Internationaler Markt

Öl ist deutlich günstiger als angesichts der geopolitischen Umstände zu erwarten war. Ursächlich dafür ist in erster Linie die unter Finanzjongleuren grassierende Angst vor einer Rezession. Sie wird in Wellen aus ihrem Epizentrum an der Wall Street in die Welt gesendet. Dabei sind unterschiedliche bewusstseinserweiternde Drogen im Spiel, mal ist es das wirtschaftlich lahmende China, mal die Zinspolitik der US-Notenbank (Fed), mal reicht die Inflation selbst, gegen die die Fed zu Felde zieht. Schließlich wurde mit dem Bankenbeben ein außerordentlich starkes Mittel verabreicht, das ein Déjà-vu zur Geld- und Finanzkrise 2008 hervorruft.

In einem solchen Umfeld können Ölpreise tendenziell nur fallen. Dieser Umstand macht das Eintreten einer Rezession wahrscheinlicher, da die Ölförderung mit fallenden Preisen unwirtschaftlich wird. Es kommt sukzessive zur Einstellung der Produktion. In US-Schieferölgebieten bahnt sich der Effekt wieder einmal an. Ölquellen werden geschlossen. Personal wird entlassen. Die Prophezeiung erfüllt sich somit selbst. Ähnliches vollzieht sich in Russland. Es ist allerdings nur in Teilen von Rezessionsängsten getrieben. Hier macht sich dem Vernehmen nach auch der Preisdeckel des Westens bemerkbar.

Irgendwann wird der physische Markt die überhitzte Psychologie wieder schlagen. Dann wird Knappheit zur Bedrohung und zum Grund für steigende Ölpreise. Ob das in Wochen, Monaten oder Jahren geschehen wird, weiß niemand. Zwischenzeitlich gibt es Gründe für temporäre Anstiege der Preise. Aktuell ist der Streik an Frankreichs Raffinerien so ein Grund. Kraftstoffe sind bereits knapp verfügbar geworden. Die erwartete Sommernachfrage nach Kraftstoff in den USA ist ein weiterer Grund, der den tendenziellen Preisrückgang aufhalten kann.

Nun könnte man meinen, dass die erklärte Abkehr westlicher Länder von fossilen Kraft- und Brennstoffen Ruhe ins System bringen sollte. Das ist aber nicht der Fall, da die Nachfrage nach diesen Energieträgern auch ohne die EU und gleichgesinnte Staaten hoch bleiben wird, denn Wirtschaftswachstum haben sich alle einflussreichen Gesellschaften verordnet. Der günstigste Treibstoff auf dem Weg dorthin ist für sie, tragisch aber wahr, das fossile Inventar der Erde.

Dieser Umstand lässt die hektischen Energiewendeaktivitäten der EU ziemlich schlecht aussehen, nicht weil der Antrieb dafür, der Klimaschutz, falsch wäre, sondern weil der praktizierte Ansatz, die klimaneutrale Eigenversorgung, den Umständen nicht gerecht wird. Die EU hat einen nominellen Anteil am Wohlstand (BIP) der Welt von gut 14 Prozent. Ihr Anteil an den globalen CO2-Emissionen beträgt ungefähr 13 Prozent. Die reinen Zahlen geben Anlass, an der Relevanz der EU als globale Klimaretterin zu zweifeln. Was wäre besser, wenn die Länder der Welt statt 100 nur noch 87 Prozent CO2 emittierten? Nichts, zumal bis zur vollständigen CO2-Befreiung der EU unter Inkaufnahme der Zerstörung des sozialen Friedens in der Gemeinschaft andere Länder die Emissionen ausweiten werden.

Es wäre weitaus sinnvoller, die CO2-Reduzierung in Europa wirtschaftlich und sozial verkraftbar in dem bestehenden stetigen Veränderungsprozess fortzuführen. Zusätzliche Anstrengungen, die ohne Zweifel nötig sind, um die zu erwartenden Katastrophen einzudämmen, sollten dort erfolgen, wo sie einen nennenswerten Effekt haben. Das ist in echten Wachstumsländern der Fall. Im kleinen Kreis der G20-Staaten, die für 80 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und 76 Prozent der CO2-Emissionen stehen, sind das derzeit elf Länder. Ihre nominelle Wirtschaftskraft innerhalb der Gruppe beträgt 34 Prozent. Ihre kaufkraftbezogene Wirtschaftsleistung ist mit 52 Prozent deutlich größer. Das heißt, dass jeder dort investierte Euro 1,5-mal so viel bewirkt wie hier, ganz zu schweigen von der bürokratischen Enthemmung, mit der Klimaschutzprojekte in den Ländern häufig durchführbar sind. In Indien ist die Kaufkraft sogar viermal so groß wie in Europa. Der mit Abstand meistverwendete Energieträger Indiens ist die Kohle. Diesen Missstand mit Geld und Know-how zu ändern, sollte das Ziel einer jeden Regierung sein, die Klimaschutz ernsthaft betreiben will, weil es extrem zielführend und außerordentlich günstig ist.

Der kleine volkswirtschaftliche Exkurs hat einen Bezug zum Öl. Mit einem solchen Ansatz wäre die leidige Diskussion über eFuels, das sind mit regenerativer Energie erzeugte klimaneutrale Kraft- und Brennstoffe, längst weiter fortgeschritten. Dieser öffentlich geführten Diskussion mangelt es an Sachlichkeit und Globalität. Sie wird, ohne darauf einzugehen, in und über eine energiearme Region geführt. Die Armut liegt nicht nur in spärlich vorhandenen fossilen Ressourcen, sondern auch im Wind- und Sonnenaufkommen. Andere Regionen der Welt haben weit bessere Verhältnisse zu bieten. Dazu morgen mehr.

An den Ölbörsen geht es heute Morgen recht ruhig zu. Bankenbeben und andere Störungen haben Pause. Die Notierungen geben ein wenig nach.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 69,55 Dollar und das Barrel Brent zu 75,30 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 761,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9292 Euro. Damit kostet der Euro 1,0757 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise dümpeln seit fast zwei Monaten unspektakulär vor sich hin, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Dabei weisen alle Trendkanäle in den kaufrelevanten Zeitbereichen nach unten. Die Ursache des Abgangs liegt nicht im Ölmarkt selbst, sondern in den Vorgängen am Geldmarkt. Über die Dauer der Wirkung kann man nur spekulieren. Wenn der Spuk im Geld- und Finanzsystem vorüber ist, wird Heizöl wieder teurer werden. Dass es teurer als andere Energieträger wird, wie oft in Talkshows behauptet wird, ist allerdings sehr unwahrscheinlich.

Im Binnenmarkt ist das Bestellaufkommen trotz gefallener Preise übersichtlich. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise schießt dagegen durch die Decke. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank es verlangt, sollten Sie einfach kaufen.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl noch nicht verboten ist. Gesetzlich gilt das jetzt und über 2026 hinaus. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Über andere gesetzliche Regeln wird derzeit trefflich gestritten.

Vorsorglich empfehlen wir aber allen potenziell überforderten Betroffenen, sich umgehend um die Installation einer neuen Ölbrennwertheizung zu kümmern.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil