Internationaler Markt
Gestern hatten die Trader die Rohölpreise zwar nicht ganz so weit nach unten gedrückt wie am 9. April. Gleichwohl wird auch dieser Dip als übertrieben empfunden. Ihm folgt eine Gegenbewegung, die zur Stunde andauert. Getragen wird sie heute von chinesischen Tradern, die nach den Feiern zum Tag der Arbeit wieder in den Handel eingestiegen sind und die Gelegenheit des Dips zum Kauf nutzen. Wenn diese Interpretation stimmt, werden sie ihre Positionen bald wieder abstoßen und dem übergeordneten Abwärtstrend seinen Lauf lassen.
Bei der größten Ölgesellschaft der Welt, Saudi Aramco, schätzt man die Chinesen offenbar anders ein. Dort kann man sich trotz aller Widrigkeiten eine wirtschaftliche Erholung vorstellen. Das legt zumindest die Preisliste für Juni nahe. Sie weist für alle nach Asien zu liefernden Rohölsorten eine Steigerung von 20 Cent pro Barrel aus. Der Rest der Welt, klassifiziert in USA, Nord-West-Europa und Mittelmeer, wird ohne Preiserhöhung bedient. Es bleibt allerdings festzustellen, dass für Asien im Vormonat ein Preisrückgang von 2,30 Dollar pro Barrel in der Liste stand.
Vor diesem Hintergrund ist der am Wochenende beschlossene beschleunigte Ausstieg aus den freiwilligen Lieferkürzungen der OPEC-Plus eine aus preislicher Sicht gewagte Aktion. Sie wird mit hoher Wahrscheinlich zu einer Überversorgung des Ölmarkts führen. Nachvollziehbar ist sie nur, wenn sie als Rüge an die notorischen Quotenbrecher in der Allianz verstanden wird. Der zu erwartende Preisverfall trifft alle Ölproduzenten in nach Produktionskosten abgestufter Form. Die geringste Wirkung ist in der Region rund um den Persischen Golf zu erwarten. Der größte Effekt wird in den USA eintreten.
Dort hatten Analysten und Banker bisher ein weiteres Produktionswachstum für dieses und nächstes Jahr prognostiziert. Durch den Ölpreisverfall haben sich die Aussichten aber deutlich eingetrübt. Der führende unabhängige Schieferölproduzent des Landes, Diamondback Energy, sieht die Förderung insbesondere im ertragreichen Permian Basin bereits am Höhepunkt angekommen. Das Unternehmen erwartet, dass die Zahl der aktiven Bohranlagen bis zum Ende des zweiten Quartals um etwa zehn Prozent reduziert wird und anschließend weiter abnimmt. Der scheidende CEO des Unternehmens, Travis Stice, erkennt darin einen Wendepunkt für die amerikanische Ölindustrie, da seiner Meinung nach geologische Grenzen inzwischen schwerer wiegen als technologische Fortschritte und Effizienzsteigerungen.
Das Permian Basin gilt als das größte Ölvorkommen der Welt. Dort wird mit invasiven Methoden und fortschrittlichen Technologien üblicherweise mehr Öl gefördert als im Irak, dem zweitgrößten Produzenten der OPEC. Der Entölungsgrad in den Schieferölregionen der USA ist aufgrund des technischen Fortschritts deutlich höher als bei den Mitgliedern von OPEC und OPEC-Plus. Das Geschäfts ist allerdings auch preissensitiver.
Von dem Absturz an den Ölbörse gestern Früh haben sich die Notierungen mittlerweile erholt. Sie befinden sich nun auf dem Schlussniveau der Börsen zum Wochenende. Damit ist ihr Trend weiterhin klar abgängig. Tiefere Notierungen sollten früher oder später wieder erreicht und möglicherweise unterschritten werden.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 58,18 Dollar und das Barrel Brent zu 61,33 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 590,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8819 Euro. Damit kostet der Euro 1,1336 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise zeigen nach dem jüngsten Einbruch eine Aufwärtsregung, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit folgen sie den internationalen Vorgaben in gedämpfter Form. Es handelt sich um die systemische Glättung der nervösen Börsenschwingungen. Die abwärts gerichteten Trendkanäle werden in allen Zeitansichten bestätigt und erlauben es, von noch tieferen Preisen zu träumen. Immerhin, so günstig wie heute waren sie seit dem 10.01.2022 nicht mehr.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist sehr belebt. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist riesig. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem fast sozialistischen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreissystem gibt in allen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Die Heizölpreise sind definitiv im kaufbaren Bereich. Wer wirklich risikobereit ist, sollte weiter auf Schnäppchen spekulieren. Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil