Internationaler Markt

Der Abgang der Ölpreise fiel in der letzten Woche stärker als erwartet aus. Das führt dazu, dass der Chartverlauf der über drei Wochen gemittelten Preise seit April steiler fällt als im vorausgegangenen Zeitraum der zweiten Amtszeit des unberechenbaren Präsidenten der USA. Die Zunahme des Preisverfalls geht allerdings nicht allein auf das Konto seiner Politik. Die OPEC-Plus hat ebenfalls einen Anteil daran.

Heute Nacht ließ dieser Anteil die Preise geradezu abstürzen. Ursächlich ist eine am Samstag angekündigte zusätzliche Erhöhung der Fördermenge um 0,411 Mio. Barrel pro Tag für Juni. Damit summieren sich die Anhebungen seit April auf insgesamt 0,960 Mio. Barrel täglich. Das entspricht einer 44-prozentigen Rücknahme der zuvor freiwillig vereinbarten Zusatzkürzungen von 2,2 Mio. Barrel pro Tag. Vor allem Saudi-Arabien will mit der Strategie niedriger Preise Druck auf Länder wie Irak und Kasachstan ausüben, die sich in der Vergangenheit nicht an die vereinbarten Fördermengen gehalten haben.

Zur Erinnerung, in den letzten Jahren ging es der Allianz immer um die Aufrechterhaltung des Preisniveaus. Nun wird deutlich, wie brüchig die Einigkeit innerhalb der OPEC-Plus ist. Sollte sich der Rücknahmetakt in der aktuellen Form fortsetzen, wären die freiwilligen Kürzungen ab Oktober Geschichte und das Bündnis vermutlich zerfallen. Dann würden auch die gemeinsam vereinbarten Kürzungen zur Disposition stehen.

In letzter Konsequenz geht es hier um die Flutung des Ölmarkts und einen Preiscrash. Daran kann niemand Interesse haben, auch nicht die Verbraucher, denn einem Crash fallen am Ende die Produktionsmittel zum Opfer. Spätestens dann steigen die Preise wieder steil in die Höhe. Das hat nicht nur die Corona-Krise gezeigt. Bereits jetzt ist Donald Trumps „Drill, Baby, drill“ zu einer hohlen Phrase verkommen, da die aktuellen Ölpreise keinen Investor mehr in die US-Ölindustrie zu locken vermögen. Die Konzerne haben kaum gefasste Ideen über einen neuen Ölfrühling längst wieder verworfen.

Neben der schwer zu bändigenden Angebotsseite drückt die schwache Nachfrage auf die Ölpreise. Der US-Präsident meint sogar, dass der Handel zwischen den beiden Supermächten des Ölmarkts, seinem Land und China, aufgrund der gegenseitig verhängten Strafzölle nahezu vollständig zum Erliegen gekommen sei. Deshalb könne er sich mittlerweile vorstellen, die Zölle auf chinesische Produkte wieder zu senken. Er glaubt das den Chinesen, die neue Handelsbeziehungen mit ihm wünschten, zum Gefallen tun zu sollen. Alles in allem bewertet er diese Entwicklung als positiv, wenngleich die Fairness eines künftigen Handelsabkommen noch unter Beweis zu stellen sei. Zudem machte der Deal-Maker klar, dass die USA auch mit anderen Ländern in Handelsverhandlungen stehen.

Am Ölmarkt stellt man sich indes die Frage, wie viel Nachfrageerholung im Geschäft mit China überhaupt möglich ist. Die Wirtschaft des Landes ist seit Corona schließlich nicht wieder richtig in Fahrt gekommen und neue Entwicklungen wie die E-Mobilität reduzieren den Kraftstoffdurst deutlich.

An einem weiteren Preisrückgang wird kaum ein Weg vorbeiführen. Der nächtliche Absturz an den Ölbörsen ist allerdings nicht das Zeichen dafür. Der wurde bis zur Stunde zu einem nennenswerten Teil wieder glattgestellt. Trendmäßig werden die Notierungen aber vermutlich heute auf Kurs bleiben und fallen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 56,93 Dollar und das Barrel Brent zu 59,98 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 582,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8829 Euro. Damit kostet der Euro 1,1326 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise fallen ausnahmsweise einmal stärker, als die internationalen Vorgaben es nahe legen. Das geht aus den verschiedenen Ansichten der aktuellen Heizölpreis-Tendenz hervor. Sie erfüllen die von den Trendkanälen geweckten Erwartungen vollumfänglich. Teilweise übererfüllen sie diese sogar. Wir sehen derzeit die niedrigsten Heizölpreise seit Anfang 2022. Das dürfte noch nicht das Ende des Fahnenstangenlochs sein.

Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist sehr belebt. Sie ist ähnlich stark wie die Hoffnung auf tiefere Preise. Das ist eine ungewöhnliche Erscheinung. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Das mathematische Tiefpreissystem gibt in allen Regionen der Republik Kaufsignale an.

Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Die Heizölpreise sind definitiv im kaufbaren Bereich. Sie bieten aber auch Anlass, auf Schnäppchen zu spekulieren.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil