Internationaler Markt

Mit der Amtseinführung des unberechenbaren Präsidenten der USA wendete sich der Ölpreistrend abwärts. Die teilweise steile Preisbewegung wurde Anfang Mai gebremst. Über eine dreiwöchige Seitwärtsphase ist sie mittlerweile in eine Aufwärtsbewegung übergegangen. Die preisbildenden Einflüsse sind dabei sowohl bärischer als auch bullischer Natur, wobei sie aktuell ein bullisches Übergewicht haben. Das ist in erster Linie den fortgesetzten Gesprächen zwischen den USA und China zur Beilegung des Zollstreits zuzuschreiben. Die zuvor streng bärisch bewerte Produktionsanhebung der OPEC-Plus wird dabei in den Hintergrund gedrängt.

Die Präsidenten der USA und Chinas telefonierten erstmals seit Januar wieder persönlich. Das Gespräch verlief vermutlich positiv, denn kurz darauf trafen sich hochrangige Delegationen beider Länder in London zu neuen Verhandlungen über den Handelsstreit. Weitere Gespräche sind geplant. Trump zeigte sich wieder einmal optimistisch in der Angelegenheit. Mit der Betonung, dass China ein harter Verhandlungspartner sei, signalisiert er allerdings, dass Peking den amerikanischen Forderungen keinesfalls willfährig gegenübersteht.

Mittlerweile ist klar, dass beide Länder unter erheblichem Druck agieren. Das ergibt sich unter anderem aus aktuellen Handelsdaten. Denen zufolge sind die chinesischen Exporte in die USA im Mai um über 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. In umgekehrter Richtung sanken die Exporte um 18 Prozent. Der aktuelle Anstieg der Ölpreise, ist nur mit einem Erfolg der Gespräche zu rechtfertigen. Sollten diese ergebnislos abgebrochen werden, dürften die Preise wieder einbrechen.

Für die USA und andere Industrienationen ist die de facto Blockade von Seltenen Erden eines der größten Probleme des Handelskonflikts. Das Material kommt für die moderne Wirtschaft zunehmend in den Bedeutungsrang von Öl. Ein chinesischer Exportboykott wiegt sogar schwerer als beispielsweise ein russischer Ölboykott, denn im Gegensatz zu verschiedenen Seltenen Erden gibt es für Öl vielfältige Bezugsalternativen. Mittlerweile vergibt die chinesische Regierung Exportlizenzen für das begehrte Material. Deutsche Automobilhersteller kamen in den Genuss dieser knapp gehaltenen Papiere. Allerdings bleibt die Lage angespannt, da viele Anträge noch unbearbeitet und die Lieferketten weiterhin gestört sind. Einige europäische Zulieferer mussten ihre Produktion bereits drosseln oder unterbrechen.

Neben den Gesprächen mit China stehen für die USA weiterhin die Atomverhandlungen mit dem Iran auf der Agenda. Sie drohen am Verbot jedweder Urananreicherung zu scheitern, die die USA durchsetzen wollen. Der Iran ist um einen Gegenvorschlag bemüht, hat diesen aber noch nicht vorgetragen. Die Verhandlungen sollen Donnerstag fortgesetzt werden. Im unwahrscheinlichen Falle eines Durchbruchs würde erheblich mehr Öl auf den Markt gelangen, da der Iran immer noch zu den größten Ölproduzenten der OPEC gehört.

Die Ölproduktion der OPEC-Plus nahm im Mai nach Schätzungen von Experten nur leicht um 150.000 Barrel pro Tag zu. Diese Steigerung blieb hinter den Möglichkeiten zurück, die die jüngsten OPEC-Plus-Vereinbarungen geboten hätten. Ursprünglich hatten sich die Staaten der Allianz, die ihre Produktion zuvor freiwillig gekürzt haben, auf eine Produktionsausweitung von 411.000 Barrel pro Tag geeinigt. Doch weil der Irak, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate gleichzeitig Ausgleichskürzungen im Umfang von 165.000 Barrel pro Tag leisten sollten und auch Saudi-Arabien unter seiner erlaubten Fördermenge blieb, wurde das Ziel verfehlt. Beobachter sehen ihre Einschätzung dadurch bestätigt, dass die OPEC-Plus den Markt weniger stark mit zusätzlichem Öl überschwemmt, als zunächst befürchtet wurde. Genaue Zahlen zur Lage sollen im nächsten offiziellen Monatsbericht der OPEC veröffentlicht werden.

Die Gemengelage bietet den Börsen aktuell kaum eine Chance, den bärischen Tenor der letzten Monate wieder aufzunehmen. Allerdings wirkt das bullische Potenzial auch ziemlich ausgereizt. Die Ölnotierungen halten sich heute Morgen auf dem Niveau ihrer gestrigen Schlusskurse.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 65,27 Dollar und das Barrel Brent zu 67,05 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 642,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8777 Euro. Damit kostet der Euro 1,1393 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen weiter, wie der 3-Monats-Ansicht der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie orientieren sich damit an den Vorgaben des internationalen Markts. Der durchaus deutliche Preisanstieg ändert nichts am Fortbestand der Abwärtstrends in allen kaufrelevanten Zeitbereichen. Die aktuelle Notierung ist immer noch recht komfortabel zwischen den Grenzlinien positioniert. Hilfsreich für die aus Verbrauchersicht weitgehend positive Entwicklung der Heizölpreise ist und bleibt der Rückgang des Dollars gegenüber dem Euro.

Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist angesichts der Preisentwicklung zurückgegangen. Gleiches gilt für die Hoffnung auf tiefere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem immer noch starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Diese Heizölpreise sind definitiv noch kaufbar.

Quelle: esyoil