Internationaler Markt

Eine große Verliererin in der Corona-Krise ist die US-Ölschieferindustrie. Sie, die die USA in den letzten Jahren zum weltgrößten Ölproduzenten aufsteigen ließ, wird nun Opfer des eigenen Erfolgs. Kontinuierliche Kostensenkungen durch neue Technologien sorgten für eine stetige Steigerung der Förderung und des Ölabsatzes. Mit ihrem Angebot setzten US-Produzenten die OPEC so sehr unter Druck, dass diese sich zur Drosselung der eigenen Produktion gezwungen sah, um die Ölpreise nicht implodieren zu lassen. Dann implodierte der Markt an Covid-19 und mit ihm die US-Ölschieferindustrie.

Viele Firmen gingen pleite. Die Überlebenden versuchen sich nun im Markt zu behaupten. Dabei zeigen sie ein neues Verhalten. Die weiterhin stattfindende Kostensenkung der Produktion wird nicht mehr genutzt, um die Ölförderung zu steigern, sondern um die Unternehmen zu konsolidieren. Die alte Größe der Industrie wird gewollt oder ungewollt nicht mehr erreicht. Den USA und der Welt wird es wahrscheinlich besser gehen, wenn die „the-winner-takes-it-all“-Mentalität tatsächlich in der Mottenkiste der Geschichte verschwindet.

In ihrem aktuellen Monatsbericht berücksichtigt die EIA (Statistikbehörde im US-Energieministerium) die veränderte Betriebsführung der US-Ölschieferindustrie. Das führt zu einer Senkung der Prognose zum globalen Angebotsüberschuss. Die Entwicklung der Nachfrage wird etwas positiver eingeschätzt als vor einem Monat. Der globale Nachfrageschwund wird demzufolge ebenfalls gesenkt. In Summe kommt eine bullische Konstellation zustande. Diese findet sich bisher allerdings nicht in den Ölpreisen wieder. Ursächlich mögen erneute Differenzen von Regierung und Opposition zum US-Hilfspaket, die Situation im Handelsstreit zwischen USA und China sowie die Entwicklung der Corona-Pandemie sein.

Die Börse bietet mit ihren Kursen keine exakte Abbildung des wirtschaftlichen Umfelds. Neben der seismografischen Funktion ist sie unter anderem Wundertüte und Spielcasino. Nachdem heute Morgen das Gegenteil der rationalen Erwartungen gespielt wurde, zeigt sich zur Stunde eine winzige bullische Regung. Dynamik wird vermutlich heute Nachmittag mit der Veröffentlichung der US-Bestandsdaten aufkommen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 42,06 Dollar und das Barrel Brent zu 45,01 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 375,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,85220 Euro. Damit kostet der Euro 1,1732 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise legen kaum messbar zu. Die 3-Monats-Ansicht der aktuellen Heizölpreis-Tendenz lässt den Anstieg erahnen. Noch sind die abwärts gerichteten Trendkanäle in allen Zeitstufen intakt. Vermutlich werden sie aber nach und nach in horizontale Bahnen übergehen. Aus heutiger Sicht ist ein längerfristiges konstantes Niveau der Heizölpreise mit kleineren Ausschlägen nach oben und unten naheliegend.

Im Binnenmarkt geht es erheblich ruhiger zu als zu Hochzeiten des Corona-Lockdowns. Es gibt zwar immer noch alte Aufträge, die ausgefahren werden müssen. Neue Aufträge kommen aber nun gemächlich hinzu. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wird von Kunden weiterhin sehr hoch gehalten. Das Interesse an Heizöl ist allgemein aber deutlich gesunken. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.

Die Heizölpreistrends geben sich weiterhin als Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt, allerdings mit deutlich reduziertem Gefälle.

Das Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen Deutschlands Kaufsignale.

Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Greifen Sie zu, die Heizölpreise sind klare Kaufpreise.

Nachdem gestern an dieser Stelle der Preisvorteil von Heizöl gegenüber Wärmepumpenstrom erläutert wurde, folgt nun ein Hinweis auf die Klimaschädlichkeit der beiden Energieträger. Um diese einfach zu beurteilen, gibt es den sogenannten Primärenergiefaktor (PEF). Für Heizöl ist der Wert 1,1 und für den aktuellen Strommix 1,8. Aus dem Verhältnis der Zahlen leitet sich ab, dass Strom 64 Prozent mehr CO2-Wirkung auf das Klima hat als Heizöl. Eine reine Stromheizung (z.B. Nachtspeicher) ist also deutlich schädlicher als eine Ölheizung. Eine Wärmepumpenheizung liefert aber mehr Wärme als sie Strom verbraucht. Das Verhältnis, in dem das geschieht, ist der Effizienzgewinn. Angegeben wird er mit der Jahresarbeitszahl. Die gängige Jahresarbeitszahl 3 besagt, dass die Wärmepumpenheizung dreimal so viel Wärme liefert, wie sie Strom verbraucht. Für diese Anlage ist die Klimaschädlichkeit somit nur ein 1/3 so groß wie für eine reine Stromheizung. Damit ist sie 45 Prozent weniger schädlich als die Ölheizung. Für diesen Vorteil muss man derzeit im Schnitt 70 Prozent höhere Brennstoffkosten einkalkulieren als für Heizöl. So viel teurer sollte CO2-neutralisiertes Heizöl nicht werden.

Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil