Internationaler Markt

Die Rohölpreise bleiben seit gestern in der Nähe von 91 Dollar je Barrel. Im Moment gibt es keine neuen Anzeichen dafür, dass sich der Israel-Hamas-Krieg regional ausweiten wird. Vor allem gibt es im Ölkartell OPEC+, abgesehen von Iran, keine Stimmen, die auf eine Eskalation der Lage oder ein Ölembargo setzen. Der Besuch von Präsident Biden verlief ohne Zwischenfälle. Anscheinend ist es gelungen, die Versorgung der Menschen, die in den Süden des Gazastreifens geflohen sind, zumindest in Gang zu bringen.

Eine Wiederholung der Ölpreiskrise von 1973/74 deutet sich also nicht an. Die Forderung Teherans, die Öllieferungen für Israel zu stoppen, ist wohlfeil, denn das Land ist nicht auf der Liste der Öllieferanten. Die Importmengen Israels sind ohnehin so gering, dass sich jederzeit Ersatz finden ließe. Bisher hat sich kein weiterer Petrostaat auf die Seite des Regimes in Teheran geschlagen.

Die Ursache der Explosion auf dem überfüllten Parkplatz des Al-Ahri Hospitals ist weiter umstritten. Während zunächst eine israelische Lenkbombe dafür verantwortlich gemacht wurde, deuten inzwischen zahlreiche Indizien darauf, dass es eine Rakete einer palästinensischen Organisation war, die nicht weit entfernt davon Richtung Israel startete und dann eine Fehlfunktion hatte. Der leicht entzündliche Treibstoff und der Sprengkopf sorgten dann für das Blutbad auf dem Parkplatz, der ein Zufluchtsort für zahlreiche Familien war. Die Welle an Desinformationen, die Twitter/X und andere soziale Medien überflutet, ist allerdings mittlerweile so hoch, dass eine Aufklärung der Tragödie kaum noch durchdringen kann.

Unterdessen kommt der Wiedereintritt Venezuelas in den globalen Ölmarkt voran. Die USA kündigten eine Aufhebung der Sanktionen für sechs Monate an, nachdem sich Regierung und Opposition des gebeutelten lateinamerikanischen Landes über den Ablauf der Wahlen im kommenden Jahr einigen konnten. Caracas darf nun wieder ungehindert Öl exportieren. Große Mengen werden das vorerst nicht sein, denn die Branche ist nach Jahrzehnten der Misswirtschaft in einem desolaten Zustand.

Eher preistreibend wirkten dagegen die allwöchentlichen Daten zum US-Ölmarkt. Nach dem massiven Lageraufbau im letzten Bericht kam nun die Gegenbewegung. Die Rohölbestände schrumpften im Vergleich zur Vorwoche um 4,5 Mio. Barrel. Auch die Lager für Benzin und Diesel/Heizöl wurden abgebaut.

Dafür steigen die Fördermengen in den USA weiter an. Sie liegen derzeit deutliche 1,2 Mio. Barrel pro Tag über dem Vorjahr. Eine enorme zusätzliche Menge, die den halben Ölbedarf Deutschlands decken könnte. Die Ölnachfrage in den USA bleibt nach dem starken ersten Halbjahr unter den Erwartungen. Im Vierwochendurchschnitt steht sie im Moment sogar leicht unter den Vorjahreswerten.

Hier die gestern gemeldeten Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API):

Rohöl: -4,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -3,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,6 Mio. Barrel (API)
Benzin: -2,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,6 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,2 Mio. Barrel pro Tag (1,2 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,2 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. unter Vorjahresniveau)

Die Ölbörsen starten heute Morgen mit leichten Abschlägen. Brent-Rohöl kostet 90,88 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 88,16 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 903,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9483 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0543 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben heute leicht nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von unter 115 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Vor allem die Preise für Gasoil, das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel, ist billiger geworden. Hinzu kommt eine Entspannung auf dem Rhein. Hier werden in den nächsten Tagen höhere Pegelstände und damit niedrigere Frachtkosten erwartet.

Die Zahl der Bestellungen liegt allerdings noch immer über dem Durchschnitt. Der Markt ist recht lebendig. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich auf der zweithöchsten Stufe. Kein Wunder, denn die Verbraucher bleiben pessimistisch: Die tägliche Lesereinschätzung zeigt erneut, dass fast jede zweite Stimme mit einem erneuten Anstieg der Heizölpreise rechnet.

Diese Vorsicht ist berechtigt. Auch wenn die internationalen Ölpreise im Moment auf der Stelle treten, bleibt die Lage in Nahost unberechenbar. Wer nur noch wenig im Tank hat, sollte daher rechtzeitig vorsorgen.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil