Internationaler Markt

„Alles neu macht der Mai“ – das Motto des alten Volksliedes gilt offenbar nicht für den Ölmarkt. Brent-Rohöl steht aktuell bei 62,1 Dollar je Barrel. Die Ölpreise bleiben also auch im neuen Monat ungewöhnlich niedrig. Gestern wurde für kurze Zeit sogar die 60-Dollar-Marke nach unten durchbrochen. Wie schon häufiger in diesem Jahr bekamen die Spekulanten bei diesem Preisniveau kalte Füße und die Preise drehten wieder nach oben.

Der Trend wurde anschließend durch zwei Meldungen unterstützt. Zum einen droht Trump den Käufern iranischen Öls mit weitreichenden Sanktionen durch die USA. Die Verhandlungen mit Teheran gestalten sich schwieriger als erwartet – zumindest für die eher simpel gestrickte und auf schnelle Erfolge zielende Diplomatie des Weißen Hauses.

Der Frust des amerikanischen Präsidenten wird vermutlich ins Leere laufen. Das iranische Öl wird ganz überwiegend nach China exportiert. Allerdings auf verschlungenen Wegen: Die Tanker fahren zunächst Richtung Malaysia. Dort wird die Fracht umdeklariert und als malaysisches Öl nach China exportiert. Dort stört sich angesichts der hohen Preisrabatte niemand daran, dass Malaysia mittlerweile doppelt so viel Öl exportiert wie es fördern kann. Diese mittlerweile eingeübte Praxis kann von den USA mit Sanktionen nur schwer gestoppt werden.

Wichtiger war daher die Meldung, dass Peking bereit sei, mit den USA über den Zollkrieg zu sprechen. Den Regierungssprechern war es dabei wichtig zu betonen, dass Washington um das Gespräch gebeten habe. Seit Wochen behauptet Trump, dass die Verhandlungen auf Wunsch Pekings bereits laufen. Das wurde von den Chinesen scharf dementiert. Schon dieses Schulhof-Geplänkel im Vorfeld der Verhandlungen zeigt, dass ein Ende des Konflikts noch in weiter Ferne liegt.

Für die Ölbörsen reichte die Meldung jedoch, um die Preise zu stabilisieren. Dazu trugen auch die stabilen Aktienmärkte und der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt bei, der bereits am Mittwoch die Runde machte. Demnach schrumpften die Rohöl- und vor allem die Benzinvorräte. Die Nachfrage wirkt nach wie vor stabil. Anders als in der amerikanischen Industrie hinterlassen die ersten 100 Tage der zweiten Trump-Amtszeit also nach keine sichtbaren Spuren.

Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren für den amerikanischen Ölmarkt:

Rohöl: -2,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,8 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: -4,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,1 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung (4-Wochen-Durchschnitt): 13,5 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,7 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. über Vorjahresniveau)

Die Händler warten heute vor allem auf den amerikanischen Arbeitsmarktbericht für den Monat April. Er wird zeigen, ob sich die Handelskonflikte und die generelle Verunsicherung der Konsumenten und Unternehmen bereits auf die Jobzahlen auswirken.

Brent-Rohöl kostet aktuell 62,14 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 59,24 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 594,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8825 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1327 Dollar.

Nationaler Markt

Die Kombination aus niedrigen Rohölpreisen und starkem Euro sorgt für ein neues Jahrestief im Heizölmarkt. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von nur noch 87,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Ein ähnliches Preisniveau gab es zuletzt im Frühjahr 2023.

Die Zahl der Bestellungen bleibt in diesem Preisumfeld auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Auch die anderen Indikatoren zeichnen ein optimistisches Bild. Das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Bestellungen nach Preisanfragen erfasst, steht auf der zweithöchsten Stufe. Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends auswertet, rät zum Kauf. Und die täglich ermittelte Lesereinschätzung zeigt einen ausgeprägten Preisoptimismus. Fast 90 Prozent der Stimmen rechnen mit weiter fallenden Heizölpreisen.

Quelle: esyoil