. Damit hat der Handel keinen Puffer mehr gegen Preisanstiege an den Ölbörsen. Sie werden direkt eingepreist.

Die Logistik des Binnenmarkts ist trotz reduzierter Nachfrage langfristig gestresst. Es gibt noch sehr viel bestelltes Heizöl auszufahren und bestellt wird auch noch. Beobachter haben ihre Hoffnung auf tiefere Preise mittlerweile stark reduziert. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem eher bescheidenen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.

Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In fast allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Einzig in der kurzfristigen Ansicht zeigt der Einfluss des knappen Angebots im Binnenmarkt einen wechselbereiten Trend.

Das Tiefpreis-System zeigt nur noch im Süden Deutschlands Kaufsignale.

Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die Heizölpreise sind immer noch klare Kaufpreise. Kurzfristig ist kein Unterschreiten des letzten Tiefs zu erwarten. Wenn die Realität irgendwann die aktuelle Phantasie schlägt hingegen schon.

Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil